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SULZHEIM: 1125 Jahre Sulzheim: Das Werk von 50 Generationen

SULZHEIM

1125 Jahre Sulzheim: Das Werk von 50 Generationen

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    Grundschüler machen mit ihrem Rap dem GIZ eine Freude.
    Grundschüler machen mit ihrem Rap dem GIZ eine Freude. Foto: Elisabeth Kerler

    Um Stehtische mit Variationen von Käse-, Schinken-, und Blätterteigstangen versammeln sich vor allem Personen in besserer Kleidung, schmale, hohe Gläser in der Hand. Eine Gruppe Kinder in roten oder pinken T-Shirts wartet, ein bisschen hippelig, auf ihren Auftritt mit dem Gips-Rap. Trotz Ferienbeginn haben sich über 20 Schüler dafür eingefunden. Gespannt blicken sie mit den Erwachsenen auf die renovierte Zehntscheune des Klosters Ebrach aus dem 17. Jahrhundert, die das zehnjährige Gipsinformationszentrum Sulzheims (GIZ) beheimatet.

    Schon das scheint die Verbindung zwischen dem Gips und der Geschichte des Ortes deutlich zu machen und ein gemeinsames Jubiläum von GIZ und Ort nahezulegen. Dass es zusammenfällt und zusammen gefeiert werden kann, ist allerdings kein Zufall, wie Bürgermeister Jürgen Schwab erklärt: Tatsächlich sei Sulzheim schon letztes Jahr 1125 Jahre alt geworden, das GIZ wird aber erst dieses Jahr zehn. So hat der Ort ein Jahr gewartet. Er erinnert auch an die über 50 Generationen, die in Sulzheim gelebt und gearbeitet und so das heutige Sulzheim ermöglicht haben. „Dieses Erbe wollen wir uns erhalten,“ sagt er.

    Staatssekretär Gerhard Eck betont die „blühende Entwicklung“ seit der Gebietsreform und lobt den Rahmen des Jubiläums – „mit Würde, mit Ehre, mit Niveau“.

    Gerhard Ahles dagegen beleuchtet den Anlass der Feier genauer: Dazu erklärt er in seinem Vortrag gut verständlich die Hintergründe der urkundlichen Ersterwähnung vom 12. Januar 891 mit gutem Medieneinsatz. Eine Kopie dieser Urkunde wurde bildtechnisch ausgearbeitet und ist beim Fest im GIZ zu sehen und zu lesen: Dank Herbert Vogt befindet sich unter dem Bild der Urkunde eine deutsche Übersetzung des lateinischen Textes. Aus diesem geht hervor, dass König Arnulf unter anderem Sulzheim, in dieser Schreibweise übrigens, Fridarun auf Fürsprache des Markgrafen Poppo schenkt.

    „Wer sich militärisch mit seinem Gefolge engagierte“, erklärt Ahles viele damalige Schenkungen, „bekam Land“. Markgraf Poppo II. war ein Heerführer des Arnulf, Fridarun wohl eine Verwandte des Markgrafen. Allerdings, so beleuchtet der Vortrag von Ahles, hat Fridarun Sulzheim nicht lange behalten: Bereits nach zwölf Jahren ging die Schenkung an das Bistum Würzburg. Danach kam Sulzheim ans Kloster Ebrach.

    Die Feierlichkeiten gehen am Samstag auch historisch weiter: So führt Oswald Volk mit Günther Radina an der Seite eine etwa 14-köpfige Gruppe Interessierter durch das Dorf und weist auf historische Spuren hin: neben der Zehntscheune des Klosters Ebrach kommt beispielsweise der Kindergarten zur Sprache, der Brunnen mit den verschiedenen Nutzungsbedingungen, die Poststationen, das neue Rathaus, die Kirche, das Pfarrheim sowie die Kreuzigungsgruppe, die sogenannte „Baracke“ aus dem Dritten Reich, die als Ausbildungszentrum für die Hitlerjugend und später als Notunterkunft für Vertriebene gedient hat, die Klosterwirtschaft, ebenso die Apotheke und vieles mehr. Somit konzentriert Volk sich nicht etwa auf eine bestimmte historische Epoche des Ortes Sulzheim, sondern lässt nichts aus.

    Aber auch andere Orte, zu denen es keine Anekdote gab, sprechen die Teilnehmer besonders an: Gerade bei der Apotheke etwa werden Erinnerungen wach, da manche Teilnehmer den letzten Apotheker noch persönlich gekannt haben. Klaus und Petra Tietz etwa freuen sich über das Angebot: „So manche Sachen wären nicht uninteressant,“ sagen sie vorher und betonen: „Wenn das schon mal angeboten wird, sollten wir das auch nutzen.“

    Danach bietet Erhard Rückert die seltene Gelegenheit, das Schloss zu besichtigen. Obwohl ein Teil des Schlosses in der Zwischenzeit auch als Schule genutzt wurde, ist es heute nicht mehr öffentlich zugänglich. Dennoch weckt es bei manchen Erinnerungen, etwa an den Hund des Försters, der im Innenhof des Schlosses gelebt hat. Rückert setzt den Schwerpunkt allerdings etwas historischer: Der historisch am besten belegte Teil des Schlosses ist der „Schüttbau“, in dem damals die schüttfähigen Güter gelagert wurden, und in dem an diesem Tag eine Hochzeit gefeiert wird. Das hohe Dach dieses Gebäudes sei dabei besonders eindrucksvoll, sagt Rückert.

    Das Schloss, das Abt Wilhelm Söllner vom Kloster Ebrach im Jahr 1728 als ein Verwaltungsgebäude 1728 in Auftrag gegeben hat, zeichnet sich durch drei Elemente kunsthistorisch besonders aus. Das Gemälde in der nicht renovierten Kapelle kann nicht betrachtet werden. Das Deckengemälde im Foyer ist jedoch sehr gut zu sehen: Es zeigt den römischen Gott des Handels, Merkur, der mit der Hilfe des obersten Gottes, Jupiter, den römischen Kriegsgott Mars und Minerva, die Göttin der Weisheit und Kriegslist, besiegt. Dieses Thema führt Rückert auf den 30-Jährigen Krieg zurück, in dem das Kloster Ebrach stark gebeutelt worden, dann aber schnell wieder auf die Füße gekommen ist.

    Das dritte Element ist das Tapetenzimmer. Leider trägt es heute keine der wertvollen Tapeten mehr, da sie sehr teuer zu renovieren sind. Auch gibt es keine historischen Hinweise darauf, wie der repräsentative Raum genutzt worden ist, bevor er bis in die 1960er Jahre Treffpunkt und Betraum für die evangelischen Flüchtlinge war. Heute wird das schön renovierte Zimmer als Standesamt genutzt, was gut zur Feiermöglichkeit in den ursprünglichen Stallungen passt.

    „Mir hat es ganz gut gefallen“, resümiert Günther Radina vom GIZ. Auch der Rahmen habe gepasst. Nur: „Es sind zu wenig Sulzheimer da.“

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