Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten
Gerolzhofen
Icon Pfeil nach unten

GEROLZHOFEN: Abschluss nach zehn Jahren Ausgrabungen

GEROLZHOFEN

Abschluss nach zehn Jahren Ausgrabungen

    • |
    • |
    Archäologe Eike Henning Michl forschte zehn Jahre lang in Gerolzhofen und fasste seine Arbeit im Buch „Ausgrabungen in der Wüstung Lindelach – Ein archäologischer Beitrag zur Siedlungsforschung und Sachkultur des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit“ zusammen.
    Archäologe Eike Henning Michl forschte zehn Jahre lang in Gerolzhofen und fasste seine Arbeit im Buch „Ausgrabungen in der Wüstung Lindelach – Ein archäologischer Beitrag zur Siedlungsforschung und Sachkultur des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit“ zusammen. Foto: Foto: Elisabeth Kerler

    Fünf Orte, die einerseits bischöfliche Residenz, andererseits Verwaltungssitz waren, werden für das Bistum Würzburg in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts erwähnt: Würzburg, Frickenhausen am Main, Eltmann bei Bamberg und Leutersdorf bei Meiningen. Der fünfte und letzte war lange verschollen. Bei „Lyndeloch prope Gerolzhouen“ (Lindelach bei Gerolzhofen) sollte er aber liegen.

    Das Rätsel ist gelöst: Nachdem Hans Koppelt bereits in den 1990er-Jahren erste Funde am Kapellberg machte und Vermutungen anstellte, begann 2007 auf Initiative von Dr. Michael Hoppe, dem ehemaligen Leiter der Außenstelle Seehof des bayrischen Landesamtes für Denkmalpflege, Eike Hanning Michl von der Uni Bamberg mit Ausgrabungen.

    Diese konnten über zehn Jahre fortgesetzt werden und trugen in zwei Büchern und einer dreifach ausgezeichneten Promotion Früchte. Das zweite und letzte Buch „Ausgrabungen in der Wüstung Lindelach – Ein archäologischer Beitrag zur Siedlungsforschung und Sachkultur des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit“, stellte Michl nun dem historischen Verein Gerolzhofens vor. Es war mit Mitteln der Dr.-Ottmar-Wolf-Stiftung gedruckt worden. Es bildet den Abschluss der Forschungen um Lindelach und den Kapellberg.

    Wortreich lobte Michl Gerolzhofen und die Gerolzhöfer als „geschichtsbewusste Stadt und Bürger“. Dies sei „keine Selbstverständlichkeit“. Auch wäre der erfolgreiche Abschluss des zweiten Buches niemals ohne die Schriftquellenarbeit von Museumsleiter Bertram Schulz und Monika Decosters Arbeit an der Keramik sowie als Lektorin möglich gewesen. Er habe „Unterstützung von allen Seiten“ erhalten.

    „Ich bin immer gern hier gewesen“, erklärte er fast ein wenig wehmütig über die Zeit als Ausgräber in Gerolzhofen. Sabine Wolf, die Vorsitzende des historischen Vereins, verankerte Gerolzhofen noch einmal mit einem kleinen Präsent in Michls Gedächtnis. Inzwischen ist er Wissenschaftlicher Direktor der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt.

    Zehn Jahre seien eine erstaunlich schnelle Durchführung des Projekts, sagte Michael Hoppe. Das sei der tatkräftige Unterstützung aller Beteiligten zu verdanken, betonte er. Damit ist aber nicht nur die Wüstung Lindelach gut erforscht, nein, die „Funde lassen Rückschlüsse auf die ganze Region Nordbayern zu,“ erklärte Ingrid Feil, die Kulturreferentin Gerolzhofens. Michls Buch könnte zu einem Standardwerk für die archäologisch-geschichtliche Siedlungsforschung avancieren, sagte sie.

    Und auch Hoppe prophezeite: Es „dürfte wohl für lange Zeit ein Standardwerk für Archäologen wie heimatkundlich Interessierte bleiben“, da es den ersten Überblick über Entwicklung, Technik und Zierde der mittelalterlichen und neuzeitlichen Keramik im Mainfranken dieser Zeit biete. Es kann nun von jedem Interessierten in der Stadtbibliothek Gerolzhofen eingesehen und entliehen werden. Bereits beim kleinen Sektempfang hatten erste interessiert in den Seiten geblättert.

    Das Geschichtsinteresse der Gerolzhöfer endet nicht mit dem Abschluss der Forschungen um Lindelach. Archäologe Phil Burgdorf von der Uni Bamberg war eingeladen, um über die fränkische Höhlen in der Geschichte zu sprechen.

    Trotz ihres Nutzens als Wasser- und Ressourcenquelle, Lagerstätte und zumindest zeitweilige Wohnstätte, haben Höhlen oft keinen guten Ruf. In vielen Sagen hausen dort der Teufel oder andere schaurige Gestalten. Vor allem Menschen am Rande der Gesellschaft suchten Zuflucht in Höhlen. Noch die SS bildete Soldaten dazu aus, in Höhlensystemen zu kämpfen. Deswegen wurden Höhlen bei Pottenstein in Oberfranken verbunden und zu einer nie genutzten Zuflucht für die NS-Spitze ausgebaut.

    So zeigt sich hier, wie auch am Kapellberg, wie sich Geschichte an Orten versteckt, an denen man es nicht erwartet, und wie sie gefunden und aufgearbeitet werden kann.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden