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Oberspiesheim: Aktionswoche "Tischlein deck dich": Im Kindergarten in Oberspiesheim gibt es jetzt eine andere Tisch- und Esskultur

Oberspiesheim

Aktionswoche "Tischlein deck dich": Im Kindergarten in Oberspiesheim gibt es jetzt eine andere Tisch- und Esskultur

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    Die Kindergartenkinder haben selbst ein Hochbeet angelegt. Ein Teil des Gemüses, das in der Kitaküche zubereitet wird, soll künftig aus dem eigenen Kartenkommen.
    Die Kindergartenkinder haben selbst ein Hochbeet angelegt. Ein Teil des Gemüses, das in der Kitaküche zubereitet wird, soll künftig aus dem eigenen Kartenkommen. Foto: René Ruprecht

    Bei der Aktionswoche "Tischlein deck dich", die der Freistaat Bayern über das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (ALE) anbot, stand das Thema Tisch- und Esskultur im Fokus. Ein Teilnehmer unter den Kindertagesstätten in ganz Bayern war die Kita "An den Linden" in Oberspiesheim, die sich seit Herbst intensiv mit dem Bereich Essen und Ernährung für Kinder auseinandersetzt. Die Oberspiesheimer wurden als eine von sechs Horten in Unterfranken für ein einjähriges Coaching dazu ausgewählt. Beim Besuch zeigten die Verantwortlichen auf, was sich seither geändert hat.

    Das Haus für die Kinder liegt mitten in Oberspiesheim, dem knapp 650 Einwohner zählenden Ortsteil der Gemeinde Kolitzheim. In dem für diese Zwecke umgebauten ehemaligen Schul- und Rathaus werden insgesamt 95 Kinder aus dem Dorf betreut, vom einjährigen Krippenkind bis zum Ende der Grundschulzeit. Die Kleinen verbringen einen großen Teil ihres Tages in der Einrichtung, sie lernen und spielen nicht nur dort, sie essen auch in der Tagesstätte.

    So sieht gesundes Essen aus!  Begeistert machen die Kinder beim Malen zum Thema gesunde Verpflegung mit.
    So sieht gesundes Essen aus!  Begeistert machen die Kinder beim Malen zum Thema gesunde Verpflegung mit. Foto: René Ruprecht

    Der kirchliche Träger, der St.-Johannis-Verein, hat zusätzlich zu den zwölf Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen mit Sonja Lutz seit zwei Jahren eine Hauswirtschafterin angestellt, die die Mahlzeiten frisch zubereitet. Die Mehrheit der Kinder bringt zwar eine Brotzeit von zuhause mit. Doch aktuell seien dort 30 warme Mittagessen gebucht, mehr gehe nicht, sagt Kindergartenleiterin Katrin Kragl.

    Kinder können beim Kochen zuschauen

    Im Gebäude kocht Hauswirtschafterin Sonja Lutz in einer offenen Küche, die Kinder können ihr nicht nur zuschauen, sie nehmen auch die Gerüche wahr. Bisweilen äußern sie auch ihre Wünsche. "Sie kommen ab und zu und fragen: Kannst du mal wieder Lasagne machen", erzählte Katja Lutz schmunzelnd.

    In der hauseigenen Küche bereitet Hauswirtschafterin Sonja Lutz das Essen für die Kinder zu.
    In der hauseigenen Küche bereitet Hauswirtschafterin Sonja Lutz das Essen für die Kinder zu. Foto: René Ruprecht

    Diesmal bereitete sie Rohrnudeln zu, was bei den Kindern stets gut ankomme, wie Katja Lutz meint. Das Lieblingsessen? "Kartoffelsuppe ist der Renner! Gemüse ist schwieriger, geht aber auch. Man muss es ihnen nur schmackhaft machen und es etwas verstecken, dann essen sie es", so die Hauswirtschafterin. Selbst Kichererbsen-Bratlinge oder Rote-Bohnen-Brownies gingen problemlos, Obst sei sowieso kein Problem.

    Kinder legten ihr eigenes Hochbeet an

    Nahezu alle Zutaten werden regional eingekauft. Ein kleiner Teil vom verwendeten Gemüse und vom Salat soll bald aus dem eigenen Garten am Hort kommen. Dieser Tage durften die Kleinen draußen tatkräftig mit anpacken, um auf dem Grundstück Hochbeete anzulegen. Mit viel Eifer beförderten die Fünf- und Sechsjährigen den angelieferten Boden mit ihren eigens mitgebrachten Schubkarren, um ihn dann auf die Beete zu schaufeln. Angedacht ist, dass die Kinder ihr Gemüse selbst anpflanzen und zu Sonja Lutz in die Küche bringen. "Das wäre der Idealfall", sagt Leiterin Katrin Kragl.

    Ein erfolgreiches Team (von links): Die Erzieherinnen Katrin Kragl und Christina Dlugai sowie die Ansprechpartnerin für Kitaverpflegung in Unterfranken, Gwendolin Hammer.
    Ein erfolgreiches Team (von links): Die Erzieherinnen Katrin Kragl und Christina Dlugai sowie die Ansprechpartnerin für Kitaverpflegung in Unterfranken, Gwendolin Hammer. Foto: René Ruprecht

    Die Leiterin und ihre Kollegin Christina Dlugai waren im Vorjahr auf das vom ALE ausgeschriebene Coaching zum Thema Verpflegung in der Kita aufmerksam geworden. Gemeinsam mit der zuständigen ALE-Betreuerin Gwendolyn Hammer erstellte das Kita-Team dann Speisepläne und erhielt Tipps zu Verbesserungen in vielen Bereichen. Den Rahmen liefert die "Bayerische Leitlinien Kitaverpflegung".

    Gwendolyn Hammer ist bei der Regierung als Beraterin für Ernährung tätig. Ihr Aufgabenfeld reicht von Kitas bis zu Seniorenheimen. Gerade im Kindergartenbereich bestünde viel Informationsbedarf, weiß die Fachfrau. "Wir müssen wieder hin zu mehr pflanzlicher Nahrung", nennt sie eine Maxime.

    Um dem Problem Übergewicht vorzubeugen, müsse man schon den Kleinsten neben gesunder Ernährung ein Bewusstsein und Wertschätzung für Essen und Lebensmittel vermitteln. "Die besten Chancen hat man im Kindergarten, die Kinder zu einem ausgewogenen Essen zu erziehen", sagt Hammer.

    Nachhaltigkeit spielt eine große Rolle

    In der Kita in Oberspiesheim spielt auch Nachhaltigkeit eine Rolle. So wurde das Plastikgeschirr weitgehend abgeschafft, gegessen und getrunken wird aus Glas- und Porzellangeschirr. Scherben gebe es kaum. "Die Kinder können damit umgehen, sie passen viel mehr auf", hat Erzieherin Katrin Kragl festgestellt.

    Bei der Aktion "Tischlein deck dich" gestalteten die Kinder ihre eigenen Untersetzer für Teller und Tassen mit bunten Farben.
    Bei der Aktion "Tischlein deck dich" gestalteten die Kinder ihre eigenen Untersetzer für Teller und Tassen mit bunten Farben. Foto: René Ruprecht

    Sie spricht von der zunehmenden Verantwortung der Erzieherinnen, was die Ernährung anbetrifft: "Die Kinder verbringen eine Großteil ihres Tages im Kindergarten, viele essen hier warm. Wann sehen sie daheim wirklich mal jemand kochen." Deswegen werde in der Kita einmal die Woche in den Gruppen mit den Kleinen gemeinsam gekocht.

    Auch am Essensablauf  wurde im Rahmen des Coachings manches geändert. Die Kinder werden nicht mehr nur bedient, sondern sollen aktiver mithelfen. Lernen durchs eigenes Tun ist gefragt. 

    Und es gibt noch weitere Aktivitäten. Bei der jüngsten Aktion "Tischlein deck dich" gestaltete eine Gruppe ihre eigenen Untersetzer für Teller und Tassen mit bunten Farben. Einen überblick über die Projekte können die Erzieherinnen einsenden. Die besten werden ausgewählt und von einer Fachjury prämiert.

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