Der 14. Oktober 1943 ist in die amerikanische Militärgeschichte als „Black Thursday“ eingegangen. Der „Schwarze Donnerstag“ gilt für die US Air Force als die größte Luftschlacht des Zweiten Weltkrieges, bei der sie durch das Feuer der deutschen Jagdflugzeuge und die Flak 60 schwere Bomber mit rund 600 Mann Besatzung verlor.
Der massive Angriff hinterließ jedoch in Schweinfurt nicht nur verwüstete Industrieanlagen und Wohngebiete. 276 Menschen, Deutsche, Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene, verloren ihr Leben.
Der Angriff wurde von 291 B 17-Bombern, den „Fliegenden Festungen“ geflogen. Einige der schwer bewaffneten Flugzeuge waren schon auf de Weg nach Schweinfurt abgeschossen worden. Das Gros erreichte jedoch um 14.40 Uhr Schweinfurt. Der Angriff dauerte bis 1515 Uhr. Abgeworfen wurden 1200 Sprengbomben, 1500 Brand- und 304 Phosphorbomben. Dabei wurde die Deutsche Star zur Hälfte zerstört. FAG Kugelfischer, VKF und Fichtel & Sachs hatten schwere Schäden zu beklagen, wobei bei F&S allein 101 Bomben einschlugen. Die Schwächung der Produktion war jedoch nicht so stark wie geplant.
Angehörige der Bombersoldaten kommen zum Gedenken
Wenn sich dieses Bombardement heuer zum 75. Mal jährt, kommt erneut eine Delegation aus den USA nach Schweinfurt, um gemeinsam der Opfer zu gedenken und für Frieden und Versöhnung zu werben. Das geschieht auch an dem Mahnmal, das vor 20 Jahren am Spitalseebunker erstellt worden ist. Finanziert wurde es von den früheren Flakhelfern und den Bombersoldaten der 8. US-Luftflotte gemeinsam. . Das „Deutsch-Amerikanische Memorial“ gilt als das einzige dieser Art, das so zustande kam.
Als das Mahnmal im Juni 1998 bei strömendem Regen feierlich übergeben wurde, waren zahlreiche Gäste aus den USA dabei. Sie gehörten zur Second Schweinfurt Memorial Association (SSMA), die in den 1970er-Jahren von einigen der überlebenden Soldaten gegründet wurde und zum Gedenken an die gefallenen Kameraden alljährlich in einer anderen Stadt in den USA zusammenkommt.
Bei vielen Begegnungen Freundschaften geschlossen
Durch den Industriellen Georg Schäfer, der selbst Flakhelfer war, kam es 1996 zu ersten Kontakten zwischen den ehemaligen Gegnern. Aus vielen Begegnungen entwickelten sich enge Freundschaften, die über viele Jahre hinweg gepflegt wurden. 1999 war eine Delegation aus Schweinfurt bei der SSMA zu Gast. Die damalige Oberbürgermeisterin Gudrun Grieser wurde dabei zum Ehrenmitglied ernannt.
Hans-Dieter Schorn, der zu jung war, um selbst Flakhelfer zu werden, hat sich sehr intensiv mit dem Bombenkrieg beschäftigt. Er organisiert auch das Treffen am Wochenende, das wohl das letzte sein wird. Von den US-Soldaten, die die Angriffe auf Schweinfurt flogen, lebt inzwischen keiner mehr. Wenn jetzt eine zehnköpfige Delegation nach Schweinfurt kommt, sind dies Angehörige der zweiten und dritten Generation. Geleitet wird sie von Robert D. McCaleb, dessen Vater H. Kenneth McCaleb 1943 beim Anflug auf Schweinfurt abgeschossen wurde, sich jedoch mit dem Fallschirm retten konnte. Vor fünf Jahren sprach er als Präsident der SSMA am Mahnmal.
2500 Jungen im Alte von 15 bis 17 Jahren bei den Luftwaffenhelfern
Aus dem ursprünglich elfköpfigen Helferkreis um Schorn sind in den letzten Jahren sieben gestorben. Die ältesten noch lebenden Luftwaffenhelfer sind bereits über 90 Jahre alt. Der Jahrgang 1928 war der letzte, der zum Dienst an der Flak herangezogenwurde. Zeitweise waren 2500 Jungen aus ganz Nordbayern im Alter von 15 bis 17 Jahren an den Stellungen in und um Schweinfurt im Einsatz.
Schweinfurt war als Zentrum der deutschen Kugellagerindustrie kriegswichtig und damit ein zentrales, strategisches Ziel der britischen und amerikanischen Bombenangriffe. Der vom 14. Oktober war der zweite nach dem Angriff vom 17. August 1943, weitere 20 sollten folgen. Ihnen fielen nach offiziellen Angaben 1057 Menschen in und um Schweinfurt zum Opfer. Nach aufwändigen Studien in den Belegbüchern von Friedhöfen, Sterberegistern bei den Gemeinden und den Urkunden in den Kirchengemeinden ist Schorn davon überzeugt, dass diese Zahl auf über 1200 korrigiert werden muss. Die Verluste der Angreifer lagen bei 1800 Soldaten, wobei angenommen wird, dass 600 ums Leben kamen.
Gedenken erstmals auch im Landkreis
Das Gedenken beginnt am Sonntag um 10 Uhr in der Gustav-Adolf-Kirche. Anschließend geht es zu einer Kranzniederlegung zum Mahnmal am Spitalseebunker. Am Sonntag gibt es erstmals auch eine offizielle Gedenkveranstaltung im Landkreis, in dem über 20 Flakstellungen standen. Sie findet in Hausen statt, wo am „Black Thursday“ drei Soldaten ums Leben kamen. Ihr B 17-Bomber über Schweinfurt getroffen worden. Sechs Besatzungsmitglieder sprangen über Sennfeld mit dem Schirm ab. Bei einem weiteren öffnete sich der Schirm nicht, so dass er ums Leben kam. Drei der Besatzungsmitglieder stürzten am östlichen Ortsrand von Hausen ab. Sie wurden wie der Soldat in Sennfeld kirchlich beerdigt und später exhumiert und auf einem zentralen Soldatenfriedhof beigesetzt.
Die beiden Pfarrer würdigt Schorn als ausgesprochen mutig. Bei der Feier in der Ortskirche werden Landrat Florian Töpper und Diakon Michael Wahler sprechen. Im Anschluss werden an der Stelle des Absturzes drei Kreuze aufgestellt.