Noch am Donnerstag hatte Oberbürgermeister Sebastian Remelé die sinkenden Inzidenzwerte als "erfreulich" bewertet. Einen Tag später zeigt die Kurve wieder nach oben. Am Freitag meldete das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) gestiegene Zahlen der Neuinfektionen in Stadt und Landkreis Schweinfurt, damit sind auch die Inzidenzwerte nach oben geklettert. Die Zahl der Neuinfizierten der vergangenen sieben Tage pro 100 000 Einwohner lag am Freitag in der Stadt Schweinfurt bei 146 (Vortag 138,5), im Landkreis betrug der Wert 164,6 (Vortag 136,9).

Mit dafür verantwortlich sind zahlreiche Neuinfektionen. Im Vergleich zum Vortag sind im Raum Schweinfurt am Freitag 94 neue Corona-Fälle gemeldet worden. In der Stadt kamen 29 (Vortag zehn) Neuinfizierte dazu, im Landkreis waren es 65 (Vortag 32). 41 Personen müssen laut dem Staatlichen Gesundheitsamt Schweinfurt derzeit in Krankenhäusern behandelt werden, davon befinden sich neun in intensivmedizinischer Behandlung. Zudem wurden zwei neue Todesfälle in Zusammenhang mit einem positiven Coronabefund vermeldet. Dabei handelt es sich um einen 80-Jährigen und einen 88-Jährigen (beide mit Vorerkrankungen) aus dem Stadtgebiet Schweinfurt.
Ein Grund für die hohen Infektionswerte sind die Ausbrüche in Seniorenheimen. Wie bereits berichtet meldete etwa die AWO am Donnerstag, dass bei einer Reihentestung 33 Bewohner und elf Mitarbeiter des Schwebheimer Seniorenzentrums positiv getestet wurden. Nun vermeldete auch die Senioreneinrichtung "Augustinum" in Schweinfurt, dass fünf Bewohner an Corona erkrankt sind. Sie würden nun isoliert behandelt werden. Hinzu komme eine infizierte Mitarbeiterin, heißt es in einer Mitteilung.
Gesundheitsamt spricht von "stabiler Lage"
Waren die sinkenden Werte also nur eine kurze Verschnaufpause? Und bringt der Teil-Lockdown im Raum Schweinfurt überhaupt etwas? Grundsätzlich darf der deutliche Anstieg vom Freitag nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Zahl der Neuinfektionen in den vergangenen Wochen stabilisiert hat. Hinzu kommt eine weitere gute Nachricht: "Festzustellen ist, dass die Zahl der Kontaktpersonen stark zurückgegangen ist, was auch auf den Lockdown zurückgeführt werden kann", teilte das Landratsamt Schweinfurt auf Nachfrage mit.
Insgesamt seien die Coronafallzahlen im Raum Schweinfurt in den vergangenen Wochen zurückgegangen. Auch wenn das Gesundheitsamt weiterhin täglich neue Positivmeldungen ("täglich zirka 30 bis 50 Neuerkrankungen") vermeldet und sich die Sieben-Tages-Inzidenz aktuell noch weit über dem kritischen Wert von 50 pro 100 000 Einwohner befinde, spricht das Gesundheitsamt derzeit von einer "stabilen Lage".
Verstorbene meist mit Vorerkrankungen
Für das Gesundheitsamt sind mittlerweile rund 150 Mitarbeiter im Einsatz, die alle mit der Kontaktpersonen-Verständigung vertraut oder beschäftigt sind, teilte der Pressesprecher des Landratsamtes, Andreas Lösch, mit. "Wir können die Kontaktpersonen der Kategorie 1 daher alle zeitnah ermitteln." Dass in den vergangenen Wochen vermehrt Todesfälle aufgetreten sind, lasse sich mit den Fallzahlen der vergangenen Wochen begründen. "Die mit Corona infizierten Verstorbenen hatten in der Regel Vorerkrankungen und sind im Alter 70+."

Man hoffe, dass die Zahlen stabil bleiben und wieder stärker sinken. Letztendlich werde aber nur ein Impfstoff zu einer tatsächlichen Kontrolle des Virus führen können. Einen Großteil der Corona-Fälle führt das Gesundheitsamt derzeit auf Senioreneinrichtungen zurück. Außerhalb solcher betroffenen Großeinrichtungen könne das Ausbruchsgeschehen aber weiterhin keinem sicheren Herd zugeteilt werden. Es bleibe "immer noch diffus", so das Landratsamt. Von einem häufig medial genutzten Begriff "Hotspot" nimmt das Schweinfurter Gesundheitsamt Abstand.
Was ist eigentlich ein "Hotspot"?
Die Bundesregierung spreche nur dann von einem Hotspot, wenn es in einer Region mehr als 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen gegeben hat. Heruntergebrochen auf einzelne Veranstaltungen oder Gemeinden wurde diese Zahl nicht, so das Landratsamt. In der Bevölkerung werde der Begriff Hotspot häufig für einen Ort oder eine Veranstaltung genutzt, an der sich eine größere Anzahl an Personen aufgehalten hat und es zu vermehrten Infektionen kam. "Das Gesundheitsamt Schweinfurt hat keinen Wert für einen sogenannten Hotspot festgelegt."
Man spreche vielmehr von einem erhöhten Infektionsgeschehen, welches derzeit vor allem in Pflegeheimen festzustellen ist. Da hier aber Maßnahmen ergriffen werden und – bei sachgemäßer Umsetzung - eine weitere Ansteckung somit unterbunden wird, spreche man nicht von einem Hotspot.