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Grafenrheinfeld: Das Vertrauen war weg: Nachbeben in Grafenrheinfeld

Grafenrheinfeld

Das Vertrauen war weg: Nachbeben in Grafenrheinfeld

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    Grafenrheinfeld: Sabine Lutz ist im Mai als Bürgermeisterin aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten- ihr Abgang verlief aber nicht ganz geräuschlos.
    Grafenrheinfeld: Sabine Lutz ist im Mai als Bürgermeisterin aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten- ihr Abgang verlief aber nicht ganz geräuschlos. Foto: Anand Anders

    Der Abschied war herzlich. Danke, Frau Bürgermeisterin, Sie haben sich um die Gemeinde verdient gemacht, alles Gute für Sie und so weiter. Kein böses Wort fällt an diesem Mittwochabend, 26. Juni, als Sabine Lutz nach elf Jahren als Bürgermeisterin der Gemeinde Grafenrheinfeld verabschiedet wird. Wenige Wochen zuvor im Mai hatte Lutz den Gemeinderat darum gebeten, sie in den vorzeitigen Ruhestand zu versetzen. Die 59-Jährige entschied sich für diesen Schritt aus gesundheitlichen Gründen. Sie leidet an der Nervenkrankheit Multiple Sklerose, es wurde zunehmende schwerer für sie, die Amtsgeschäfte und all die  Termine zu erledigen. 

    Aber nicht nur das hat Sabine Lutz in den vergangenen Jahren zu schaffen gemacht. Ihre zweite Amtszeit  als Rathauschefin ab 2014 war aus zwischenmenschlicher Sicht offenbar oftmals ein Graus: "Ich hatte die letzten fünf Jahre einen unheimlich schweren Stand mit dem Gemeinderat", sagt Lutz. Dass zwischen der Bürgermeisterin  und dem Gemeinderat ein  Graben entstanden war, zeigte sich erst vor kurzem deutlich, als diese Redaktion einen Artikel veröffentlichte, in dem es um die politische Karriere der Sabine Lutz ging und in welchem sich die 59-Jährige kritisch zu einigen Begebenheiten während ihrer Amtszeit äußerte. Man verliere ein grundsätzliches Vertrauen in andere Menschen, erklärte sie. "Denn viele lachen dir ins Gesicht und hintenrum wird dann geschimpft." In einigen Situationen sei ihr Hass und Ablehnung entgegen geschlagen. 

    Gemeinderat kartet nach

    Namen nannte Lutz nicht, aber offenbar fühlten sich einige Gemeinderatsmitglieder angegriffen und schossen zurück. So meldete sich dritter Bürgermeister Ludwig Weth zu Wort und verfasste eine Stellungnahme auch im Namen des zweiten Bürgermeisters Gerhard Riegler sowie aller drei Fraktionssprecher des Gemeinderats der Gemeinde Grafenrheinfeld, die in Auszügen von dieser Redaktion veröffentlicht worden sind. Auch im Gemeinderat wurde die Stellungnahme verlesen, zudem publizierte  Weth diese im Wortlaut am 28. Juni im amtlichen Nachrichtenblatt "Grafenrheinfelder Rundschau" und bezieht sich dabei auf den Zeitungsartikel im Schweinfurter Tagblatt vom 25. Mai dieses Jahres, was zumindest die Frage aufwirft: Warum es nicht dabei belassen? Eigentlich war doch schon alles gesagt...

    "Das sollte bewusst nicht vor ihrer Verabschiedung sein", erklärt Weth dieser Redaktion. Die Veröffentlichung der Stellungnahme im Amtsblatt sei nötig gewesen, weil Sabine Lutz mit ihren Aussagen Dinge verdrehe, Behauptungen aufstelle, die nicht den Tatsachen entsprechen. Etwa die Sache mit ihrer erneuten Kandidatur im Jahr 2014:  Lutz war bei ihrer ersten Kandidatur 2008 noch für die Freie Bürger Liste (FBL) angetreten. Während ihrer ersten Amtszeit bekam sie die Diagnose MS.  Damit ging sie später offen um, informierte das Gremium und die Öffentlichkeit. Weth erinnert sich, dass Lutz ihm im Jahr 2013 mitgeteilt hat, dass sie an MS leide, "dann hat sie mir gesagt, sie kandidiert nicht mehr".

    Der Knackpunkt bei der ganzen Geschichte: Weil die FBL, der auch Weth angehört, davon ausgegangen ist, dass Lutz für eine zweite Amtszeit nicht zur Verfügung steht, stellte die FBL mit Michael Niklaus einen neuen Bürgermeisterkandidaten auf. Auch die anderen Fraktionen (SPD, CSU) gingen offenbar davon aus, Sabine Lutz trete nicht mehr an.  Lutz  sah sich stattdessen ausgebootet, will von ihrer Nichtberücksichtigung als FBL-Bürgermeisterkandidatin aus der Zeitung erfahren haben -  ihr Kampfeswille war damit  geweckt.

    Keinen Rückhalt mehr in der zweiten Amtsperiode

    Sie machte eine eigene Liste auf, kandidierte erneut für das Bürgermeisteramt und gewann. Doch das gegenseitige Vertrauen, dass es laut Weth und auch Lutz zufolge in den ersten Jahren durchaus gegeben habe, war weg. Ein Großteil des Gemeinderats hatte sich von ihr abgewandt. "In der zweiten Amtsperiode hat sie keinen Rückhalt mehr gehabt", räumt Ludwig Weth ein. Ohne Frage sei es da nicht immer leicht für Lutz gewesen, ihr Amt auszuüben, "sie hat sich schwer getan, Mehrheiten zu finden".

    Dabei ging es auch schon einmal anders: "Ich habe ja immerhin sechs Jahre engstens mit ihr zusammengearbeitet", sagt Weth. Als Lutz dann krank wurde, gab es immer häufiger Fehlzeiten und "einige Sitzungen sind global schief gelaufen", erinnert sich Weth. Da hätte sie merken müssen, dass ihre schlimme Erkrankung nicht, wie von ihr erhofft, beherrschbar und mit den Anforderungen an das Bürgermeisteramt vereinbar war. 

    Sabine Lutz: "Ich will nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen."

    Sabine Lutz verspürt nun aber keine Lust mehr, den Streit noch weiter voranzutreiben. Über die Stellungnahme im Amtsblatt hatte sie sich zwar zunächst gewundert ("Ich könnte jetzt die Rechtsaufsicht bemühen"), da es sich bei der Mitteilung kaum um eine amtliche Nachricht handeln dürfte. Dann aber sagt sie, dass sie sich nicht mehr damit beschäftigen möchte. "Irgendwann ist es mal gut. Ich will nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen." Auch Weth mag sie nichts mehr nachtragen: Der dritte Bürgermeister habe sie stets verlässlich vertreten, das "war schon in Ordnung, was er gemacht hat". Ludwig Weth blickt ebenfalls nach vorne und will sich auf den Neuanfang im Rathaus konzentrieren, wenn voraussichtlich am 29. September ein neuer Bürgermeister oder eine neue Bürgermeisterin gewählt wird. Bis dahin regeln er und der zweite Bürgermeister Riegler die Amtsgeschäfte.

    Das Poltern nach ihrem Rücktritt hat Sabine Lutz nun verarbeitet, "ich bin froh, dass ich jetzt meine Ruhe habe". Dankbar sei sie zudem, dass ihr ein würdiger Abschied bereitet worden sei: "Es war eine wunderschöne Verabschiedung und das hat mich mit Sicherheit für vieles entschädigt."

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