Bauteilprüfung – klingt irgendwie nach Beton und komplizierten Metallkonstruktionen. Doch damit hat die Bauteilprüfzentrum Scheller GmbH (BPZS), die am Wochenende ihre zehnjährige Erfolgsstory feiert, nichts zu tun. "Hätten wir vor zehn Jahren gewusst, wie sich alles entwickelt, hätten wir uns vielleicht einen anderen Namen gegeben", so Gründer und geschäftsführender Gesellschafter Christian Scheller.
Die Bauteile, die heute in dem Unternehmen in der Parisstraße im Maintal auf ihre Belastungsfähigkeit und Haltbarkeit getestet werden, haben zu 80 Prozent irgendetwas mit der Autoindustrie zu tun, denn der größte Teil der Kunden kommt aus den Reihen der Zulieferer für die Autoindustrie.
Die Autoindustrie und ihre Zulieferer stehen vor großen Transformationen
Und die hat im Moment reichlich zu prüfen, steht sie doch vor größeren technischen Umwälzungen und Transformationen – Stichwort alternative Antriebe. Was geprüft wird sind vor allem technische Neuentwicklungen, die noch nicht auf dem Markt sind. Bauteil-Prototypen, die bei Scheller sozusagen ihren Härtetest bestehen müssen, bevor sie in der nächsten Fahrzeug-Generation der namhaften Autobauer verwendet werden können, weshalb Geheimhaltung angesagt ist.
Vom Steuergerät für die Fahrzeugelektronik bis hin zum kompletten Autositz oder einer neuen Batterie für ein Elektroauto wird ziemlich alles getestet, was das Autofahren nicht nur angenehm, sondern auch umweltverträglicher machen soll. Da wird gerüttelt, belastet, wahlweise Hitze oder Kälte ausgesetzt und intensive Sonnenbestrahlung simuliert. Umweltsimulationen, so der 40-jährige Ingenieur, der sein Unternehmen als Spin-Off aus seiner Arbeit bei der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt heraus entwickelt hat, gewinnen immer mehr an Bedeutung.
Sonne, Regen, Steinschlag, alles kann simuliert werden um herauszufinden wie sich solche Einflüsse zum Beispiel auf Autolack oder ein Cabrio-Dach auswirken. Um aussagekräftige Ergebnisse zu bekommen, werden keine Einzelstücke, sondern von jedem Produkt ein halbes Dutzend getestet.

Heute, mit mehr als 30 Mitarbeitern (Ingenieure, Techniker, Mechaniker, Kaufleute) ist BPZS nicht nur ein wichtiger Partner der Entwicklungs- und Testabteilungen der lokalen Zuliefererindustrie wie ZF oder Schaeffler. Viel Potential sieht man auch bei anderen überregionalen Kunden, wie zum Beispiel den großen deutschen Autoherstellern, um weitere Entwicklungsdienstleistungen nach Schweinfurt holen zu können.
Qualität wollen alle, aber sie muss bezahlbar sein
Hochwertige Qualität, zusammengebaut aus möglichst kostengünstigen Komponenten, das ist heute der schmale Grat auf dem sich Bauteile, die es in die Massenfertigung schaffen wollen, bewegen. Mitten in der Wirtschaftskrise 2009 hat sich Christian Scheller als Einmannunternehmen mit vier Prüfständen (heute sind es 135 in drei Hallen) selbstständig gemacht.Die Tests, wie sie im Schweinfurter Maintal gemacht werden, entscheiden mit darüber, ob das jeweilige Bauteil auf die Erfolgsspur einbiegt, oder auf dem Abstellgleis landet. Auf dem Weg zu dieser Entscheidung schätzen die Zulieferer unabhängige Expertisen die ein klares Bild darüber abliefern ob ihre Neuentwicklung etwas taugt. Papiere, die die Zulieferer auch brauchen um bei ihren Kunden mit geprüfter Ware punkten zu können.

Und genau dies wird im Bauteilprüfzentrum mit wachsendem Erfolg getan. Aus dem Einmannbetrieb ist ein solider Mittelständler geworden, der 2011in das Maintalumzog. "Mit dem Erwerb eines der aktuell letzten Schweinfurter Industrieflächen von 4000 Quadratmetern in der Straßburgstraße, konnten wir unser Firmengelände auf 10 000 Quadratmeter erweitern", so Christian Scheller. Das Ende der Fahnenstange ist also noch nicht erreicht. Investitionen in Höhe von 3,2 Millionen in ein neues Bürogebäude und weitere Prüffeldhallen sind geplant. Die Baugenehmigungen laufen, bis Ende 2020 will man fertig sein.
Lieber vorher genau hinschauen als nachher das Nachsehen zu haben
Trotz und manchmal auch wegen der Veränderungen in den Entwicklungsabteilungen der Kunden schaut Christian Scheller optimistisch in die Zukunft, haben sich doch die Schweinfurter High-Tech-Dienstleister einen anerkannt guten Namen gemacht. Qualität ist im immer härter werdenden Konkurrenzkampf ein großes Thema, keine Firma will mit Rückrufaktionen ihrer Autos oder Produkte in die Schlagzeilen kommen, lieber vorher noch genauer hinschauen bevor ein Bauteil verfrüht auf den Markt kommt – und dann der Scherbenhaufen zusammengekehrt werden muss.

Das hätte man vielleicht bei einem Küchengerät besser machen sollen, das sich bei Christian Scheller noch verpackt auf dem Schreibtisch findet. Vom Markt genommen, Brandgefahr, so eine erste Diagnose. Warum dass so ist, was man an dem Gerät verändern kann um es in einem neuen Anlauf fit für seine Aufgabe zu machen, lautet hier die Frage. Auch solche Fälle kommen bei Scheller auf den Prüfstand. In einer Klimakammer "schwitzt" unterdessen eine Art Verteilerkasten in der Hitze. Man will herausfinden wie sein empfindliches Innenleben dies verkraftet. Nur zwei Fälle, die die enorme Bandbreite dessen zeigen, was man alles prüfen kann und sollte, wenn man zufriedene Kunden haben will. "Viele unserer Prüfstände haben wir selber entwickelt und gebaut", so Scheller. Kein Prüfteil ist wie das andere, oft muss man mit Ideen und Fingerspitzengefühl den geeigneten Prüfstand aufbauen.

"Ich bin sehr stolz, dass sich unser Unternehmen seit der Gründung 2009 in allen Belangen so dynamisch entwickelt hat", fügt Scheller hinzu. Am Samstag wird gefeiert mit Mitarbeitern, Geschäftspartnern, Wirtschaftsvertretern. Auch OB Sebastian Remelé, Staatssekretär Gerhard Eck und FH-Präsident Professor Robert Grebner stehen nicht nur auf der Gästeliste, sondern werden auch Grußworte sprechen und anstoßen auf auf die Erfolgsgeschichte der Bauteilprüfer vom Maintal.