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Forst: Eklat im Gottesdienst in Forst: So reagiert die Netzgemeinde

Forst

Eklat im Gottesdienst in Forst: So reagiert die Netzgemeinde

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    Die Frauenbewegung "Maria 2.0" sorgt seit Mai dieses Jahres deutschlandweit für Aufmerksamkeit. Dieses Foto steht nicht im Zusammenhang mit den jüngsten Vorfällen in Forst, symbolisiert aber die Haltung der Frauenbewegung Maria 2.0, die auch der katholische Frauenbund in Forst einnimmt:  Es geht um den Protest gegen die männlichen Machtstrukturen in der katholischen Kirche.
    Die Frauenbewegung "Maria 2.0" sorgt seit Mai dieses Jahres deutschlandweit für Aufmerksamkeit. Dieses Foto steht nicht im Zusammenhang mit den jüngsten Vorfällen in Forst, symbolisiert aber die Haltung der Frauenbewegung Maria 2.0, die auch der katholische Frauenbund in Forst einnimmt:  Es geht um den Protest gegen die männlichen Machtstrukturen in der katholischen Kirche. Foto: Karl-Josef Hildenbrand

    In Forst ereignete sich jüngst Erstaunliches. Ein Pfarrer verwies mehrere Frauen der Kirche, weil die seinen Gottesdienst störten und dazu nutzen wollten, um auf ihre Anliegen in Sachen Maria 2.0 aufmerksam zu machen. Die Frauenbewegung Maria 2.0 des katholischen Frauenbunds verlangt unter anderem ein Ende der patriarchalen Machtstruktur in der katholischen Kirche.

    Pfarrer Andreas Heck wollte sich das laut des Berichtes unserer Mitarbeiterin Ursula Lux nicht gefallen lassen und forderte die in weiß gekleideten Protestlerinnen lautstark auf, das Gotteshaus zu verlassen. Die Frauen blieben, die Frauenbund-Ortsvorsitzende Gabi Gressel ergriff stattdessen das Wort und sprach zur Kirchengemeinde. Der Pfarrer fühlte sich vorgeführt und beendete die Vorabendmesse des Hochfests „Mariä-Aufnahme in den Himmel“ vorzeitig.

    Die Berichte dieser Redaktion über den Vorfall vom 14. August lösten eine kontroverse Debatte im Internet aus: War die Aktion des Frauenbunds gerechtfertigt, weil die Frauen sonst von der Kirche nicht gehört werden? Hat der Pfarrer richtig reagiert? War die kleine Kirche in dem 1000-Einwohner-Dorf Forst (Gemeinde Schonungen im Landkreis Schweinfurt) überhaupt der richtige Ort, um die global verankerten Machtstrukturen der katholischen Kirche zu hinterfragen? Und sollte darüber in den Medien berichtet werden und auf welche Weise? Meinungen und Diskussionsbeiträge dazu erreichten unsere Redaktion über mainpost.de, Facebook, per E-Mail und Leserbrief. Das haben wir hier zusammengefasst.

    Reaktionen auf mainpost.de

    „Im Gottesdienst hat die persönliche Provokation der Damen nichts zu suchen, im Gottesdienst geht es nicht um Strukturen oder Macht. Wer das nicht versteht, hat mit Kirche nichts am Hut“, schreibt ein Nutzer auf mainpost.de. Ein weiterer Kommentator hat zwar Verständnis für die Anliegen der Frauen, sieht den Auftritt in der Forster Kirche aber kritisch: „Inhaltlich stimme ich dem Protest der Frauen vollkommen zu, wenn Kirche eine Zukunft haben will, muss sich auch da in den dicksten Betonköpfen etwas tun und ändern! In der Art und Weise, muss ich sagen, war diese Aktion völlig daneben!“

    Der weiße Schal, den die Frauenbundsfrauen der Marienstatue in der Kirche umgehängt haben als Zeichen der Verbundenheit mit Maria, ihrer Schwester im Glauben, wurde von Pfarrer Andreas Heck in einem Gottesdienst empört heruntergerissen. Die Gemeinde ist gespalten.
    Der weiße Schal, den die Frauenbundsfrauen der Marienstatue in der Kirche umgehängt haben als Zeichen der Verbundenheit mit Maria, ihrer Schwester im Glauben, wurde von Pfarrer Andreas Heck in einem Gottesdienst empört heruntergerissen. Die Gemeinde ist gespalten. Foto: Andrea Schneider

    Ein anderer Kommentator findet dagegen gerade das Provokative an der Aktion des Frauenbunds wichtig, da sonst keine Aufmerksamkeit entstünde: „Wer wirklich Veränderung in diesem System erreichen will, der muss konfliktbereit sein – als Frau ganz besonders“, schreibt er. Und weiter: „Ob die Initiative Maria 2.0 etwas bewirken kann weiß ich nicht – aber sie hat keine Chance, wenn sie mit Watte wirft und sich Sorgen darüber macht, ob sich vielleicht einige in ihrem Gottesdienstritual gestört fühlen könnten …“. 

    Die Debatte auf mainpost.de geht dann mitunter auch in die Bereiche Sexismus und Frauenfeindlichkeit: "Ich finde es schon arrogant, wie diese Frauen in der Kirche auftreten und dann alle auf den Pfarrer losgehen", schreibt ein Nutzer.  Und wird noch deutlicher: "(…) Wir erleben dieses Frauenspektakel ebenso in der Politik, weil es keine Männer mehr gibt, nur Knauckerli (sic!)." Er vollendet seine Ausführungen mit dem Satz: "Frauen an die Macht wäre das beste Motto, aber bitte nur bis zur Kirchentüre." Das will ein anderer Kommentator so nicht stehen lassen und antwortet prompt: "Kirche und Pfarrhaus putzen, Pfarrer bekochen und für andere Dienste bereit sein. Das sollen die Frauen tun, ansonsten gefälligst den Mund halten. Das ist leider immer noch das Weltbild der katholischen Kirche und vieler Kommentatoren hier."

    Unterstützung für den Pfarrer

    Andere Nutzer machen sich auch für Pfarrer Andreas Heck stark, der bereits kurz nach dem Vorfall dieser Redaktion erklärt hat, dass er mit der Situation überfordert war. So ist in einem Kommentar auf mainpost.de zu lesen: "Es ist nachvollziehbar, dass ein Priester, der übrigens auch nur ein Mensch ist, emotional reagiert, wenn ohne Absprache ein Festgottesdienst gestört wird und für kirchenpolitische Themen missbraucht wird. Wo bleibt hier die Rücksichtnahme. Dialog sieht anders aus!"

    Der Haussegen hängt schief, in der Kirchengemeinde in Forst. Im Bild die Kirche.
    Der Haussegen hängt schief, in der Kirchengemeinde in Forst. Im Bild die Kirche. Foto: Andreas Lösch

    Auch aus Hecks früheren Kirchengemeinden (ab September 2004 war er Pfarrer in der Pfarreiengemeinschaft Gerolzhofen, Lülsfeld und Oberschwarzach, seit September 2006 ist er Pfarrer vom Schonunger Gemeindeteil Marktsteinach mit den Filialen Abersfeld, Löffelsterz und Rednershof sowie Waldsachsen, und seit April 2015 zudem Leiter der Pfarreiengemeinschaft „Sankt Sebastian am Main, Schonungen“ mit den Pfarreien Schonungen, Hausen und Forst sowie der Kuratie Mainberg) kommt Unterstützung für den Geistlichen: "In Oberschwarzach war Kaplan Heck sehr beliebt und hoch angesehen. Wir können uns eigentlich nur vorstellen, dass es eine längere Vorgeschichte zu dem Thema gibt, die erklärt, warum Pfarrer Heck so überreagiert hat. Wir finden diese Hetzkampagne nicht in Ordnung. Beste Grüße aus Oberschwarzach nach Marktsteinach."

    Aber auch Kritik am Verhalten des Pfarrers wird laut: "Man kann zu Maria 2.0 stehen wie man will – aber wie hilflos, wie überfordert und wie aggressiv der Pfarrer als Repräsentant der katholischen Kirche auf ein paar Frauen reagiert, die in der Kirche einen Veränderungsimpuls auslösen möchten, spricht Bände", schreibt ein Kommentator.

    Reaktionen auf Leserbriefe und weitere Meinungen

    In einem Leserbrief hatte sich Hans Herdegen, Pfarrer im Ruhestand aus Schweinfurt, zu der Causa Forst geäußert. Darin kritisierte er das Verhalten seines Amtskollegen Heck und machte sich für die Belange der Frauenbewegung Maria 2.0 stark. Das jedoch nicht ohne Folgen: Seit der Veröffentlichung seines Schreibens am 19. August im Schweinfurter Tagblatt werde er förmlich "erschlagen von Telefonanrufen", erklärt er dieser Redaktion. Er sei beschuldigt worden, auf einen falschen Bericht "hereingefallen zu sein, denn der Artikel entspreche absolut nicht der Wahrheit", habe der Vorwurf mehrerer Anrufer gelautet. Wenn das der Fall sei, "entschuldige ich mich hiermit öffentlich bei meinem Amtskollegen", schreibt Hans Herdegen. "Ich nehme allerdings nichts von dem zurück, wie in unserer Zeit die katholische Kirche viel mehr als bisher die Frauen mit einbinden muss in alle Aufgaben innerhalb der Kirche. Maria 2.0 ist absolut richtig."

    Ein Leser schreibt zudem per E-Mail: "So wie die Main-Post diese Sache wieder aufbauscht, ist meiner Ansicht nach völlig übertrieben!! Der Pfarrer dieser Gemeinde hatte vollkommen recht, als er von seinem ,Hausrecht' Gebrauch machte, könnte ja jeder kommen und machen was man will."

    Kommentare auf Facbook

    Auch auf Facebook wurde ausgiebig diskutiert, alleine unter dem ersten Artikel-Post zum Thema befanden sich zuletzt 84 Kommentare.

    Ein Nutzer schreibt: „Dass die Presse mit Kamera hier vor Ort war belegt, dass die Störung des Gottesdienstes eine geplante Aktion war und man den Pfarrer ins Messer laufen lassen wollte. (…) Zudem ist eine kleine Pfarrei der falsche Ort, um Strukturen der Weltkirche zu ändern. Da hätten die Damen doch eher nach Rom gemusst." Andere Nutzer zeigen sich dagegen froh, dass die Themen "Frauenrechte in der Kirche" und "veraltete Machtstrukturen" endlich öffentlich diskutiert werden: "Gerade die Presse war wichtig, wie soll sonst die Öffentlichkeit etwas davon mitbekommen. Die Zeiten wo man einfach alles unter den Tisch kehren kann sind zum Glück schon lange vorbei."

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