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Gerolzhofen: Erstklässler pflanzen im Gerolzhöfer Stadtwald zwei Speierlinge, die sie später ihren Enkel zeigen wollen

Gerolzhofen

Erstklässler pflanzen im Gerolzhöfer Stadtwald zwei Speierlinge, die sie später ihren Enkel zeigen wollen

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    Die Klasse 1b der Grundschule Gerolzhofen mit Lehrerin Heike Schmitt pflanzte am Donnerstagmorgen im Mahlholz einen kleinen Speierling. Stadtförster Jochen Schenk hatte zuvor den Kindern Wissenswertes über den Wald vermittelt.
    Die Klasse 1b der Grundschule Gerolzhofen mit Lehrerin Heike Schmitt pflanzte am Donnerstagmorgen im Mahlholz einen kleinen Speierling. Stadtförster Jochen Schenk hatte zuvor den Kindern Wissenswertes über den Wald vermittelt. Foto: Klaus Vogt

    Eine Idee von Benedikt Friedrich (CSU), dem Jugendreferenten im Gerolzhöfer Stadtrat, wurde am Donnerstagvormittag umgesetzt: Die zwei ersten Klassen aus der Grundschule setzten im Stadtwald im Mahlholz zwei Bäume.

    Friedrich hatte, wie berichtet, aus einer CSU-Vorstandssitzung im Frühjahr dieses Jahres die Idee von "Geburtenbäumen" mitgenommen. Dies bedeutet, dass für jedes neugeborene Gerolzhöfer Kind im Wald ein Baum gepflanzt wird. In anderen Kommunen wird dies bereits umgesetzt. Nach Gesprächen mit Stadtförster Jochen Schenk wurde die Idee dann aber verworfen und etwas Neues geboren.

    Es hat sich in der forstlichen Praxis herausgestellt, dass es angesichts der klimatischen Herausforderungen nicht sonderlich zielführend ist, zig standortfremde Setzlinge aus einer Baumschule im Wald zu pflanzen. Deren Überlebenschancen sind eher gering. Erfolgversprechender ist es nach Ansicht der Forstexperten, wenn man auf die Naturverjüngung vor Ort setzt. Denn bei der natürlichen Vermehrung setzen sich diejenigen Bäume durch, die von ihrem Genpool her am besten zum jeweiligen Standort passen.

    Ein Unterrichtstag im Wald

    Friedrich, von Beruf selbst Oberstudienrat, brachte aber auch noch ein pädagogisches Argument ins Spiel. Statt einer Baumspende für einen Säugling sei es besser, gemeinsam mit den Erstklässlern, die im September in der Grundschule in Gerolzhofen eingeschult wurden, einen Unterrichtstag im Wald zu veranstalten und dies mit einer Baumpflanzung zu verbinden. Denn Buben und Mädchen im Alter von sechs Jahren könnten schon einiges mit der Thematik "Wald" anfangen, sagt Friedrich. Das bewusste Erleben einer Baumpflanzung, ein eigener Klassen-Baum im Wald, könnte außerdem die Identifikation mit dem Wald und ein tieferes Verständnis für den Wald und dessen aktuellen Probleme fördern.

    Am Donnerstagmorgen war es nun soweit: Bei regnerisch-windigem Wetter empfingen Stadtförster Schenk und Jugendreferent Friedrich im Mahlholz beim Eingang zum Waldkindergarten nacheinander die zwei ersten Klassen der Gerolzhöfer Grundschule. Andreas Kraus vom städtischen Bauhof hatte die Kinder zuvor mit der "Lok Adler" von der Schule in den Wald kutschiert.

    Kindgerechter Wald-Unterricht

    In einer kleinen Unterrichtsstunde stellte Schenk sehr anschaulich und kindgerecht aufbereitet die Vorzüge des Waldes vor. Er verglich den idealen Wald mit einer möglichst bunten Mischung von unterschiedlichsten Baumarten mit einer Fußballmannschaft, wo jeder, je nachdem auf welcher Position er spielt, auch unterschiedliche Fähigkeiten mitbringen muss. "Mit elf Torhütern gewinnt man kein Spiel", sagte er. Auch ein Wald, der nur aus einer einzigen Baumart besteht, habe wenig Aussicht auf Erfolg. "Denn die Mischung macht's." Und wenn jemand im "Team Wald" plötzlich schwächelt oder ganz ausfällt, beispielsweise weil er Durst hat, dann werde er – wie beim Fußball – ausgewechselt und durch einen neuen Mitspieler ersetzt, der mit der Situation besser zurechtkommt. 

    Schenk führte die Kinder schließlich zu einer auffallend lichten Stelle im Wald, wo mehrere "Teammitglieder des Waldes", sprich Kiefern, in diesem Sommer schon ausgewechselt werden mussten, weil sie wegen Wassermangels schwächelten oder ganz abstarben. Den Buben und Mädchen jeder Klasse kam nun die Aufgabe zu, einen neuen Mitspieler aufs Feld zu bringen: einen Speierling. 

    Schon Tausende neue Speierlinge gezogen

    Die zwei einjährigen Bäumchen haben ihre genetischen Wurzeln im Mahlholz, wo es eine deutschlandweit einmalige Dichte von Speierlingsbäumen gibt, die – wie sich inzwischen zeigt – mit dem immer wärmer werdenden Klima sehr gut zurecht kommen. Bei den Bäumchen handelt es sich also um eine von den Forstexperten propagierte Naturverjüngung, auch wenn diese nicht direkt im Mahlholz stattfand. Schenk und zahlreiche Helfer haben nämlich unter den großen und gesunden Speierlingsbäumen die abgeworfenen Früchte aufgesammelt und eine darauf spezialisierte Baumschule hat daraus mehrere Tausend kleine Sperlinge gezogen.

    Solche Plakate werden bei den neu gepflanzten Speierlingen aufgehängt und erinnern an die erste Pflanzung von zwei Klassenbäumen. Weitere sollen in den kommenden Jahren folgen.
    Solche Plakate werden bei den neu gepflanzten Speierlingen aufgehängt und erinnern an die erste Pflanzung von zwei Klassenbäumen. Weitere sollen in den kommenden Jahren folgen. Foto: Klaus Vogt

    Warum in der Baumschule? Der Speierling ist licht- und wärmebedürftig, nur langsam wachsend, konkurrenzschwach insbesondere gegenüber der Buche und zudem sehr anfällig gegen Wildverbiss. Die Baumart vermehrt sich deshalb in der Natur nur sehr schlecht. Doch selbst das Anziehen junger Pflänzchen in Zuchtanlagen ist äußerst kompliziert. Denn die Samen in den kleinen Äpfelchen haben eine eingebaute Keimhemmung, damit die Nachkommen nicht gleich direkt unterhalb des Mutterbaums aufgehen.

    Die Natur bedient sich hier eines genialen Tricks: Sauen und Füchse fressen die am Boden liegenden Früchte und ziehen weiter. Später werden mit dem Kot der Tiere die Samen des Speierlings ausgeschieden. Und erst dann beginnen sie zu keimen. Denn im Verdauungstrakt der Tiere wurde die Keimhemmung der Samen aufgehoben. In den Zuchtanlagen muss diese Aufhebung der Keimhemmung mangels Fuchs oder Wildschein allerdings künstlich erfolgen.

    Die Enkel werden die Bäume bestaunen

    Nachdem die kleinen Bäumchen gepflanzt und mit einer Kunststoffhülle gegen Wildverbiss geschützt waren, wurden an zwei Pfosten noch entsprechende Plakate angebracht, auf denen über die Klassenbäume informiert wurde. Da die jungen Speierlinge direkt an der geschotterten Forststraße in der Verlängerung vom Waldkindergarten stehen, können die Buben und Mädchen nun in den kommenden Jahren bei Spaziergängen mit ihren Familien beobachten, wie sich ihre Klassenbäume entwickeln. "Und wenn ihr dann mal alt seid, könnt ihr euren Enkelkindern zeigen, was Oma und Opa hier früher mal gepflanzt haben", sagte Schenk. Den Buben und Mädchen gefiel diese Aussicht.

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