Der Klimawandel mit erhöhten Temperaturen, wenig Niederschlag im Sommer und Starkwind-Ereignissen sorgt auch im Gerolzhöfer Stadtwald für zunehmend dramatisch werdende Schäden. Erste "Aufräumarbeiten" im Mahlholz unterhalb der Waldesruh haben jetzt ein Ausmaß angenommen, das so nicht erwartet worden war.
Im Bereich des Mahlholzes hatten Stadtförster Jochen Schenk und die Mitarbeiter des beauftragten Forstbetriebs Bäuerlein aus Wustviel in den vergangenen Wochen alle Hände voll zu tun. Sie mussten bereits abgestorbene oder von Schädlingen befallene Bäume aus dem Wald herausholen. "Es sind in der Summe rund 1700 Festmeter geworden", beschreibt Schenk die dabei angefallene Holzmenge. Ursprünglich hatte er "nur" mit rund 1500 Festmeter gerechnet.
Zahlreiche Kiefer sind bei den extremen Hitze-Spitzen mit Temperaturen um die 40 Grad in diesen Sommermonaten vertrocknet. Aus Sicherheitsgründen wurden jetzt aber nur die Nadelbäume entlang der Wege gefällt. Ihre Stämme wurden am Weg abgelegt, die Kronen bleiben als Totholz im Wald liegen. Die abgestorbenen Kiefern mitten im Wald, die keine Gefährdung für Fußgänger darstellen, bleiben stehen. Neben den Kiefern mussten auch erhebliche Mengen an Fichten gefällt werden, die vom Borkenkäfer befallen sind. Das dritte Sorgenkind im Bunde sind die Eschen, die mit dem von einem aus Ostasien eingeschleppten Pilz verursachten Triebsterben zu kämpfen haben – und diesen Kampf meistens verlieren.
Korrekte Forstarbeiten
Bei der nun vorerst abgeschlossenen Aktion im Mahlholz wird es mittelfristig nicht bleiben können. Denn das Baumsterben geht weiter. Und der Wald verändert dadurch sein Gesicht. "Weitere Kiefer werden absterben", weiß Jochen Schenk schon jetzt. Wenn sie neben den Wegen stehen, werden sie aus Sicherheitsgründen schnellstmöglich gefällt. Allerdings bleiben die Stämme dort dann liegen. Der Einsatz schwerer Forstmaschinen zum Stammrücken ist erst einmal nicht mehr geplant.

Die aktuellen Arbeiten im Wald haben teils erhebliche Spuren hinterlassen. Besorgte Spaziergänger meldeten sich bei der Redaktion und fragten an, ob denn bei den Forstarbeiten im Mahlholz alles korrekt abgelaufen sei. Schließlich handele es sich bei einem Teil das Waldes sogar um ein Naturschutzgebiet. Die Redaktion hat Förster Jochen Schenk mit diesen Bedenken konfrontiert.
Das beauftragte Forstunternehmen habe sehr schonend im Wald gearbeitet, betont Schenk. Und alle seine Anweisungen seien von der Firma exakt umgesetzt worden. "Ich habe es mir dieser Tage extra nochmals angeschaut." Man habe handeln müssen, es war Gefahr im Verzug, sagt der Förster. Man habe mit diesen "Hygiene-Hieben" den Krankheitsfaktor aus dem Wald herausbringen müssen. Der Wald könne künftig sowieso nur überleben, wenn man zu einer natürlichen Waldgesellschaft zurückkehre. Dies bedeutet aber auch: "Alle standortuntypischen Bäume müssen raus."

Vor dem Beginn der Fäll- und Rückearbeiten seien alle wertvollen Bäume, insbesondere die Speierlingsbäume, mit blauen Ringen markiert worden. Und man habe versucht, die Maschinen hauptsächlich nur auf den alten, noch zu erkennenden Rückegassen fahren zu lassen. Die Gassen sind mit grünen Zeichen an den Bäumen markiert. Durch den trockenen Waldboden seien auf den althergebrachten Gassen aus der Zeit früherer Durchforstungen jetzt kaum neue Schäden entstanden, auch wenn es dort momentan "mitunter dramatisch" aussieht.
Verdichtung bleibt
Dies sei aber einfach zu erklären: "Der Wald vergisst nämlich nichts", sagt Schenk. Die Verdichtung des Bodens in den Rückegassen sei unabänderlich und könne auch nicht dadurch behoben werden, indem man nach dem Arbeitseinsatz die aufgeworfenen Fahrspuren oberflächlich nur wieder einebnet. Wenn nun Maschinen nach längerer Zeit wieder mal über eine bereits verdichtete alte Rückegasse fahren, dann werde nur noch der lockere Waldboden oberhalb der Verdichtung aufgewühlt. "Und das sieht halt dramatisch aus."
Allerdings – dies macht Jochen Schenk auch klar – habe man im Mahlholz bei der jüngsten Aktion notgedrungen auch einige neue Rückegassen anlegen müssen. "Wir müssen ja irgendwie zu den kranken Bäumen hinkommen", sagt er. Aber auch hier habe man größtmögliche Vorsicht walten lassen.

Schutz wegen Dolinen
Er wisse selbstverständlich, so Schenk, dass Teile des Mahlholzes unter Naturschutz stehen. Allerdings sei diese Unterschutzstellung damals nicht wegen eines möglicherweise besonderen Baumbestandes erfolgt, sondern alleine wegen dort dort vorkommenden "geologischen Gegebenheiten", sprich den Dolinen. Und darauf habe man selbstverständlich Rücksicht genommen. "Die Dolinen wurden bei unseren Arbeiten in keinster Weise geschädigt", betont der Förster.
Er freue sich, wenn Spaziergänger und Naturliebhaber sich Sorgen über mögliche Waldschäden machen und diese Veränderungen dann auch melden. "Dies zeigt mir, dass die Menschen einen Bezug zum Wald haben. Dass sie den Wald lieben. Und das ist doch toll."