Unstrittig ist unter Vertretern der Landkreispolitik, dass die geplante zivile Nutzung der ehemaligen Conn-Kaserne bei Geldersheim und Niederwerrn eine Chance auf wirtschaftlichen Zuwachs bietet. Doch dem CSU-Fraktionsvorsitzenden im Kreistag, Friedel Heckenlauer, geht es zu langsam voran. Damit stieß er bei den Haushaltsberatungen im Gremium eine Debatte an.
Etwa 200 Hektar ist das Kasernengelände groß. Es soll künftig als Industrie- oder Gewerbegebiet genutzt werden. Dazu haben Stadt und Landkreis Schweinfurt sowie die beiden Anrainergemeinden einen Zweckverband gegründet. In mehreren Gebäuden befindet sich derzeit eine Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge. Den so genannten Motorpool, der durch die B 303 vom restlichen Areal abgetrennt ist, hat die Gemeinde Niederwerrn schon an ein Unternehmen vermittelt.
„Nächste Schritte fehlen“
Die Vermarktung der Kaserne nannte Heckenlauer „das zentrale Thema der Landkreisentwicklung“. Aber es würden die nächsten wesentlichen Schritte nicht gemacht, kritisierte der CSU-Fraktionschef. Damit meinte er die rechtlichen Voraussetzungen für eine künftige Nutzung: Eine dieser Vorbedingungen ist das Aufstellen von Flächennutzungsplänen. Nicht alle Beteiligten hätten entsprechende Beschlüsse gefasst, monierte er. Stellvertretender Landrat Peter Seifert (Niederwerrn) entgegnete, dass der Landkreis einen solchen Plan gar nicht erstellen könne.
Heckenlauer ließ jedoch offen, wen er genau mit seiner Kritik meinte: wahrscheinlich Geldersheim, möglicherweise aber auch Niederwerrn oder die Stadt Schweinfurt.
Von Märchen und Geplätscher
Deutlicher wurde er im Ausdruck: „Es ist nun mal ein Märchen und schlichtweg falsch, wenn argumentiert wird, dass Altlasten- und Eigentumsfragen den Prozess nicht fortführen oder behindern.“ Derzeit wird das Gelände auf Altlasten erkundet; Eigentümer ist der Bund, den die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) vertritt. Heckenlauer warnte davor, das Projekt „dahinplätschern“ zu lassen.
Landrat Florian Töpper (SPD) störte sich vor allem an der Wortwahl: Es würden „keine Anläufe unternommen, um ein ,Geplätscher' zu überspielen“. Vielmehr werde intensiv am Projekt gearbeitet, aber es handelte sich eben um „besondere Herausforderungen“. Nicht umsonst treffe man sich zu Gipfel-Gesprächen mit Kabinettsmitgliedern in München. Zuletzt hatte es ein solches Treffen gegeben, um die Entwicklung des Motorpools voranzutreiben.
Töpper: Keine Geschichten
Töpper unterstrich: „Wir erzählen keine Geschichten.“ Und er forderte auch, dass man auf ein „Bima-Bashing“, also eine öffentliche Beschimpfung, verzichten möge. Immer wieder war in der Vergangenheit der Fortschritt der Konversion des Geländes mit einer vermeintlichen oder tatsächlichen Unbeweglichkeit der Bundesanstalt in Verbindung gebracht worden. Auch SPD, Freie Wähler und FDP stellten in ihren Grundsatzreden die Bedeutung des Conn-Geländes für die wirtschaftliche Entwicklung im Kreis heraus.
Grüne wollen Ackerbau
Auf einen ganz anderen Aspekt wies Walter Rachle (Grüne) hin. Nach seiner Kenntnis wiesen die nicht versiegelten Flächen eine hervorragende Bodenqualität auf. Deswegen schlug er vor, nicht das gesamte Areal für eine gewerbliche Nutzung vorzusehen, sondern mit der Bima auch darüber zu verhandeln, dass auf den „wertvollen Ackerflächen in naher Zukunft wieder Landwirtschaft betrieben werden kann“.