Sorgsamer Umgang mit Trinkwasser, schon bei dessen Gewinnung, ist ein Muss. Weshalb die Wasserversorger zum Schutz vor Verunreinigungen Wasserschutzgebiete ausweisen müssen. Das gilt auch für den Wasserbeschaffungsverband Kaistener Gruppe. Erstaunlicherweise hat dessen dritter Brunnen, seit dem Jahr 2000 vorläufig genehmigt, bis heute kein Schutzgebiet. Der Verband arbeitet seit Jahren daran. Die aktuellen Planungen für alle drei Brunnen sehen nun erheblich größere Schutzzonen vor.
Mitten im Wald, im Kälbertal zwischen Schwemmelsbach und Burghausen, liegt der Brunnen 3. Von außen ein umzäunter Erdhügel mit einer Tür, innen mit einem Brunnenkopf und einer 60 Meter tiefen Pumpe ins Grundwasser hinein. Gebohrt wurde für die Brunnensuche ab 1995, auch fünf Grundwassermessstellen wurden damals errichtet. "Von den Nitratwerten her war er um einiges besser als die anderen beiden Brunnen", weiß Verbandsvorsitzender Anton Gößmann, zugleich Bürgermeister von Wasserlosen.

Die acht Dörfer seiner Gemeinde sind mit Vasbühl, Schraudenbach und Stettbach des Marktes Werneck sowie mit Schwebenried und Neubessingen der Stadt Arnstein Mitglieder im Verband. Er versorgt derzeit 6100 Menschen mit Trinkwasser. Aktuell werden jährlich 240.000 Kubikmeter oder 240 Millionen Liter Wasser verbraucht, im Sommer wie diesen täglich 800 Kubikmeter – oder 800.000 Liter – , im Winter 600.
Kleine Wasserversorgungsverbunde sind in Deutschland häufig
Was als relativ kleiner Wasserversorger erscheint, ist nichts Ungewöhnliches: Gut 5800 Unternehmen versorgen in Deutschland die Bevölkerung mit Trinkwasser. Große Verbünde gibt es vor allem in den nördlicheren Bundesländern.

Die ersten beiden Brunnen der Kaistener Gruppe, dem Namen entsprechend bei Kaisten gelegen, 70 Meter voneinander entfernt und direkt am Pumphaus oder Wasserwerk, waren 1963 in Betrieb genommen worden. Ihr Schutzgebiet mit den Zonen 1 bis 3 im Kaistener Grund – je nach Zeit und Strecke, die das Grundwasser bis zum Brunnen braucht – beträgt derzeit 90 Hektar.
Brunnen 3 liegt etwa einen Kilometer westlich davon. Jetzt soll für alle drei Brunnen das Wasserschutzgebiet 432 Hektar, also fast fünfmal so groß werden, entsprechend des Einzugsgebiets des Wassers: ausgedehnt bis an die südliche Grenze der Schwemmelsbacher Bebauung und sogar teilweise über die A 7 hinweg.

Warum dieser dritte Brunnen bislang kein Schutzgebiet hat, kann Gößmann nicht mehr nachvollziehen. "Es gab Anläufe", weiß er. Und 2007 Einwände einiger Landwirte. Dann 2012 Untersuchungen eines vom Verband beauftragten Geologen, und Differenzen zwischen seinen Ergebnissen und dem Wasserwirtschaftsamt.
Aufwändiges Genehmigungsverfahren bei den Behörden
Weitere Untersuchungen wurden nötig, 2015 beauftragte die Kaistener Gruppe das Büro Baurconsult. "Als Betreiber müssen wir die Unterlagen liefern, die das Landratsamt als Genehmigungsbehörde fordert", sagt Gößmann. "Die Größe des Schutzgebietes legt die Rechtsbehörde fest".
Wie aufwändig das Verfahren ist, zeigen auch die zwei Kartons voller Ordner, die den langwierigen Prozess dokumentieren. Weil für die Brunnen 1 und 2 die Genehmigung 2027 endet, lässt der Verband beim aktuellen Verfahren gleich die gesamte Wasserentnahme aufarbeiten. "Inzwischen sind auch die gesetzlichen Vorschriften strenger geworden."

Ein Thema ist natürlich immer die Nitratkonzentration im Grundwasser. Weil diese beim Brunnen 3 besser ist als bei 1 und 2, wird das geförderte Wasser im Wasserwerk gemischt und dann verteilt. Der Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter wurde zuletzt 2004 und 2005 bei den Brunnen 1 und 2 überschritten.
Bürgermeister Gößmann lobt die örtlichen Landwirte
"Wir haben dann bei einer Bürgerversammlung die Landwirte darauf hingewiesen", erinnert sich Gößmann. "Das ist angekommen". Seitdem verringert sich in allen drei Brunnen kontinuierlich der Nitratgehalt. In diesem März wurden 37,8 mg/l bei Brunnen 1 und 32,6 mg/l bei Brunnen 3 gemessen.
Der Wasserversorger gewährt seit 1993 Ausgleichzahlungen an die Landwirte, wenn ihre Böden unter 45 Nmin an verfügbarem mineralisierten Stickstoff liegen, erläutert technischer Betriebsleiter Matthias Pfeuffer. Für das neue Schutzgebiet wurde die Bayreuther Firma Geoteam 2021 beauftragt, ein Konzept für Ausgleichsmaßnahmen zu erstellen.

Auch wenn die 40 betroffenen Bauern teilweise das vergrößerte Schutzgebiet kritisieren, wegen einiger Dünge-Einschränkungen: "Es nützt doch nichts, wir müssen unser Wasser schützen", unterstreicht Gößmann. "Und die Größe wird nach geologischen Grundsätzen und nach dem Stand der Forschung ermittelt".Aktuell fehlt noch die geophysikalische Untersuchung durch das Wasserwirtschaftsamt. Danach beginnt das Verfahren am Landratsamt mit Beteiligung der Bürger.
Preis pro Kubikmeter Trinkwasser auf 1,25 Euro gestiegen
Viel Geld hat die Kaistener Gruppe in den letzten Jahren in sauberes Trinkwasser investiert: in Bohrungen und Pumpversuche für das Schutzgebiet, in die Sanierung der Hochbehälter Greßthal und Vasbühl und in ein neues Drucksteigerungspumpwerk.

Aktuell stehen die Sanierung des Pumphauses Kaisten – erste Schätzung 1,2 Millionen Euro – und die der Fernleitung Schwemmelsbach-Neubessingen bevor. Das alles kostet, weshalb der Verkaufspreis des Verbands an die Gemeinden von 60 Cent pro Kubikmeter Wasser 2015 auf heute 1,25 Euro gestiegen ist.
Auch wenn es aktuell gut voran geht mit der Sicherung der Wasserversorgung, so wissen Gößmann und Pfeuffer, dass auch bei der Kaistener Gruppe die Grundwasserstände seit 2000 etwa sechs bis sieben Meter gesunken sind. "Irgendwann werden wir größere Wasserverbünde brauchen", ist sich Gößmann sicher.