Beim anstehenden Wahlkampf um den Posten des Schweinfurter Landrats ist es ein bisschen wie in der Fußball-Bundesliga, wenn Bayern München mal nicht Meister geworden ist. Der Seriensieger wird plötzlich zum Jäger. So geht es nun der CSU, wenn sie 2020 das Amt zurückerobern will, das sie 2012 an Florian Töpper (SPD) verloren hat. CSU-Kandidat Lothar Zachmann hat die für die Partei ungewohnte Rolle des Herausforderers angenommen. In Oberwerrn, beim Aschermittwoch "am Tag danach", mit Hauptrednerin Judith Gerlach, füllt er sie erstmals vor großem Publikum aus.
Verweis auf seine Erfahrung
Die etwa zehnminütige Ansprache verrät, auf welche persönlichen Eigenschaften und welche Themen der 51-Jährige in den nächsten Monaten setzen wird und die einen interessanten Wahlkampf erwarten lassen. Der Verweis auf seine langjährige kommunalpolitische Erfahrung vor allem als Bürgermeister von Dingolshausen soll belegen, dass er auch ein Landratsamt leiten kann. Er nennt sich einen "kreativen Macher und Motor". Zachmann spricht über die Entwicklung in seiner Heimatgemeinde. Das solle man sich ruhig mal anschauen: "Wenn sich eine Gruppe anmeldet, führe ich Sie auch persönlich herum."
Die Umnutzung der ehemals von der US-Armee genutzten Conn-Kaserne bei Geldersheim wird er thematisieren. Der Landkreis könne mehr als in den zurückliegenden Jahren dargestellt: "Ja, er muss mehr tun." Ein indirekter Angriff gegen Töpper. Die CSU moniert seit langem, ihr gehe die Konversion zu langsam voran. Dabei ist sie selbst am Prozess beteiligt. Sie stellt fast die Hälfte der Kreisräte. Gegen sie kann Töpper gar keine Politik machen, selbst wenn er es wollte.
Töpper lauscht hochkonzentriert
Töpper sitzt in Oberwerrn im Auditorium. Hochkonzentriert lauscht er der Ansprache seines Herausforderers, er scheint jedes Wort innerlich zu verarbeiten. Was hat Zachmann vor? Wie muss ich mich positionieren? Bevor Zachmann nicht fertig ist, bleibt Töpper sitzen, obwohl er noch einen Paralleltermin bei den Grünen zu absolvieren hat.
Zachmann packt ein weiteres Thema aus, das zu seinem Schwerpunkt werden kann. Die Jungen. Die Gruppe der 15- bis 35-Jährigen sei diejenige, in der die meisten Wegzüge aus der Region zu verzeichnen seien. "Diese Gruppe ist am meisten vernachlässigt worden", sagt er. Dann wird er emotional: "Ich will nicht, dass uns diese Generation an die Linken, die Rechten und die Grünen verloren geht."
Klimaschutz als Wahlkampfthema
In die gleiche Richtung zielt das Thema Klimaschutz. Damit peilt er direkt das Klientel von SPD und Grünen an, die Töpper gemeinsam für 2012 nominiert hatten. Der Landkreis müsse ein Modell-Landkreis für den Klimaschutz werden, ruft Zachmann den CSU-Anhängern zu. Auch wenn in groben Zügen Zachmanns Themenpalette schon definiert ist, fehlen noch Details und Zusätze. Er will in nächster Zeit den Kontakt zur Basis suchen, Themen und Fragestellungen sammeln, aus denen er mit der CSU-Führung das Wahlprogramm erarbeiten will. Offiziell nominiert werden soll Zachmann am 3. Mai. Bravo-Rufe begleiten den 51-Jährigen, als er von der Bühne herabsteigt.
"Coach" Zachmann als Einpeitscher
Zachmann produziert auch eine Stunde nach seiner Rede immer noch Adrenalin. Nachdem der Pulk der Jungen Union sein obligatorisches Foto mit Ministerin Gerlach im Kasten hat, schart Zachmann die Jugend um sich – Wie ein Fußballtrainer nach dem Spiel sein Team. Sie stecken die Köpfe zusammen. Ganz eng. Und wie ein Coach feuert Zachmann sie an, alles zu geben. Dabei hat Oberwerrn erst das Auftaktmatch einer langen Wahlkampf-Saison gesehen. Sie endet am 15. März 2020.