Die städtische Zweifach-Turnhalle am Lülsfelder Weg ist komplett ausgebucht. Neben dem Schulsport nutzen mehrere Gerolzhöfer und auswärtige Vereine die Halle für ihren Freizeitsport, aber auch für Verbandsspiele. Viele Menschen duschen normalerweise, nachdem sie sich sportlich betätigt haben. Am Lülsfelder Weg ist dies allerdings seit einem Jahr nicht möglich. Denn die Duschen sind gesperrt. Der Grund: Legionellenbefall im Leitungswassernetz.
Selbst nach zwölf Monaten hat man das Problem noch immer nicht in den Griff bekommen. Der Turnverein (TV) Gerolzhofen, der die Halle mit verschiedenen Abteilungen nutzt und dafür auch Miete zahlt, wird deshalb langsam ungeduldig. "Gerade den auswärtigen Sportlern kann man diese Situation nicht zumuten", sagt der TV-Vorsitzende Bernhard Krapf. "Warum tut sich hier nichts?" Diese durchaus berechtigte Frage hat diese Redaktion an Gerolzhofens Bürgermeister Thorsten Wozniak weitergeleitet. Der erklärt nun, wo das Problem liegt.
Legionellen können gefährlich werden
Bereits im Oktober 2021 hat die Stadt die Duschen in der Sporthalle schließen müssen, nachdem im Leitungsnetz des Warmwassers Legionellen festgestellt worden waren. Bei Legionellen handelt es sich um Bakterien, die in geringen Mengen praktisch in jedem Wasser vorkommen. Sie vermehren sich aber stark, wenn das Wasser in Hausinstallationen für längere Zeit steht, und wenn die Wassertemperatur nicht wenigstens einmal pro Woche so hochgefahren wird, dass die Bakterien dabei abgetötet werden.
Menschen können die Bakterien über den Wasserdampf, etwa beim Duschen, einatmen. In geringer Konzentration gelten sie als harmlos. Befinden sie sich aber in hoher Konzentration im Duschwasser, können sie dem Menschen durchaus gefährlich werden. Denn wenn die Legionellen in die Lunge gelangen, können sie eine schwere Entzündung auslösen, die insbesondere älteren Menschen Probleme bereiten kann.
Auftrag an Handwerker im November 2021
Als wegen der Corona-Pandemie beim bundesweiten Lockdown kein schulischer Sportunterricht und auch kein Vereinssport in der Zweifachhalle möglich war, konnten sich wegen fehlender regelmäßiger Erhitzung des Duschwassers die Legionellen stark vermehren. Nachdem im Oktober 2021 eine zu hohe Bakterien-Konzentration festgestellt worden war, reagierte die Stadt im November 2021 und beauftragte – wie damals berichtet – eine Sanitärfirma mit der Bekämpfung der Legionellen. Leider sei es aber seitens der Firma "Corona- und materialbedingt" monatelang nicht zur Umsetzung des Auftrags gekommen, bestätigt nun Bürgermeister Thorsten Wozniak auf Anfrage dieser Redaktion. Die Firma wurde erst im April 2022 tätig und begann mit der Entkeimung der Warmwasserleitungen.
Sportler müssen verschwitzt nach Hause
Einer der Hauptnutzer der Halle ist der Gerolzhöfer Turnverein. Dort treffen sich laut Bernhard Krapf die Sportlerinnen und Sportler von "Fit ab 50" und des Mutter- und Kind-Turnens, die Jugendmannschaften der Handballabteilung und der Basketballabteilung, die Basketball-Senioren und auch die Tischtennisspieler halten hier ihre Trainingseinheiten ab. "Den Sportlern bleibt momentan nichts anderes übrig, als nach dem Training verschwitzt nach Hause zu fahren und dort zu duschen", sagt Krapf. Damit könne man noch einigermaßen leben, insbesondere wenn man in Gerolzhofen wohne.
Problematisch sei es aber, so der Vorsitzende, wenn in der Halle Verbandsspiele stattfinden, wenn also auswärtige Sportler anreisen. Die Tischtennisabteilung hält am Freitag ihre Verbandsspiele ab und auch die Basketball-Jugendspiele finden am Lülsfelder Weg statt, wenn es in der Dreifachturnhalle an der Dr.-Georg-Schäfer-Straße zu Terminüberschreitungen kommt. "Dass die Gäste vor ihrer Heimfahrt nicht duschen können, ist ungut", sagt Krapf.
Es sind mehrere Nachbeprobungen nötig
Obwohl die Sanitärfirma inzwischen am Warmwasser tätig wurde, verzögert sich die Freigabe der Duschen tatsächlich bis heute. Die Schuld dafür sieht der Bürgermeister aber nicht bei der Stadt. Denn: "Die Duschen können erst nach erfolgter Instandsetzung und einer anschließenden Nachbeprobung mit Vorlage einer negativ festgestellter Legionellen-Belastung durch ein Fachlabor wieder benutzt werden", beschreibt Wozniak das Vorgehen. Die Trinkwasserverordnung schreibe vor, dass bei so hohen Legionellen-Kontaminationen, wie sie in den Duschen der Zweifachhalle vorgefunden wurden, drei aufeinanderfolgende Nachbeprobungen durchgeführt werden müssen.
Und zwischen den Probeentnahmen, so Wozniak weiter, müsste zudem eine entsprechende Frist eingehalten werden: nämlich zwölf Wochen. "Erst dann darf die nächste Probe entnommen werden." Sollte bei einer dieser Probeentnahme der zulässige Legionellen-Höchstwert an kolonialbildenden Einheiten wieder überschritten sein, startet das ganze Prozedere von vorne – und zwar solange, bis sich dreimal hintereinander die Werte im zulässigen Rahmen befinden.
Es sah zunächst ganz gut aus
Nachdem die beauftragte Firma die Duschköpfe und Armaturen gereinigt, gespült und teilweise erneuert hatte, wurde die erste Nachuntersuchung des Warmwassers im Juni 2022 durchgeführt. "Bei den Duschen wurde dabei fast keine Kontamination mehr festgestellt", berichtet der Bürgermeister. Dann folgte aber die Ernüchterung: Man fand jetzt erhöhte und somit nicht zulässige Werte in der Kaltwasserleitung an den Waschbecken.

Warum sich die Legionellen auch im kalten Wasser so ungewöhnlich stark vermehren können, war zunächst unklar. Man stand vor einem Rätsel. Nun hat man aber die mögliche Ursache gefunden: "Es besteht wohl ein Problem mit der vorhandenen Installation", teilt Bürgermeister Wozniak mit. Vermutlich wurden beim Bau der Halle die Kaltwasserleitungen erstens ohne Isolierung und zweitens viel zu nahe neben den Warmwasserleitungen installiert. Das heißt: Die Warmwasserleitungen erwärmen auch das Wasser in den Kaltwassersträngen. "Die Kaltwasserleitungen mit Chemie zu desinfizieren, ist keine langfristige Lösung, da das Problem auf baulicher Seite besteht", sagt Wozniak.
Es kann teuer werden
Jetzt ist guter Rat teuer. Im wahrsten Sinn des Wortes. "Wenn künftig erneut Kontaminationen festgestellt werden, dann werden wir überlegen müssen, die Installation komplett zu sanieren", so der Bürgermeister. Alle nicht korrekten Installationen müssten ausgetauscht werden. "Das dauert und ist eine kostspielige Lösung." Das Problem dabei: Die Sporthalle müsste für die Dauer der Sanierung komplett geschlossen werden, sowohl für den Schul- als auch für den Vereinssport.