Die Vereinten Nationen haben jüngst globale Zielsetzungen für eine nachhaltige Entwicklung definiert, die die kommenden Jahrzehnte maßgeblich beeinflussen sollen. Aber was oben beschlossen wird, funktioniert nur, wenn es vor Ort gelebt und umgesetzt wird. Die Industrie- und Handelskammer Würzburg-Schweinfurt (IHK) und die Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FH) haben daher eine „Architektur der Nachhaltigkeit“ für Mainfranken diskutiert, basierend auf einer Unternehmensbefragung zu Nachhaltigkeitszielen der mainfränkischen Wirtschaft.
Im Rahmen der Veranstaltung „Nachhaltiges Mainfranken 2030“ im Steigerwaldzentrum in Handthal präsentierte Professor Dr. Harald Bolsinger von der FH die Ergebnisse der Befragung. „Nachhaltigkeitsziele haben für Unternehmen hohen Stellenwert, wenn diese zwischen Nachhaltigkeit und kurzfristigen Ertragspotenzialen abwägen“, heißt es in einer Pressemitteilung.
„Gewinnorientierung und Nachhaltigkeit gehen aus Sicht der Wirtschaft oft Hand in Hand – insbesondere wenn Effizienzfragen berührt werden“, wird der Professor zitiert. Besonders hoch werten mainfränkische Betriebe Faktoren, wie gesellschaftliche Stabilität, Frieden und Gerechtigkeit und verantwortungsvolle Unternehmensführung und Sicherung von Menschenrechten.
Aber auch Themen wie nachhaltige Energieversorgung und Infrastruktur sowie verantwortungsbewusste Aus- und Weiterbildung spielen eine Rolle. Nahezu alle Unternehmen der Befragung sind der Meinung, dass Nachhaltigkeitsziele am besten in Kooperationen realisiert werden können, so die Studie. Mehr als die Hälfte der Betriebe würden sich darüber hinaus einer regionalen Nachhaltigkeitsstrategie mit gemeinschaftlichen Zielen verbindlich anschließen.
„Mit dem erarbeiteten Konzept wollen IHK und FH gemeinsam zur Umsetzung eines nachhaltigen Mainfrankens 2030 anregen. Nachhaltigkeit ist das Leitbild für eine weltweite, aber vor allem auch generationenübergreifende Gerechtigkeit. Daran muss sich die gesellschaftliche, die ökologische und wirtschaftliche Entwicklung orientieren“, wird Sascha Genders zitiert, bei der IHK für Standortpolitik verantwortlich. Die IHKs hätten sich bundesweit dem Leitbild des ehrbaren Kaufmannes verschrieben, um so den Stellenwert des verantwortungsvollen Unternehmertums zu fördern.
Ferdinand zu Castell-Castell eröffnete den Abend vor rund 40 Gästen aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft mit dem Vortrag „Von Generationen für Generationen – Wirtschaften mit Blick in die Zukunft“.
In der anschließenden Podiumsdiskussion diskutierte Jürgen Bode, der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer mit Klaus Hammelbacher, Geschäftsführer von Maintal-Konfitüren (Haßfurt), Lothar Hartmann, Leiter des Nachhaltigkeitsmanagements der Memo AG (Greußenheim), Ferdinand zu Castell-Castell und Professor Bolsinger über Nachhaltigkeit in Unternehmen und in der Region. Die Diskussionsrunde moderierte Jürgen Gläser.