"Wer weiß es? Wenn ihr auf dem Würfel die Vier seht, welche Zahl ist auf der anderen Seite?", will Paulina wissen. "Die Drei" meldet sich Ashani. Obwohl sie noch ein Vorschulkind ist, weiß sie schon, dass die Zahlen auf dem Würfel gegenüberliegender Flächen zusammengezählt immer sieben ergeben. Q 11-Schülerin Paulina betreut gemeinsam mit ihrem Mitschüler Tobias die drei Vorschulkinder Annabelle, Ashani und Arbin im Rahmen ihres Mathematik-P-Seminars am Schweinfurter Celtis-Gymnasium.
"Mit Vorschulkindern die Welt der Mathematik entdecken" ist das Thema des P-Seminars mit Pilotprojekt-Charakter . Zehn Schülerinnen und vier Schüler der Q11, alle 16 oder 17 Jahre jung, kommen seit den Herbstferien und bis zum Ende des Schuljahres immer am Donnerstagnachmittag für eine Stunde in die Kita Maria Theresia. Aufgeteilt auf verschiedene Kleingruppen "beackern" sie mit den Kindern jeweils ein anderes Feld kindgerechter Mathematik. Bei Paulina und Tobias ist es heute der Würfel, der erklärt, ausgeschnitten, bemalt, geklebt und dann mit den richtigen Augenzahlen versehen wird.

In einer anderen Gruppe geht es gleichzeitig sportlich und mathematisch zu, wenn zum Beispiel Weitsprung als Grundlage für Längenvergleiche herangezogen wird. Selbst im Spiel-Garten werden kreative Mathegrundlagen gelegt, wenn Sandhäufchen halbiert und geviertelt und mit der Schaufel gegrabene Löcher nach Volumen geordnet werden. Mengen erfassen, Größen und Gewichte vergleichen, Zahlen kennenlernen, geometrische Formen unterscheiden. Die frühe Förderung mathematischer Fähigkeiten hat viele Gesichter und kann sehr kreativ sein. Die Angebote am Donnerstag beschäftigten sich schwerpunktmäßig mit dem Würfel.

"Die Schülerinnen und Schüler haben sich ausführlich mit dem Bildungsplan für Kindertageseinrichtungen auseinandergesetzt und die darin verankerten Bildungs- und Erziehungsziele für den mathematischen Bereich kennengelernt", so Projektleiterin und Mathelehrerin Karina Nöller. Bis zu den Herbstferien haben sich die Seminar-Teilnehmer zunächst theoretisch mit der Frage beschäftigt, wie viel Mathematik-Verständnis einem Vorschulkind aufgrund seiner Entwicklung überhaupt zuzutrauen ist.
Ein Blick in den Lehrplan der 1. Klasse Grundschule hat geholfen, die Vorschulkinder mathematisch dort abzuholen, wo sie stehen und ihnen durch gezielte Förderung den Einstieg in die Welt der Zahlen zu erleichtern. "Für uns eine echte Win-Win-Situation", so Kita-Leiterin Andrea Hörr. So freuen sich die Kinder darauf, wenn am Donnerstag die Schüler kommen und mit ihnen rechnen, gleichzeitig würden die jungen Gymnasiasten den pädagogischen Beruf kennenlernen.

Dieses "voneinander profitieren" bestätigt auch P-Seminar-Leiterin Karina Nöller, denn ihre Schülerinnen und Schüler bekommen hautnah Einblicke in die pädagogische Arbeit, auch wenn dies unter den strengen Pandemiebedingungen alles andere als einfach war, denn die Kinder kennen ihre Gruppenleitung nur mit Maske. Sie beobachtet die Gruppen und gibt ihnen Feedback, die Inhalte haben die jungen Leute selbst erarbeitet.
Fortschritte der Kinder sind spürbar
Und die sind zufrieden mit den bisherigen Ergebnissen. "Man merkt, wie die Kinder Fortschritte machen und ihr Selbstvertrauen im Umgang mit Zahlen wächst", so Luzia, die sich gut vorstellen kann, selbst einmal Lehrerin zu werden. Spielend Wissen vermitteln, dieses Konzept gefällt auch Amelie, die ebenfalls mit einem pädagogischen Beruf liebäugelt. So öffnet das Projekt den Kindern nicht nur die Tür zur Welt der Mathematik, sondern unterstützt die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 11 auch auf dem Weg zur Berufsfindung.

Annabelle, Ashani und Arbin sind inzwischen dabei, ihre Würfel mit Fingerfarben mit "Augen" zu versehen. Wer noch unsicher ist, was auf "die andere Seite von der Zwei" gehört, der legt sich sieben Stifte daneben, nimmt zwei weg und weiß dann, dass es die Fünf sein muss. Das ginge auch mit Murmeln oder Legosteinen, aber immer mit viel Spaß. Wichtig ist, die verschiedenen Sinne anzusprechen, die Kinder nicht zu überfordern und spielerisch Interesse zu wecken.
Zum Abschluss des Projekts werden die Kinder in die Schule eingeladen, verrät Projekt-Betreuerin Karina Nöller. Auch ein kleines Abschlussfest möchte man machen, wenn Corona es zulässt. Dann wird es auch wieder "irgendetwas mit Mathe" geben, "vielleicht backen wir Zahlenplätzchen".