Immer mehr Kreuzfahrtschiffe schippern auf dem Main. Ob von Amsterdam nach Budapest, oder nur von Köln nach Passau – alle passieren sie auf ihrem Weg viele Staustufen entlang des Mains. Was bedeutet das für die Schleusen? Sind sie dadurch strapazierter als früher? „Nein“, sagt Eva Brückner vom Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) Schweinfurt. „Kreuzfahrtschiffe wollen schön aussehen und fahren sehr vorsichtig hinein. Die machen uns weniger kaputt.“ Viel problematischer für die Schleusen seien die Frachtschiffe, denen ein Kratzer am Rumpf nichts ausmache – der Schleuse aber schon. Aber grundsätzlich gelte: „Die Schiffe werden immer größer und länger.“ In der zwölf Meter breiten Kammer der Schleuse Wipfeld dürfen die Schiffe maximal 11,45 Meter messen.
Bis 29. April steht der durchgehende Schifffahrtsverkehr auf dem Main
Eva Brückner ist Außenbezirksleiterin des WSA mit Sitz in Volkach, für den Mainabschnitt zwischen Schweinfurt und Kitzingen. Vom 12. bis 20. April ist sie mit ihrer Mannschaft und den Arbeitern des Bauhofs Würzburg an der Schleuse im Einsatz: erst einen knappen Tag lang abpumpen, dann bis 13. April Reinigungsarbeiten, ab dem 14. wird dann nur noch vermessen und inspiziert.
Spätestens alle sechs Jahre wird eine Schleuse auf dem Main kontrolliert und grob von Dreck und Schotter gereinigt. Für insgesamt 21 Tage ruht der durchgehende Schifffahrtsverkehr dafür jedes Jahr auf der 760 Kilometer langen transeuropäischen Wasserstraßenverbindung zwischen Main, Main-Donau-Kanal und Donau. Ab 29. April wird es dann überall wieder heißen, „Freie Fahrt“.
2010 sind die Tore erneuert worden
Nach sechs Jahren Inspektionspause ist heuer wieder die Wipfelder Schleuse an der Reihe. Zuletzt, 2010, wurden mit der Revision dort auch neue Schleusentore eingesetzt.„Grob geschätzt, haben die eine Lebenserwartung von 50 Jahren“, sagt Richard Frosch vom Bauhof Würzburg.
Froschs Arbeiter sind am Dienstagmittag gerade dabei, den so genannten Revisionsverschluss zu verankern. Der dichtet an beiden Enden die Schleuse außerhalb der Tore ab. Auch Taucher halfen am Morgen dabei, die acht schwarzen Platten in eine 20 Zentimeter tiefe Rinne zu bugsieren.
Über den Revisionsverschluss ragen nun fünf große Schornsteine. Sie spucken aus tiefem Rachen Wasser, nur kurz werden drei davon abgestellt, damit das Technikerboot die Dichtung an der Mauer befestigen kann. 220 Liter pro Sekunde spuckt jedes Rohr, erklärt Eva Brückner beim Gang über die Brücke. Zwölf Meter misst die Schleuse in der Breite, mit 300 Metern Länge. Mindestens vier Meter Wasser stehen immer darin, damit die Schiffe nicht auf dem Boden aufsitzen. Multipliziert macht das eine Wassermenge von 14,4 Millionen Liter, die abgepumpt werden müssen – so viel wie rund 300 Menschen in einem ganzen Jahr bei einem täglichen Wasserverbrauch von 130 Litern verbrauchen. Bis zum späten Dienstagnachmittag wird es dauern, bis das komplette Wasser raus ist.
Die Schleuse ist 66 Jahre alt
Mit dem Baujahr 1950 ist die Schleuse Wipfeld unter den Mainschleusen „eher eine von den jüngeren“, sagt Eva Brückner. Im Vergleich zu vielen im Rhein-Main-Donau-Kanal, die erst in den 1970er Jahren in leichterer Bauweise konstruiert wurden, seien diese aus der Nachkriegszeit weitaus robuster. Massive Risse und Schäden seien dort keine Seltenheit.
In die Schleuse Wipfeld wird am 20. April auch 66 Jahre nach ihrer Inbetriebnahme wieder Wasser einlaufen – in die frisch gereinigte und generalüberholte Schleusenkammer.