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GRAFENRHEINFELD: Unbehagen nach Abrissplänen für AKW–Türme

GRAFENRHEINFELD

Unbehagen nach Abrissplänen für AKW–Türme

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    Noch stehen die markanten Kühltürme des Atomkraftwerks in Grafenrheinfeld (Lkr. Schweinfurt).
    Noch stehen die markanten Kühltürme des Atomkraftwerks in Grafenrheinfeld (Lkr. Schweinfurt). Foto: Foto: Martina Müller

    Ein Unbehagen mache sich breit, kommentiert die stellvertretende Vorsitzende der Bürgeraktion Umwelt- und Lebensschutz – Bürgerinitiative gegen Atomanlagen (BA-BI), Gaby Gehrold, die Idee, beim Abbau des Atomkraftwerks (AKW) Grafenrheinfeld (Lkr. Schweinfurt), mit den Kühltürmen zu beginnen. „Aus den Augen aus dem Sinn, schnell weg damit, damit möglichst keiner mehr an die auf dem Gelände lagernden Castoren erinnert wird.“ So schreibt sie in einer Stellungnahme zu unseren Berichten über die Pläne von Bernd Kaiser, der für den Rückbau der AKW-Anlage zuständig ist. Er möchte, dass die markanten Kühltürme möglichst schon 2019 aus der Landschaft verschwinden. Die Grafenrheinfelder Bürgermeisterin Sabine Lutz und der Schweinfurter Landrat Florian Töpper nahmen die Idee gelassen auf.

    „Was bezweckt Kaiser mit dem Vorstoß?“, fragen sich jedoch AKW-Gegner, wie Babs Günther, Sprecherin des Schweinfurter Aktionsbündnisses gegen Atomkraft und Edo Günther, der Vorsitzende der Kreisgruppe Schweinfurt des Bund Naturschutz (BUND). „Erwartet er, dass der Bevölkerung damit suggeriert werden kann, das AKW sei kein riskantes Thema mehr, wenn das 'Sinnbild' nicht mehr darauf hinweist?“

    Radioaktiver Müll bleibt am Ort

    Die Tatsache, dass Grafenrheinfeld Atomstandort sei, bleibe völlig unberührt vom Zeitpunkt, zu dem die Kühltürme als weithin sichtbare Marker verschwinden. Das radioaktive Inventar befinde sich weiter am Platz, so Babs Günther und Edo Günther. Hochradioaktiver Müll wird im dezentralen Zwischenlager, dem Brennelementelager BELLA in Castoren aufbewahrt, weil noch kein zentrales Endlager in Aussicht ist. Für schwach- und mittelradioaktiven Müll soll ein weiteres Lager gebaut werden, die Bereitstellungshalle BEHA. Dort sollen die Container mit den strahlenden Abfällen bleiben, bis der Schacht Konrad, ein ehemaliges Eisenerzbergwerk bei Salzgitter, sie aufnehmen kann. Doch auch er steht nach derzeitigen Berechnungen frühestens 2027 zur Verfügung.

    Und daraus können Schweinfurter Aktionsbündnis und BUND durchaus ein Argument für die frühe Sprengung der Kühltürme ableiten: Solange sie stehen, böten sie Markierungen für etwaige Terrorangriffe aus der Luft. Die Grafenrheinfelder Bürgermeisterin Sabine Lutz hatte davon gesprochen, dass die Bauten als Landmarken für militärische Übungsflüge eingesetzt werden.

    Initiativen wollen beteiligt sein

    Grundsätzlich sei gegen den frühen Abriss der Türme nichts einzuwenden, sagt auch die BA-BI. „Aber erst nach gründlicher Prüfung, Gegenüberstellung und Abwägung aller möglichen Alternativen“, so Gaby Gehrold. Besonders wichtig ist der Initiative dabei eine betreiberunabhängige Begleitung in Form eines „Dialogverfahrens“, wie es bei der Stilllegung der Atomanlagen im ehemaligen Forschungszentrum in Geesthacht (Schleswig-Holstein) stattfand. BA-Bi, Schweinfurter Aktionsbündnis und BUND fordern dafür die Einrichtung einer regionalen Begleitgruppe zum Stilllegungsprozess mit gleichberechtigter finanzieller Ausstattung, sowie Beteiligung an Verfahren und Arbeitsprozessen bei Rückbau und „Freimessung“ (der Beurteilung von Abfällen, die auf konventionellen Deponien gelagert werden sollen).

    Wirtschaftliche Überlegungen oder die „optische Lösung einer Gefahrensymbolik“ dürften jedenfalls keinesfalls der Grund für eine schnelle Sprengung der Kühltürme sein, warnt Gaby Gehrold von der BA-BI.

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