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Schweinfurt: Warum Frieden und Demokratie verteidigt werden müssen

Schweinfurt

Warum Frieden und Demokratie verteidigt werden müssen

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    Zwischen 100 und 150 Menschen beteiligten sich am Sonntag in Schweinfurt am Marsch des Friedens anlässlich des Antikriegstages. Hier bewegen sich die Friedensaktivisten auf dem Weg vom Schillerplatz zum Bunker am Spitalseeplatz.
    Zwischen 100 und 150 Menschen beteiligten sich am Sonntag in Schweinfurt am Marsch des Friedens anlässlich des Antikriegstages. Hier bewegen sich die Friedensaktivisten auf dem Weg vom Schillerplatz zum Bunker am Spitalseeplatz. Foto: Helmut Glauch

    Der 1. September 1939 war ein Tag, der die Welt für immer veränderte. Die deutsche Wehrmacht überfiel ohne Kriegserklärung Polen, der Startschuss für den Zweiten Weltkrieg. Millionen Tote, unvorstellbare Zerstörung, Not und Elend waren die Folgen. Der 1. September, der Tag des Kriegsausbruchs, wurde 80 Jahre später in Schweinfurt für einen Marsch des Friedens genutzt. DGB Schweinfurt, PAX Christi, die Initiative gegen das Vergessen und die DFG-VK (Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte Kriegsdienstgegner/innen), mobilisierten gemeinsam zwischen 100 und 150 Menschen, für Frieden und Demokratie auf die Straße zu gehen. Unter ihnen zum Beispiel auch DGB-Regionsvorsitzender Frank Firsching. 

    Gemeinsam für den Frieden. Im Bild von links Klaus Hofmann (Initiative gegen das Vergessen), Hubert Heusinger (Freie Wähler), Tobias Schleyer (IG-Metall Jugend), DGB-Gewerkschaftssekretär Martin Schmidl, Elmar Rachle (PAX Christi), Wolfgang Ziller (Vorsitzender der IG-Metall Senioren in Schweinfurt) und Stadtrat Sinan Öztürk (LINKE).
    Gemeinsam für den Frieden. Im Bild von links Klaus Hofmann (Initiative gegen das Vergessen), Hubert Heusinger (Freie Wähler), Tobias Schleyer (IG-Metall Jugend), DGB-Gewerkschaftssekretär Martin Schmidl, Elmar Rachle (PAX Christi), Wolfgang Ziller (Vorsitzender der IG-Metall Senioren in Schweinfurt) und Stadtrat Sinan Öztürk (LINKE). Foto: Helmut Glauch

    Ein Zeichen setzen für die Freiheit der Wahl, des Wortes und gegen Kriegstreiber, sei in Zeiten, in denen Rechte versuchen die Geschichte umzudeuten, wieder von enormer Wichtigkeit, betonte Gewerkschaftssekretär Martin Schmidl zum Auftakt der Demo. Am Denkmal für Fritz Soldmann an der Ecke Luitpold- und Sattlerstraße hatte man sich versammelt um klar zu machen, dass Gewerkschaften und andere Gruppierungen, die sich dem Frieden verpflichten fühlen, es ernst meinen mit ihrer Forderung "Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus!"

    Demokratie, Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit seien keine Selbstverständlichkeit, sondern ein hohes aber auch zerbrechliches Gut, das erhalten werden müsse – vor allem in Zeiten wachsender Unstabilität, des Aufrüstungswahns und neuer atomarer Bedrohungen. Schmidl erinnerte an den Ausstieg der USA aus dem Atomabkommen, und auch Deutschland habe viele wichtigere Aufgaben wie den Klimawandel oder den sozialen Wohnungsbau, als noch mehr Geld in die Rüstung zu stecken. Man müsse in Zeiten, in denen sich die Welt in neue Handelskriege verstricke, mehr Geld in eine humanitäre Gesellschaft und ein gerechteres Deutschland investieren und durch mehr soziale Gerechtigkeit populistischen Strömungen den Nährboden entziehen.            

    Fritz Soldmann trat für seine Überzeugungen ein – bis zum bitteren Ende

    Kathi Petersen (SPD) erläuterte am Denkmal für Fritz Soldmann dessen Leben und Rolle in der Schweinfurter Stadtgeschichte.
    Kathi Petersen (SPD) erläuterte am Denkmal für Fritz Soldmann dessen Leben und Rolle in der Schweinfurter Stadtgeschichte. Foto: Helmut Glauch

    Einer, der genau für solche Anliegen eingestanden hat, war Fritz Soldmann, an dessen Denkmal man sich versammelt hatte. Kathi Petersen (SPD) erläuterte die persönliche und politische Laufbahn des Sozialdemokraten, Gewerkschafters, Stadtrates, zeitweiligen dritten Bürgermeisters und Landtagsabgeordneten, der sich 1917 der USPD anschloss, weil die SPD entgegen seiner Einstellung immer noch Kriegsanleihen zeichnete, und zum führenden Kopf der kurzlebigen Räterepublik wurde. 

    Soldmann war ein "Anwalt der kleinen Leute", der sich vehement gegen alle Versuche die Demokratie zunichte zu machen stemmte und schließlich dafür im KZ landete. Zwar erlebte er das Ende des Zweiten Weltkrieges noch, gesundheitlich war er aber so stark angeschlagen, dass er wenige Wochen nach Kriegsende starb. Sein Denkmal zeigt keine Büste, sondern einen zerbrechlichen Globus. "Am besten ist, wenn wir in seinem Sinne  weiterarbeiten und Mitwirken, dass diese zerbrechliche Erde nicht noch weiter zerbricht", so Petersen.  

    Der Schillerplatz wurde zum Schauplatz für ein gemeinsames Friedensgebet, vorgetragen von Elmar Rachle von PAX Christi Main-Rhön. Klaus Hofmann von der Initiative gegen das Vergessen verlas im Schatten des Bunkers am Spitalseeplatz Zeitzeugenberichte von Schweinfurtern aus den Tagen des Zweiten Weltkrieges. 1079 Menschen kamen durch Luftangriffe ums Lebens. Zusammen mit den gefallenen Wehrmachtsangehörigen und vermissten Soldaten verloren etwa 3700 Schweinfurter im Zweiten Weltkrieg ihr Leben. "Lüge und Heimtücke sind wesentliche Attribute des Faschismus, sowohl des alten als auch des neuen", betonte Hofmann. Heute, 80 Jahre nach Beginn des Krieges, gebe es wieder starke Kräfte, die die alten Lieder singen und alles dafür tun in ihrem Sinne autoritäre Strukturen zu entwickeln. Eine Entwicklung, der sich Bürger und Staat vehement in den Weg stellen müssten.       

    Geselliger Abschluss am Zeughaus

    Der Friedensmarsch endete am Zeughaus, wo die DFG-VK Kaffee und Kuchen anbot und zu Austausch und Gespräch einlud. 

    Mahnende Worte und bewegende Zeitzeugnisse aus den Zeiten des Zweiten Weltkrieges in Schweinfurt. Klaus Hofmann von der Initiative gegen das Vergessen erläuterte unter anderem wie viel Blut noch sinnlos vergossen wurde, als der Krieg schon beinahe beendet war. Neben ihm Gewerkschaftssekretär Martin Schmidl.   
    Mahnende Worte und bewegende Zeitzeugnisse aus den Zeiten des Zweiten Weltkrieges in Schweinfurt. Klaus Hofmann von der Initiative gegen das Vergessen erläuterte unter anderem wie viel Blut noch sinnlos vergossen wurde, als der Krieg schon beinahe beendet war. Neben ihm Gewerkschaftssekretär Martin Schmidl.    Foto: Helmut Glauch
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