Kerzen – rote noch dazu – gehören einfach zum Advent. Diese Lichter, die gerade in der Weihnachtszeit für Wärme und Freude sorgen, macht Elisabeth Seemann noch schöner und kunstvoller. Denn sie bemalt sie winterlichen Motiven. Ein Adventsbesuch im Zeichen der Farbe Rot bei der 75-jährigen Sömmersdorferin.
Schneebedeckte Tannen, Zwiebelkirchtürme, Häuser und Wiesen sowie jede Menge Schneeflocken zieren die roten Kerzen auf dem Tisch. Weiße Wachsleuchten sind mit roten Weihnachtssternen bemalt. „Ich nehme Dispersionsfarben dafür“, erklärt Elisabeth Seemann, während sie konzentriert mit dem Pinsel grüne Tannen auf weißen Schnee im roten Hinter grund zaubert. Kleine Farbdöschen stehen vor ihr, verschiedene Grüntöne, Braun, Schwarz, Blau. „Blau mische ich ein bisschen in das Weiß des Schnees“, meint sie. „Schnee ist ja nicht reinweiß.“
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Mit Hingabe zieht die Sömmersdorferin ihre Pinselstriche, malt filigrane „Fensterli“ an ihre Häuser und braune Holzzäune auf den weißen Schnee. Etwas Meditatives liegt über diesem Anblick.
„Am schönsten ist das Malen in der Gemeinschaft“, sinniert sie. Jahrelang habe sie mit drei anderen Frauen aus dem Dorf zusammen gemalt. Jetzt aber würde außer ihr nur noch eine zu Farbe und Pinsel greifen.
„Bei mir hapert's halt mit der Zeit“, meint die 75-Jährige. Nach wie vor ist sie für ihre Rumänienhilfe aktiv. Gerade zur Adventszeit gilt es, hunderte von gespendeten Weihnachtspäckchen zu verladen oder gar selbst nach Bibergau bei Dettelbach für den Weitertransport zu bringen.
Aber wenn das erledigt ist, dann nimmt sich Elisabeth Seemann Zeit für das Bemalen von Kerzen. „Ich brauche das,“ sagt sie, „denn wenn ich was geschaffen habe, dann freut mich das, es ist ein gutes Gefühl.“
Wenn die Witwe abends alleine in ihrer Wohnung sitzt, dann greift sie zu Farbe und Pinsel, hört Musik und verschönt Kerzen, Weihnachtskugeln oder früher auch Schachteln. „Ich hab' schon mal ein ganzes Zimmer bemalt“, meint sie lächelnd.
Ihre musische Ader hat Seemann vor vielen Jahren bei einem Malkurs in Trimberg gestärkt. „Bei den Wappen auf der Trimburg sind einige von mir dabei“, erinnert sie sich. Dann übte sie sich in der Bauernmalerei, verzierte Spanschachteln oder Dosen. „Die haben wir dann auf dem Weihnachtsmarkt für einen guten Zweck verkauft.“ Aber Bauernmalerei sei heute nicht mehr so gefragt.
Eine Schale voller matter roter Christbaumkugeln liegt auf dem Tisch, versehen mit zarten weißen Mustern. „Die bemale ich, wie es mir grade einfällt“, sagt Elisabeth Seemann. Solche Exemplare werden auch an diesem Weihnachtsfest an ihrem eigenen Christbaum hängen. Rot, wie Wärme und Liebe, und dazu weiße Engel. Foto: Silvia Eidel