Der Medizin-Nobelpreis für den japanischen Wissenschaftler Tasuku Honjo ist mit Schweinfurt verbunden. Wie 32 andere Nobelpreise übrigens auch. Der Grund liegt im Wissensdurst von vier Männern, die im 17. Jahrhundert neue Wege gingen.
1652 gründeten vier Ärzte die Leopoldina-Akademie in Schweinfurt. Niemals müßig ist das Motto. Johann Lorenz Bausch, Johann Michael Fehr, Georg Balthasar Metzger und Georg Balthasar Wohlfahrt Herren hatten in Italien die Welt der Akademien kennengelernt. Italien war weit weg, aber mit der Akademie konnten sie das Wissen zu sich holen, setzen auf Vernetzung und Teamarbeit, wie man heute sagen würde.
Die klügsten Köpfe der Wissenschaft
Das Konzept ging auf: 100 Jahre nach der Gründung hatte die Akademie Mitglieder in ganz Europa, von Oslo bis Florenz. Die klügsten Köpfe der Wissenschaft wollte und will die Akademie in ihren Reihen vereinigen. Zum Beispiel Goethe, Charles Darwin, Marie Curie, Albert Einstein, Otto Hahn, Werner Heisenberg, Gustav Hertz oder Carl Friedrich von Weizsäcker. 1500 Mitglieder hat die Akademie heute, die seit 1878 in Halle residiert.
Verbindungen nach Schweinfurt gibt es immer noch: Alle zwei Jahre vergibt die Stadt als Gründungsstadt der Leopoldina den Carus-Preis. Er wird an jüngere Wissenschaftler verliehen, die bahnbrechende wissenschaftliche Entdeckungen gemacht haben. Der Festakt ist dann eine gute Chance, einmal einen zukünftigen Nobelpreiträger in der Rathausdiele der Stadt reden zu hören. So zum Beispiel Leopoldina-Mitglied Stefan Hell, der 2014 den Nobelpreis für Chemie bekam.
In die Leopoldina wird man gewählt. Und auch das nur auf Vorschlag eines Mitglieds Die Kandidatur muss drei Lesungen überstehen, in der Fachsektion, in der Klasse und schließlich im Präsidium.
Älteste medizinisch-naturwissenschaftliche Akademie der Welt
Die Leopoldina, seit 2008 Deutsche Akademie der Wissenschaften, ist die älteste ununterbrochen existierende medizinisch-naturwissenschaftliche Akademie der Welt. Tasuku Honjo wurde 2003 in die Leopoldina aufgenommen, teilt die Akademie in einer Pressemitteilung mit.
„Mit dem Nobelpreis werden hier wichtige Erkenntnisse zum grundlegenden Verständnis des Immunsystems gewürdigt. Diese können dazu beitragen, die Behandlung von Krebs entscheidend zu verbessern. Dass mit dem Nobelpreis in diesem Jahr auch ein aktives Leopoldina-Mitglied für seine wegweisende Forschung gewürdigt wird, freut uns umso mehr.“, so Leopoldina-Präsident Professor Jörg Hacker in einer Pressemitteilung.
Der Nobelpreis für Physiologie oder Medizin ist derzeit mit insgesamt neun Millionen schwedischen Kronen (umgerechnet rund 870 000 Euro) dotiert. Honjo, der an der Kyoto University in Japan forscht, erhält den Preis gemeinsam mit James P. Allison vom MD Anderson Cancer Center in Houston). Die beiden Wissenschaftler werden für ihre Arbeit an einer Immuntherapie gegen Krebs, der sogenannten „Immune Checkpoint Therapy“, geehrt.