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Schweinfurt: "Wir müssen hartnäckig und kritisch bleiben."

Schweinfurt

"Wir müssen hartnäckig und kritisch bleiben."

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    Auch in Schweinfurt gehen Schülerinnen und Schüler seit Monaten im Rahmen der Fridays for Future Bewegung auf die Straße und fordern schnellen und besseren Klimaschutz.
    Auch in Schweinfurt gehen Schülerinnen und Schüler seit Monaten im Rahmen der Fridays for Future Bewegung auf die Straße und fordern schnellen und besseren Klimaschutz. Foto: Jonas Keck

    Bisher sieben Mal gab es in diesem Jahr in Schweinfurt Demonstrationen der Fridays for Future-Bewegung, zwei Mal während der Schulzeit, fünf Mal außerhalb des Unterrichts und auch in den Ferien. Eine Gruppe von acht Personen organisiert die Proteste für mehr und besseren Klimaschutz. Im Interview erklären der 18 Jahre alte Schweinfurter Abiturient Sven Turkut und die 17 Jahre alte Gymnasiastin Amy Zietlow, warum sie sich engagieren, was sie selbst in Sachen Klimaschutz tun und warum sie Oberbürgermeister Sebastian Remelés Kritik an den Schulstreiks nicht teilen.  

    Als FFF-Aktivist wird man entweder gefeiert oder angefeindet. Wie ist es so in Schweinfurt, sich für Fridays for Future einzusetzen?

    Amy Zietlow: Grundsätzlich sind die Reaktionen neutral bis sehr positiv. Viele Leute reagieren nicht darauf, wir haben aber auch noch kaum Anfeindungen erlebt. Manchmal rufen Leute etwas Negatives, aber da muss man drüber stehen, wir laufen ja auch durch die Straßen und rufen Sachen.

    Sven Turkut: Es ist ein bisschen zweischneidig. Auf der einen Seite haben wir Applaus bekommen, als wir durch die Straßen gingen, oder während der Kundgebung ein kurzes Daumen hoch. Das sind Gesten, bei denen man sich denkt, die stille Bevölkerung steht hinter uns. Wenn man auf der anderen Seite auf Facebook sich die Kommentare über die Berichterstattung anschaut, sieht man ein überwiegend negatives Bild. Da werden Dinge verallgemeinert oder Sachen wie „Schaut Euch die an, die checken ja gar nichts, lassen sich was eintrichtern und rufen es nach“ gesagt. Mir macht das nichts aus, solange es nur bei Facebook ist, denn ich sehe die Leute, die dahinter stehen, das gibt mir ein gutes Gefühl.

    Sven Turkut und Amy Zietlow organisieren mit einigen anderen Schülern aus verschiedenen Schweinfurter Schulen die Demonstrationen im Rahmen der Fridays for Future Bewegung.
    Sven Turkut und Amy Zietlow organisieren mit einigen anderen Schülern aus verschiedenen Schweinfurter Schulen die Demonstrationen im Rahmen der Fridays for Future Bewegung. Foto: Oliver Schikora

    Was sind Eure Ziele?

    Zietlow: Die allgemeinen Ziele von Fridays for Future für Deutschland sind, dass wir bis 2030 den Ausstieg aus der Kohleverstromung wollen, bis 2035 soll komplett auf erneuerbare Energien gesetzt werden und der CO2-Ausstoß netto null sein. Wir fordern, dass das im Pariser Abkommen ausgemachte 1,5-Grad-Ziel wie von den Vertragsstaaten unterschrieben eingehalten wird.

    Für dieses Jahr fordern wir konkret, dass der Kohleausstieg schon zu einem Viertel vollzogen wird und fossile Energieträger nicht weiter gefördert werden. Außerdem soll eine CO2-Steuer in Höhe von 180 Euro pro Tonne CO2-Ausstoß eingeführt werden. Grundsätzlich geht es darum, dass auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene drastische Veränderungen vorgenommen werden, weil es die Situation verlangt. Es geht auch darum, dass es sektorübergreifend ist, also Mobilität, Industrie, Gebäude, denn es betrifft ja alles.

    Wieso engagiert Ihr Euch, was war der Auslöser?

    Turkut: Ich kann mich noch erinnern, als ich zum ersten Mal einen Artikel las, in dem es um Greta Thunberg ging, die da schon freitags einige Monate lang vor dem schwedischen Parlament mit ihren Plakaten protestierte. Da dachte ich mir: Respekt. Es gab da noch keinen so großen Wirbel wie jetzt, ich hatte aber den Namen im Hinterkopf, als es den Aufruf gab, sich zu engagieren. Greta hat in der ganzen Welt Wellen geschlagen. Ich habe das nachgelesen und dachte mir, das ist etwas, wo ich zu hundert Prozent dahinter stehe und war schon beim ersten Orga-Treffen dabei.

    Zietlow: Ich war früher ehrenamtlich aktiv in der Flüchtlingshilfe, konnte das aber nicht mehr machen, weil es zeitlich schwierig war als ich in Schweinfurt zur Schule ging. Ich war bei der ersten Demonstration gleich Feuer und Flamme und hatte Lust zu helfen, deshalb bin ich seit der zweiten Demonstration auch im Orga-Team. Ich hatte mich schon vorher mit dem Thema auseinander gesetzt und esse zum Beispiel schon seit fünf Jahren kein Fleisch mehr. Das Schöne ist, dass man mit dem Demonstrationen sehr viele Leute erreichen kann.

    "Ich dachte mir, das ist etwas, wo ich zu hundert Prozent dahinter stehe."

    Sven Turkut als er das erste Mal von Greta Thunberg las und beschloss, sich zu engagieren.

    Wie sind aus Eurer Sicht die Verhältnisse in Stadt und Landkreis Schweinfurt? Wird hier genug für den Klimaschutz getan?

    Zietlow: Man kann sicher weltweit betrachtet sagen, dass zu wenig getan wird. Natürlich ist es gut, dass es überhaupt ein Klimaschutzkonzept in Schweinfurt gibt, auch wenn es meines Erachtens viel zu spät gekommen ist angesichts der Tatsache, dass man schon so lange von der Klimakrise weiß. Politiker sprechen oft in Allgemeinplätzen, dieses oder jenes wollen wir erreichen, aber es gibt keine konkreten Maßnahmen, wo man als Bürger sieht, es wird etwas angestoßen. Als Bürger selbst klimafreundlich zu leben ist nicht immer möglich, weil die Rahmenbedingungen nicht gegeben sind.

    Turkut: Mir fehlt die Begeisterung bei der Umsetzung dieser Themen. Die Grundeinstellung ist immer noch nicht die richtige und wenn sich das nicht ändert, wird sich auch nichts merklich zum Besseren wenden.

    Fridays for Future Demonstration in Schweinfurt am Freitag vor den Pfingstferien.
    Fridays for Future Demonstration in Schweinfurt am Freitag vor den Pfingstferien. Foto: Oliver Schikora

    Was sind Eure Ideen, was in Sachen Klimaschutz in Schweinfurt konkret gemacht werden muss, was über das Klimaschutzkonzept hinaus geht?

    Zietlow: Öffentlichkeitsarbeit ist aus meiner Sicht der Schlüssel. Es muss vor allem bei Politikern ankommen, dass Klimaschutz nichts Schlechtes ist, sondern sehr positiv. Es hat nichts mit Verboten zu tun, sondern wenn man Klimaschutz betreibt, tut es den Menschen gut und wenn man klimabewusst lebt, lebt man erwiesenermaßen auch gesünder.

    Für Schweinfurt als Wirtschaftsstandort geht es vor allem um das Thema Mobilität. Es gibt super viele Pendler, da muss man dafür sorgen, dass der ÖPNV viel besser ist. Das muss landkreisweit sein, es geht nicht nur um die Stadt.

    Vor allem die Forderung nach einer drastisch erhöhten CO2-Steuer wird oft kritisiert. Kann man das im ländlichen Raum überhaupt durchsetzen?

    Zietlow: Ich denke nicht, dass es meine Aufgabe ist, ein Konzept vorzulegen, dafür gibt es Regierungen und Politiker, die bezahlt werden, um das zu tun. Ich glaube aber, dass die CO2-Steuer ein sehr gutes Konzept ist, denn es kommt nicht zu mehr Ausgaben, wenn es Steuerkürzungen in anderen Bereichen gibt. Letztendlich hat man dann, wenn man klimafreundlich lebt, weniger Ausgaben.

    "Für Schweinfurt als Wirtschaftsstandort geht es vor allem um das Thema Mobilität."

    Amy Zietlows Forderung, was in Schweinfurt in Sachen Klimaschutz verbessert werden muss.

    Geht man davon aus, dass man 180 Euro pro Tonne CO2 durchsetzen kann, erhöht sich der Benzinpreis pro Liter stark. Wie soll man das hier in der Region auf dem Land bezahlen können, wo man aufs Auto angewiesen ist?

    Zietlow: Deshalb muss eine solche Steuer auch einhergehen mit besserem ÖPNV. Wenn man die Möglichkeit hätte, mit dem Bus zu fahren, würde man günstiger fahren, das hält sich dann die Waage.

    Wie seht Ihr die Bemerkung des OB, er halte das Bestreiken des Unterrichts für sinnwidrig?

    Zietlow: Es erinnert an die Debatte über den Tweet von Christian Lindner von der FDP, der später zurückgerudert ist. Ich glaube, dass der Oberbürgermeister verkennt, wie wichtig das Thema ist. Wir haben bisher nur zwei Mal in der Schulzeit gestreikt, ansonsten immer in unserer Freizeit oder den Ferien, da sieht man ja, dass es uns um das Thema geht. Ich glaube auch, dass Herr Remelé nicht sieht, dass jeder Arbeitnehmer ein Recht hat zu streiken. Man kann nicht streiken, wenn man Freizeit hat. Wenn man auf ein Thema aufmerksam machen will, dass so wichtig ist, muss man manchmal auch zu anderen Maßnahmen greifen.

    Wie sieht es in Euren Schulen mit dem Thema Klimaschutz im Unterricht aus?

    Zietlow: Was das Thema Klimakrise in der Schule angeht, denke ich, dass die Lehrer leider zu wenig Zeit dafür haben wegen der straffen Lehrpläne. Klimaschutz ist grundsätzlich ein cooles Thema, man kann viele Projekte in der Schule mit Schülern machen. Klimaschutz muss in den Schulen gerade bei den jungen Menschen ankommen, die ihr Leben damit verbringen werden, damit sie sehen: So kann ich mich für mich und meine Zukunft einsetzen. Das ist ja eigentlich das Ziel von Schule.

    Turkut: Konkrete Vorschläge für Aktivitäten in einer Schule gehen meist von der Schülermitverwaltung aus. Das hängt natürlich an der SMV, wie aktiv sie in der jeweiligen Schule ist. Wenn es eine Schule ist, wo die SMV nur das Nötigste tut, passiert auch von Seiten der Schüler nicht viel.

    Zietlow: An meiner Schule gab es mehrere Vorschläge für Projekte, die aus Zeitgründen abgelehnt wurden. Mich hat das damals sehr geärgert, denn für so ein wichtiges Thema muss Zeit im Unterricht sein. Die Schulen müssten sich viel mehr engagieren und auf die Wünsche der Schüler eingehen. Ich hoffe, dass so langsam etwas ins Rollen kommt. Ein kleiner Schritt bei uns ist zum Beispiel, dass man einen wiederverwendbaren Becher kaufen und in den Automaten stellen kann. Ich freue mich auch über diese kleinen Sachen, es müsste aber schneller gehen.

    Es ist aus meiner Sicht eine Aufgabe für die Stadt und den Landkreis, die Schulen und Lehrer mehr zu unterstützen. Es ist doch eine super Chance für die Stadt, den jungen Menschen, die sowieso für das Thema Klimaschutz begeistert sind, mehr anzubieten. Gleichzeitig kann man als Stadt zeigen, dass man etwas Gutes tut. Wir Jungen sind sicher gut darin, Einfluss auf unsere Großeltern oder Eltern zu nehmen und zu sagen, bitte geht wählen, achtet mehr auf Klimaschutz, denn wir sind diejenigen, die die Konsequenzen Eures Handelns tragen müssen.

    "Klimaschutz muss in den Schulen gerade bei den jungen Menschen ankommen, die ihr Leben damit verbringen werden."

    Amy Zietlow auf die Frage, welche Rolle das Thema Klimaschutz im Unterricht spielt.

    A propos Familie, was haben denn Eure Eltern gesagt, als Ihr sagtet, wir wollen die Fridays for Future Demos mit organisieren?

    Turkut: Meine Mutter zum Beispiel steht voll dahinter, war auch schon bei einigen Demos dabei, wenn sie Zeit hatte. Sie freut sich, dass ich etwas gefunden habe, wo ich meine Energie hineinstecke. Auch mein Vater sagt, wenn du überzeugt davon bist, finde ich das gut. Es hat Eindruck hinterlassen. Wir überlegen uns zum Beispiel viel mehr, auch mal zu laufen oder mit dem Fahrrad zu fahren.

    Zietlow: Meine Eltern unterstützen mich total. Es ist schön zu merken, dass man auch in der Familie Sachen verändert. Meine Schwester habe ich begeistert, zu den Demonstrationen zu kommen und wir führen oft zu Hause Diskussionen, weil ich sicher noch drastischere Forderungen als meine Eltern habe, wenn es darum geht, was passieren soll. Da ist es gut, das zu Hause mit der Familie zu besprechen und vielleicht auch zu überdenken.

    Wie groß ist Eurer Organisations-Team und welche Schwierigkeiten gibt es?

    Zietlow: Wir sind acht, es variiert aber, weil natürlich immer mal Leute dabei sind, die nicht können und es muss auch mit der Schule vereinbar sein. Wir haben eine ganz gute Routine, bekommen Hilfe vom Kreis- und Stadtjugendring oder den Kirchen. Eines der größten Probleme ist das Anmelden der Demo, denn das geht nicht, wenn man minderjährig ist. Man sucht sich dann Eltern, bei der letzten Demo hat sich jemand aus der Kirche angeboten. Viele kommen auf uns zu und bieten Hilfe an.

    Seid Ihr mit den Teilnehmerzahlen zufrieden?

    Zietlow: Ich würde mir nie anmaßen, eine Erwartung zu haben, wie viele kommen sollen. Ich habe mich auch gefreut, als in den Osterferien bei regnerischem Wetter 30 Leute da waren und aufgestanden sind für etwas, was so wichtig ist. Es ist so cool, wenn 250 Leute bei einer Demo sind und so viele Leute etwas sagen wollen. Für sie ist es dann eine Chance, da ihnen normalerweise niemand zuhört. Ich freue mich über jeden, der kommt, je mehr, umso cooler, aber wenn nur wenige da sind, ist es immer noch cool.

    Wie lange wollt Ihr denn auf die Straße gehen? Greta Thunberg hat angekündigt, so lange zu protestieren, bis Schweden die Paris-Ziele umsetzt. Macht Ihr Euch Gedanken, wie lange das weiter geht?

    Turkut: Warum aufhören, wenn das Ziel noch nicht erreicht ist?

    Zietlow: Der Oberbürgermeister sagte zu uns, manche Bewegungen ebben ab. Aber ich glaube, dass Fridays for Future noch lange bestehen wird, weil sich auch bundesweit Strukturen gebildet haben. Ich wünsche mir, dass es so lange weiter geht, wie es nötig ist. Wir müssen so lange weitermachen, bis wir sehen, dass tatsächlich etwas passiert und die Botschaft rausgetragen ist.

    Wie schätzt Ihr die Ergebnisse der Europawahl ein? Zeigte Fridays for Future da schon Wirkung?

    Zietlow: Man sieht auf jeden Fall, dass der Bevölkerung der Klimaschutz wichtiger geworden ist.

    Turkut: Es kommt auch nicht von ungefähr, denn es wird ständig jemand wachgerüttelt und sich des Ernstes der Lage bewusst.

    Zietlow: Es gibt natürlich noch viele andere Themen, die bei der Europawahl eine Rolle gespielt haben. Meine Hoffnung ist, dass aus Sorge, Wähler zu verlieren, die Politik jetzt tatsächlich mehr tut. Mir ist egal, welche Partei gerade Klimaschutz betreibt, wichtig, dass es getan wird. Kein Verständnis habe ich, wenn man den Klimawandel leugnet. Es gibt einen wissenschaftlichen Konsens unter den Klimaforschern, die sich einig sind, dass der Mensch im Prinzip Schuld daran ist. Es zu leugnen oder zu sagen, man sollte die Sonne verklagen, klingt skurril.

    Im Rahmen des Schülersprecherforums zum Thema "Klimaschutz in kommunalen Raum" stellten Oberbürgermeister Sebastian Remelé und Ordnungsreferent Jan von Lackum das Schweinfurter Klimaschutzkonzept vor.
    Im Rahmen des Schülersprecherforums zum Thema "Klimaschutz in kommunalen Raum" stellten Oberbürgermeister Sebastian Remelé und Ordnungsreferent Jan von Lackum das Schweinfurter Klimaschutzkonzept vor. Foto: Jonas Keck

    Fühlt Ihr Euch von Seiten der Schweinfurter Politiker ernst genommen?

    Zietlow: Ich war bei Gesprächen mit der Bundestagsabgeordneten Anja Weisgerber, dem OB und mit der SPD. Ich freue mich über die Gesprächsangebote. Mir ist wichtig, dass die Begegnungen mehr auf Augenhöhe passieren. Ich würde mir aber wünschen, dass man danach sieht, dass sich etwas ändert. Es wird aber wohl nur passieren, wenn man kontinuierlich dran bleibt, demonstriert und immer wieder ins Gespräch geht. Wenn wir hartnäckig und kritisch bleiben, werden wir zu einer immer ernst zu nehmenderen Bewegung.

    Turkut: Beim Gespräch mit dem OB hatte ich den Eindruck, dass mehr aneinander vorbei als miteinander geredet wurde. Es glich mehr einer Pressekonferenz als einem politischen Gespräch. Bei den Fragen hatten beide Seiten unterschiedliche Erwartungen. Wir hatten große Hoffnungen, dass wir auf einer Ebene diskutieren können. Es blieb ein unbefriedigendes Gefühl, ich hatte es mir anders vorgestellt.

    Zietlow: Vielleicht war die Gesprächsform für uns nicht optimal, das ist aber gar nicht so schlimm. Ich hatte das Gefühl, dass der OB nicht gut genug vorbereitet war und nicht erwartet hat, dass so viele kritische Fragen kommen. Es war gut, dass wir gezeigt haben, dass wir kritisch sind und Dinge hinterfragen. Man hat gemerkt, dass man uns ernst nehmen muss, weil wir uns eingearbeitet haben und nicht abwimmeln lassen mit einer Antwort, die der Frage nicht entspricht.

    "Beim Gespräch mit dem OB hatte ich den Eindruck, dass mehr aneinander vorbei als miteinander geredet wurde."

    Sven Turkut über seinen Eindruck nach dem Schülersprecherforum, bei dem die Stadt ihr Klimaschutzkonzept vorstellte.

    Was tut Ihr selbst in Sachen Klimaschutz, habt Ihr Euer Verhalten geändert?

    Zietlow: Mein CO2-Fußabdruck ist immer noch zu groß, was vor allem an den Busfahrten von Gerolzhofen nach Schweinfurt liegt. Ich bin aber das letzte Mal vor fünf Jahren geflogen, ich esse kein Fleisch mehr und habe auch angefangen, meine Kosmetik-Produkte selbst herzustellen und möglichst ohne Verpackung einzukaufen.

    Turkut: Wir hatten den CO2-Fußabdruck in der zehnten Klasse gemacht, das ging ziemlich mau aus für mich, da wir zwei Mal im Jahr zu Besuch unserer Verwandten fliegen. Aber innerhalb der Stadt bewege ich mich zum Beispiel mit meinem Longboard. Als Familie achten wir privat schon lange auf Klimaschutz, müssen unser Verhalten nicht radikal ändern.

    Fridays for FutureAm 20. August 2018 protestierte die heute 16 Jahre alte schwedische Schülerin Greta Thunberg zum ersten Mal mit einem selbst gemalten Schild, auf dem stand "Schulstreik für das Klima", vor dem schwedischen Parlament. Es war der Beginn einer Protestbewegung, die binnen weniger Monate weltweit Millionen von Jugendlichen inspirierte, auch für mehr und schnelleren Klimaschutz zu protestieren.Kernposition Thunbergs, die zahlreiche Reden vor Politikern auf internationalen Konferenzen hielt, dass die Politik unverantwortlich agiere, weil sie viel zu wenig für Klimaschutz tue, vor allem gegenüber der Jugend. Thunberg will so lange streiken, bis Schweden sich an das Pariser Klimaschutzabkommen hält und die Treibhausgasemissionen um 15 Prozent pro Jahr reduziert.Am 8. April 2019 gab Fridays for Future Deutschland eine Pressekonferenz und veröffentlichte zentrale Forderungen an die deutsche Politik, die gemeinsam mit renommierten Wissenschaftlern entwickelt wurden. Sie lauten: Senkung der Treibhausgasemissionen in Deutschland bis 2015 auf netto null; 100 Prozent erneuerbare Energien bis 2035 für die Energieversorgung sowie Ausstieg aus der Kohleverstrohmung bis 2030. Außerdem sollen noch in diesem Jahr ein Viertel der deutschen Kohlekraftwerke abgeschaltet, die fossilen Energien nicht mehr subventioniert und eine Kohlenstoffsteuer auf alle Treibhausgasemissionen eingeführt werden.

    Andere GruppenMittlerweile haben sich aus der großen Bewegung auch kleinere Gruppen gebildet. Parents For Future: Die Bewegung entstand Mitte Februar 2019, als sich einige Eltern, die zuvor schon teilweise aktiv die Schülerproteste von Fridays For Future (FFF) unterstützt hatten, über die Whatsapp Unterstützergruppe zusammengefunden haben. Deren Ziel ist es, möglichst viele andere Erwachsene deutschlandweit zusammenzubringen, um die FFF-Bewegung zu unterstützen. Aus einer überregionalen Bewegung entstanden mit der Zeit Regional- und Ortsgruppen.Scientists For Future: Die Initiative besteht laut eigenen Angaben aus einem engeren Kreis von etwa 20 und einem weiteren Kreis von rund 60 Menschen. Darunter sind beispielsweise Wissenschaftler der Klimaforschung, Nachhaltigkeitsforschung, Biodiversitäts- und Transformationsforschung. Geschlossen unterstützen sie die FFF-Bewegung und sind der Meinung, diese Anliegen seien berechtigt und gut begründet. Writers For Future: Schriftsteller, Schauspieler und Künstler aller Sparten sind vom Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller (VS) aufgerufen worden, den Protest der Schüler zu unterstützen.

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