Eigentlich ist Wilfried Saak gar nicht da. Der neue Sommerhäuser Bürgermeister (WGS) hat Urlaub, den er coronabedingt zu Hause verbringt. "Im Paradies", wie er sagt. Zum Pressetermin ist er trotzdem ins Rathaus gekommen. Er soll erzählen, wie es ihm nach den ersten drei Monaten im Amt so geht. Gut, sagt der 53-Jährige. Bisher laufe es ungefähr so, wie er es sich vor seiner Wahl vorgestellt hätte. Zwei Drittel seiner Arbeitszeit verwendet der ehrenamtliche Bürgermeister auf sein neues Amt, ein Drittel auf seine Firma.
Wilfried Saak hat ein Software-Unternehmen und kannte die öffentliche Verwaltung vor seinem Amtsantritt nur als Bürger und als Gemeinderatsmitglied in Sommerhausen. Mehr oder weniger Neuland also. Kein Wunder, dass er ständig Neues lernt. "Bislang wurde ich aber von allem positiv überrascht", erzählt er gut gelaunt. "Es gibt noch vieles, was ich nicht weiß, aber nichts, was ich nicht wissen will." Er werde von den Mitarbeitern im Rathaus hervorragend unterstützt, und auch von seinem Vorgänger im Amt.
"Es gibt noch vieles, was ich nicht weiß, aber nichts, was ich nicht wissen will.
Wilfried Saak, Bürgermeister von Sommmerhausen
Saak ist in einer völlig untypischen Situation Bürgermeister geworden. Die Coronakrise ist in Sommerhausen ebenso spürbar wie in jeder anderen Gemeinde. "Wir sehen langsam, was wirtschaftlich auf die Gemeinde zukommt", sagt Saak. Finanziell durchschlagen werde die Krise aber vermutlich erst in zwei Jahren. Trotzdem sollen auch in Sommerhausen weiterhin Projekte umgesetzt und auch neu angestoßen werden.
Saak nennt an erster Stelle das ISEK, und dort wiederum das Verkehrskonzept für den Altort, das die bekannte Parkplatz- und Durchfahrtsproblematik lösen soll. Das soll sehr zeitnah erfolgen. Ein weiteres großes Projekt ist die Kindergartensanierung, für die der neue Bürgermeister allein zwei bis drei Jahre Planungszeit einkalkuliert. Außerdem müsse die Gemeinde sich überlegen, was sie beispielsweise mit dem ans Rathaus angrenzenden Miltenberger-Haus anfangen möchte. "Dazu gibt es viele Ideen", so Saak. Die zentrale: über dieses Haus durch den Einbau eines Aufzugs endlich die Barrierefreiheit des Rathauses herzustellen.
Das Ehrenamt soll wahrgenommen werden
Als weiteres Ziel nennt Saak die Schaffung von Räumlichkeiten, etwa für Vereine. "Das Ehrenamt braucht sichtbare Plätze", glaubt er. Vieles werde in der Gemeinde von Bürgern ganz unauffällig auf ehrenamtlicher Basis geleistet, doch müsse dieses Engagement auch einen Ort haben, wo es wahrgenommen werden könne. Saak will, dass auch die Jugend in Sommerhausen einen Raum bekommt. In Anbetracht der Tatsache, dass die Gemeinde neben dem Miltenberger-Haus noch weitere Gebäude erworben hat, sieht er für diese Pläne gute Chancen.
Erst vor Kurzem hat Saak an einer Schulung für neue Bürgermeister teilgenommen, aus der er für ihn erstaunliche Erkenntnisse mitnahm. Nicht einmal ihm als politischen Menschen sei klar gewesen, welche Bedeutung den Kommunen zukomme und in welchen Maße sie gestalten könnten, sagt er. Saak sieht es als seine Aufgabe an, Dinge anzustoßen und insbesondere auch zu kommunizieren. "Politiker erklären viel zu wenig, vor allem, wenn etwas nicht funktioniert." Saak hat im Gemeindeblatt eine neue Kolumne eingerichtet, die "Gedanken des Bürgermeisters" heißt und in der er erklärt, was vor sich geht.
Respekt vor dem Amt
Überhaupt - Politiker: Dass er plötzlich zu dieser Gruppe gehöre, gefalle ihm weniger, scherzt er, denn seiner Wahrnehmung nach genießt diese kein allzu positives Renommee. Vor allem im kommunalen Bereich hält Saak diese Sichtweise aber für wenig gerechtfertigt, denn dort stehe die Sachpolitik im Vordergrund.
Dass er von seinen Mitarbeitern im Rathaus nun mit "Herr Bürgermeister" angesprochen wird, findet er zwar gewöhnungsbedürftig, aber im Grunde nicht schlecht. Dadurch zeige sich der Respekt vor dem Amt des Bürgermeisters, der die Gemeinde nach außen repräsentiere. "Und die Zusammenarbeit mit dem zweiten Bürgermeister funktioniert sehr gut."