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Thüngersheim: 1400 Unterschriften gegen Kahlschlag in Thüngersheim

Thüngersheim

1400 Unterschriften gegen Kahlschlag in Thüngersheim

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    Der Steinbruch der Firma Benkert bei Thüngersheim, im Hintergrund die gerodete Fläche. 
    Der Steinbruch der Firma Benkert bei Thüngersheim, im Hintergrund die gerodete Fläche.  Foto: Herbert Ehehalt

    Der Widerstand gegen die Abholzung von bis zu zehn Hektar Wald bei Thüngersheim geht weiter: Die Kreisgruppe Würzburg des Bund Naturschutz (BN) hat am Dienstag rund 1.400 Protest-Unterschriften an die Regierung von Unterfranken übergeben.

    Zwar hatte die Firma Benkert als so genannten "Kompromiss" zugesichert, vorerst nur fünf Hektar Wald zur Erweiterung ihres Thüngersheimer Steinbruchs roden zu wollen - mit dieser "Salami-Taktik in drei Abschnitten" sind die Naturschützer aber nicht zufrieden, wie Geschäftsführer Steffen Jodl im Gespräch mit der Redaktion betonte: "Aus unserer Sicht wurden bisher bereits mehr als sechs Hektar abgeholzt und es sind nur noch drei Hektar übrig." Insgesamt sollen in Thüngersheim in den nächsten Jahrzehnten 30 Hektar Wald für die Erweiterung des Steinbruchs gefällt werden.

    BN: Genehmigungs-Verlängerung kam nur wegen fehlender Untersuchungen zustande

    Die Firma Benkert hat eine wirksame Genehmigung zur Erweiterung des Steinbruchs aus dem Jahr 2009, konnte diese und vor allem die Verlängerungen 2012 und 2015 vom Landratsamt nach Jodls Auffassung aber nur bekommen, "weil die nötigen Untersuchungen nicht gemacht wurden". Zwar wurde vor der ersten Genehmigung vor zehn Jahren eine artenschutzrechtliche Prüfung durchgeführt, seit dieser Zeit aber nicht mehr, obwohl es im Thüngersheimer Forst laut BN entscheidende Veränderungen gegeben hat.

    Der Bund Naturschutz will aber nicht nur eine neue artenschutzrechtliche Prüfung, sondern zusätzlich auch eine Umweltverträglichkeitsprüfung, die das Landratsamt laut Jodl bisher für nicht notwendig erachtet hat. In Thüngersheim wird Muschelkalk bis in eine Tiefe von 110 Metern abgebaut: "Mögliche Auswirkungen des Abbaus auf das Grundwasser sind aus unserer Sicht nicht ausreichend geprüft worden, obwohl das zwingend erforderlich wäre", so Jodl.

    Neben dem Rodungs- wird auch ein auch Abbaustopp gefordert

    Bis die Überprüfungen durchgeführt sind, fordert der BN nicht nur einen Rodungs-, sondern auch einen Abbaustopp im Thüngersheimer Steinbruch. Wie berichtet prüft das Landratsamt derzeit, ob für die Rodungen wegen der Gefährdung geschützter Pflanzen-, Tier und Vogelarten eine Ausnahmegenehmigung nach dem Bundesnaturschutzgesetz erforderlich gewesen wäre. Landrat Eberhard Nuß hat außerdem zugesichert, dass die spezielle artenschutzrechtliche Prüfung nun nachgeholt wird.

    1400 Unterschriften für einen Rodungsstopp in Thüngersheim haben Martina Alsheimer und Steffen Jodl (rechts) von der Kreisgruppe Würzburg im Bund Naturschutz an Regierungsvizepräsidenten Jochen Lange übergeben. 
    1400 Unterschriften für einen Rodungsstopp in Thüngersheim haben Martina Alsheimer und Steffen Jodl (rechts) von der Kreisgruppe Würzburg im Bund Naturschutz an Regierungsvizepräsidenten Jochen Lange übergeben.  Foto: Johannes Kiefer

    Thüngersheimer Bürger sind bereits gegen die Rodung auf die Straße gegangen, und es dauerte weniger als zwei Wochen, bis der BN die 1.400 Unterschriften gesammelt hatte, die Regierungsvizepräsident Jochen Lange entgegen nahm. Die Regierung als Rechtsaufsichtsbehörde will die Unterschriften an das Landratsamt weitergeben und sich über den Vorgang Bericht erstatten lassen. "Wir haben die Regierung gebeten, auf das Landratsamt einzuwirken", berichtete Jodl. Dabei geht es dem BN nicht nur um den Erhalt geschützter Arten wie Haselmaus, Uhu , Gelbbauchunke oder seltene Fledermäuse: "Auch für den Klimaschutz ist es wichtig, den Wald zu erhalten."

    Am 20. Oktober demonstrierten rund 200 Menschen gegen die Rodung.
    Am 20. Oktober demonstrierten rund 200 Menschen gegen die Rodung. Foto: Daniel Peter

    Im Rahmen ihrer Genehmigung ist die Firma Benkert verpflichtet, die Erweiterung ihrer Abbauflächen durch Wiederaufforstungen an anderer Stelle eins zu eins zu ersetzen - und zwar Zug um Zug mit den Rodungen. Daher lagen aktuell die rechtlichen Voraussetzungen für die Rodung von 5,9 Hektar Wald - und nicht für die ursprünglich geplanten 9,8 Hektar - vor, wie die Pressestelle des Landratsamts vor knapp zwei Wochen mitgeteilt hat.

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