Noch ist unklar, woher die mutmaßlichen Verunreinigungen des Dammbachs und Sulzdorfer Bachs genau stammen. Es erhärten sich jedoch die Hinweise, dass hierfür ein Überlaufbecken am Dreibrunnenbach am Rande der Giebelstädter Westsiedlung verantwortlich ist, in dem Abwasser und Regenwasser zusammenkommen. Vor Ort hat sich Spaziergängern zumindest bis Mittwochvormittag eine wenig erfreulicher Anblick geboten: Unmittelbar am Ausgang des Überlaufsbeckens waren Fäkalien zu finden, Toilettenpapier oder Damenbinden. An den ausgewachsenen Fugen ist zu erkennen, dass hier des öfteren Wasser bei ordentlich Schwung abläuft. Die Wasserschutzpolizei hat die Ermittlungen aufgenommen und im Rathaus von Giebelstadt die Planungsunterlagen sichergestellt.
Überlaufbecken wurde zuletzt im Januar überprüft
Für den Giebelstadter Bürgermeister Helmut Krämer haben die Vorwürfe "wenig Substanz". Beide Becken und auch ihre Größe seien vom Wasserwirtschaftsamt in Aschaffenburg genehmigt und es würden regelmäßig Kontrollen durchgeführt. Tatsächlich hat es zuletzt im Januar eine Überprüfung gegeben. Es sei nun abzuwarten, zu welchen Ergebnissen das Landesamt für Umwelt bei einer am 20. Februar aus dem Dammbach entnommenen Wasserprobe kommt. Sollte diese die von zwei Bürgern aus Gaubüttelbrunn mit einer eigenen Probe aufgezeigte Verunreinigung bestätigen, gelte es "sachorientiert" mögliche Probleme zu beheben. "Wenn es Versäumnisse gibt, stellen wir sie ab", betont er. Bis heute seien sie jedoch nicht erkennbar.
- Lesen Sie auch die Vorgeschichte: Es stinkt – stinkt der Dammbach?
Dr. Klaus Maslowski vom Wasserwirtschaftsamt bestätigt, dass beide Überlaufbecken zuletzt im Januar genauer überprüft wurden. Wenn ein solches Überlaufbecken richtig geplant und betrieben werde, so Maslowksi, dann werde nicht mehr Schmutz in den Bach geleitet, als aus einem Becken, das nur Regenwasser enthält. Auch zeigten Messungen der Wasserqualität im Dammbach keine auffallenden Befunde – die Messststelle befindet sich jedoch unterhalb von Gaubüttelbrunn. Es seien nun die Ergebnisse der Probe abzuwarten.
Schmutz lagert sich als Sediment ab
"Systembedingt" sei es gar nicht anders möglich, als dass beide Anlagen bei starkem Regen Wasser durch einen Überlauf abgeben, erklärt Betriebsleiter Dr. Martin Michel vom Abwasserzweckverband Ochsenfurt, dem Giebelstadt angeschlossen ist. Der "hochkomplexe" Betrieb sei weitgehend automatisiert. Es gebe zwei Pumpen, für die am Regenüberlaufbecken am Langenwiesenbach sei der Abwasserzweckverband zuständig, für die am Dreibrunnenbach die Marktgemeinde Giebelstadt.

Beide Anlagen seien so aufgebaut, dass sich der Schmutz als Sediment ablagere und nur möglichst sauberes Wasser in den Bach abfließt. Schwebstoffe am Überlauf seien "ärgerlich". "Solche Überreste sehen wir auch nicht gerne und wir tun alles, um dies zu vermeiden." Dass die Becken überlastet sind, glaubt er nicht. Die Marktgemeinde Giebelstadt sei in den vergangenen Jahren zwar rasch gewachsen. In den Neubaugebieten würden jedoch schon seit Jahren für sauberes und schmutziges Wasser getrennte Abwasserkanäle installiert.
Bach spült Schmutz auf die Äcker
Auch in der Gemeinde Kirchheim, zu der Gaubüttelbrunn gehört, wartet man ab. "Für die Gemeinde ist es natürlich wichtig, dass die Bäche sauber sind. Wer den Bach verunreinigt, wird auch zur Rechenschaft gezogen", sagt Bürgermeister Björn Jungbauer. Mit Giebelstadt gebe es eine "vertrauensvolle" Zusammenarbeit. Darüber, dass der Dammbach des öfteren verschmutzt sein soll, sei die Gemeinde erst kürzlich informiert worden. Die Kirchheimer Bürgermeisterkandidatin Antje Boyks verweist darauf, dass nach der Wasserrahmenrichtlinie von 2000, der sich der Freistaat angeschlossen hat, eigentlich schon 2015 "ein guter ökologischer Zustand unserer Gewässer" erreicht sein sollte. Das sei wichtig für Mensch und Natur. "Bachwasser darf nicht krank machen", betont sie.
Josef und Stefan Herrmann haben nicht nur am Überlauf selber, sondern gut einen Kilometer bachabwärts zahlreiche Verunreinigungen entdeckt, die augenscheinlich der Bach angespült hat – auch noch bis zu 15 Meter vom vom Bach entfernt auf dem Acker. Ein Blick in den Bach bei Sulzdorf zeigt, dass es um das Gewässer nicht sonderlich gut steht: Der viele Schlick und die Algen, erklärt Josef Herrmann, von Beruf Agrarökonom, zeigten, dass das Gewässer kaum noch Sauerstoff habe und als "umgekippt" gelten könne. Lebewesen sind selbst bei intensivem Beobachten nicht zu entdecken.