Wie soll das geplante Baugebiet "Carl-Orff-Straße" für rund 700 Menschen in Lengfeld künftig für den Verkehr erschlossen werden? Diese Frage ist auch nach zweifacher Diskussion im Ausschuss für Planung, Umwelt und Mobilität (Puma), einer Informationsveranstaltung für die Bürger und einem ausführlichen Ortstermin weiter offen. Im Puma wurde die Entscheidung am Donnerstag zum zweiten Mal vertagt, weil das Gremium vor einer Entscheidung erst noch die ÖPNV-Experten der WSB zur geplanten Busführung anhören möchte.
"Die Lengfelder werden diese Lösung nicht hinnehmen"
Wolfgang Roth - Stadtratsmitglied und Anwohner
Einen Rahmenplan für den Lückenschluss auf dem neun Hektar großen Areal auf der südöstlichen Seite der Carl-Orff-Straße hatte der Stadtrat bereits vor gut einem Jahr beschlossen. Als nächster Schritt müssten der Flächennutzungsplan geändert und ein Bebauungsplanentwurf gebilligt und öffentlich ausgelegt werden. Dass es dazu bisher nicht kam, hat mit dem zusätzlichen Verkehr zu tun, der durch das Neubaugebiet auf den Lengfelder Altort zukommt.
Bereits in der Puma-Sitzung Ende Oktober war die Entscheidung vertagt worden
Ein erster Vorschlag des Baureferats sah vor, die zusätzlichen Bus- und PKW-Fahrten durch eine Einbahnregelung möglichst gleichmäßig auf die teilweise engen Straßen im Altort zu verteilen. Die Georg-Engel-Straße sollte daher zwischen Herrnhofstraße und Flürleinstraße bergauf, die Herrmann-Mitnacht-Straße bergab zur Einbahnstraße werden. In der Puma-Sitzung Ende Oktober wurde die Entscheidung darüber vertagt, um zunächst einen Ortstermin durchzuführen.
Der fand am 12. November statt und brachte laut Stadtbaurat Benjamin Schneider nach intensiven Gesprächen mit den Anwohnern ein klares Ergebnis: Es soll bei der Einbahnstraßenregelung bleiben, allerdings in umgekehrter Richtung. Demnach würden Busse und PKW die Georg-Engel-Straße künftig bergab befahren. In die andere Richtung sollen ÖPNV und motorisierter Individualverkehr getrennt werden: Die schmale Hermann-Mitnacht-Straße sollen nur PKW bergauf benutzen, Busse sollen das neue Baugebiet über die Alfons-Mitnacht-Straße erreichen. Der Vorteil dieser Lösung nach Schneiders Worten: "Wir müssten nicht grundsätzlich umplanen und könnten im Zeitrahmen bleiben."

Wegen eines gemeinsamen Änderungsantrags von Grünen, SPD, Linken, FDP/Bürgerforum und ÖDP/WL kam es erneut zu einer lebhaften und kontroversen Diskussion. Die Antragsteller wünschen sich die verkehrliche Anbindung des neuen Baugebiets aus südwestlicher Richtung durch die Stauferstraße und auf der anderen Seite über einen derzeit nicht vorgesehen Durchstich vom neuen Baugebiet in die Verlängerung der Georg-Engel-Straße oberhalb des Friedhofs. Gleichzeitig fordern sie verkehrsberuhigende Maßnahmen unter anderem in der Carl-Orff-Straße.

Widerstand gegen den Antrag kam von der CSU
Widerstand gegen den Antrag, der die Busanbindung des Baugebiets komplett in den oberen Teil der Georg-Engel-Straße verlegen würde, kam von der CSU. Der Durchstich würde den Altort schädigen und dazu führen, dass Gewerbebetriebe in der Georg-Engel-Straße schließen müssten, so der CSU-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Roth. "Die Lengfelder werden diese Lösung nicht hinnehmen", sagte Roth, der zusammen mit Bürgermeisterin Judith Jörg in der Straße wohnt.

Diese Tatsache führte zu einem kurzen Wortgefecht zwischen Judith Jörg und Grünen-Stadtrat Konstantin Mack, der die "persönliche Beteiligung von Stadtratsmitgliedern" an der Diskussion kritisierte. Das wollte die Sitzungsleiterin nicht unkommentiert stehen lassen: "Ein ganz normaler Anwohner kann sich als Mitglied des Stadtrats mit diesem Thema befassen und Stellungnahmen abgeben. Da ist überhaupt nichts Verwerfliches dran", betonte Jörg.
Zur Abstimmung zwischen Verwaltungsvorschlag und Änderungsantrag kam es nicht: Die Entscheidung wurde auf Antrag der CSU vertagt, damit Vertreter der WSB in der kommenden Puma-Sitzung zu den verschiedenen Varianten Stellung nehmen können.
Anmerkung: In einer früheren Version der verwendeten Grafik war die Kürnachtalhalle versehentlich zur "Schule" gemacht worden. Dies wurde korrigiert. Zudem wurde eine detaillierte Adressangabe entfernt.