Aus welchem Land kommt eigentlich der Vinho Verde? Welche Länder betreiben den meisten Weinbau? Und wie schärfe ich die Klinge einer Rebschere? Fragen, die 38 angehende Winzerinnen und Winzer beim Berufswettbewerb an der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim beantworten mussten. Sie alle besuchen die Berufsschule in Ochsenfurt, der einzigen in Bayern, die Winzer ausbildet. Beim Wettbewerb müssen die Auszubildenden in Theorie und Praxis ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen.
In der schriftlichen Prüfung ist Allgemeinwissen und Berufstheoretisches gefragt. So sind zum Beispiel fünf Staaten der EU zu nennen oder zu beantworten, wer der Schöpfer von "Max und Moritz" ist. Im berufstheoretischen Teil sollen die Teilnehmenden unter anderem regelmäßige Wartungs- und Pflegearbeiten an einem Weinbergsschlepper erläutern oder eben wissen, dass der Vinho Verde aus Portugal stammt.
"Es ist ein grobes Abfragen in einem Rahmen, der alle Jahrgänge abgreift. Es muss ja für alle machbar sein, von dem her denke ich, dass die Aufgaben recht human gewählt sind", sagt Teilnehmerin Antonia Langer, die ihre Ausbildung beim Weingut Rudolf Fürst in Bürgstadt absolviert.
Der Praxisteil besteht aus alltäglichen Aufgaben eines Winzers
Im praktischen Teil kommt es auf das berufliche Können der Jungwinzer an. Im Keller der LWG soll Antonia Langer unter dem geschulten Blick des Prüfers die Klinge einer Rebschere schärfen. Hierzu führt sie an der Klinge kreisende Bewegungen mit einem Schleifstein durch. Auch das vorherige Wechseln der Klinge stellte für sie keine Schwierigkeit dar.

Im nächsten Raum gilt es, beim Triangeltest die sensorischen Fähigkeiten zu beweisen. Konzentriert riecht Antonia Langer am Wein, der vor ihr steht und bewegt ihn im Glas. Unter drei Weißweinproben soll sie die zwei identischen Weine herausfinden. Außerdem hat sie die Aufgabe, die Weine nach den vier Grundgeschmacksarten süß, sauer, salzig und bitter zu ordnen. "Es ist spannend zu sehen, ob man hier sein Wissen wirklich abrufen kann", sagt Antonia Langer. Neben den Weingläsern liegen zudem zehn gelbe Röhrchen auf dem Tisch, die sie nach aufsteigender Farbintensität sortieren soll.
In einer weiteren Aufgabe geht es um den Einsatz von Pumpen. Der Aufbau und die Einsatzmöglichkeiten einer Pumpe in der Kellerwirtschaft sollen erklärt und ihre Funktion überprüft werden. "Es sind einfache Aufgaben, die Winzer eben als Basis können sollten", betont Michael Braun von der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau.
Die Teilnehmenden sollen ihren Beruf authentisch vorstellen können
Die Auszubildenden sollen auch in der Lage sein, den eigenen Beruf vorzustellen. In einem fünfminütigen Vortrag müssen Weinbergsarbeiten im Jahresablauf anschaulich dargestellt werden. Da das Publikum laut Aufgabenstellung eine 8. Klasse ist, die den eigenen Betrieb besucht, ist es wichtig, den Beruf mit einfachen Worten zu erklären und die jungen Menschen von der Arbeit in den Weinbergen zu überzeugen.
Gerade die Begeisterungsfähigkeit ist für Prüferin Elisabeth Drescher ein wichtiges Bewertungskriterium. "Die Teilnehmenden sollen den Beruf authentisch vorstellen, einfach spontan und ohne PowerPoint. Es ist wichtig, dass bei der Präsentation die Zielgruppe im Auge behalten wird und, dass auch Einstieg und Ende passen", sagt Drescher. Der Vortrag solle außerdem Bezug nehmen auf das Motto des Berufswettbewerbs "Grüne Berufe sind voller Leben - mit Herz und Hand smart fürs Land".

Der Wettbewerb ist eine gute Möglichkeit, um den eigenen Wissensstand zu überprüfen
Teilnehmerin Antonia Langer sieht in dem Wettbewerb vor allem die Möglichkeit, ihr eigenes Wissen auf den Prüfstand zu stellen: "Es ist an sich natürlich ein Wettbewerb und man vergleicht sich mit anderen, aber ich glaube, dass das Konkurrenzdenken recht gering ist. Es geht eher darum, zu schauen, wo man steht." Gerade im Hinblick auf die Zwischenprüfung, die nächste Woche anstehe und bei der ähnliche Aufgaben dran kämen, sei der Wettbewerb eine gute Sache, meint Antonia Langer. "Ich finde es toll, dass klassenübergreifend alle Winzer aus Bayern hier vor Ort sind und gegeneinander antreten", sagt Margarete Grosse, ebenfalls Teilnehmerin und Auszubildende beim Weingut Rudolf Fürst.
Die zwei Besten qualifizieren sich für den Bundesentscheid
100 Punkte konnten maximal erreicht werden. Antonia Langer und Mario Schneider belegten beim Wettbewerb die ersten beiden Plätze und dürfen jetzt beim Bundesentscheid antreten, der vom 19. bis 23. Juni 2023 in Essenheim (Rheinland-Pfalz) stattfindet.
Ergebnisse des Berufswettbewerbs1. Platz: Antonia Maria Langer (92,7 Punkte), 2. Platz: Mario Schneider (88,43 Punkte), 3. Platz: Marvin Popp (84,67 Punkte), 4. Platz: Toni Saumweber (84,22 Punkte)Quelle: BBV Bildungswerk Unterfranken