Es ist ein riesiger Gebäudekomplex in der Ludwigstraße 3-11 – mit fünf Häusern, Wohnungen und Gewerbeflächen. Diesen hat die Sparkasse Mainfranken Würzburg jetzt an die Stiftung Bürgerspital verkauft. Über den Verkaufspreis machen die Beteiligten keine Angaben. Auch was die neuen Besitzer mit der Immobilie vorhaben, steht im Detail noch nicht fest, beziehungsweise ist noch nicht bekannt. Bis zum Auszug der Sparkasse dauert es aber noch ein paar Jahre.
Der Grund für den Verkauf: Die Sparkasse, die in der Ludwigstraße mit internen Abteilungen und für die Kunden mit einem SB-Bereich residiert, will den Standort schließen, um ihre Zentralbereiche am Hauptsitz in der Hofstraße zu konzentrieren. Dieser wird derzeit generalsaniert, zudem entsteht nach dem Abbruch von Nachbarhäusern ein Neubau in der Domerpfarrgasse.
Interne Abteilungen ziehen um
In der Ludwigstraße residiert die Sparkasse seit Gründung der Kreissparkasse 1960. Diese fusionierte 2000 mit der Städtischen Sparkasse sowie den Sparkassen in Main Spessart und Kitzingen zur Sparkasse Mainfranken Würzburg. Bereits ein Jahr nach dem Zusammenschluss zogen die Kundenberater in die Zentrale in der Hofstraße. In der Ludwigstraße waren und sind seitdem interne Abteilungen ohne direkten Kundenkontakt wie die Gesamtbankensteuerung, das Rechnungswesen oder die Revision untergebracht – nach Auskunft von Sparkassen-Sprecher Stefan Hebig rund 200 Arbeitsplätze.
Ungefähr die Hälfte davon seien bereits nach Kitzingen in dort bestehende Büroräume der Sparkasse verlegt. Dabei handelt es sich laut Hebig um die Mainactio GmbH, eine Tochtergesellschaft der Sparkasse Mainfranken Würzburg, die Bereiche wie Marktfolge und Zahlungsverkehr betreut. Die übrigen Arbeitsplätze „wandern“ nach dem Umbau beziehungsweise der Erweiterung der Zentrale in die Hofstraße. Wegen der derzeitigen Sanierung dort sind einige Abteilungen übergangsweise in die Ludwigstraße ausgelagert.
Besitzerwechsel voraussichtlich erst 2021
Bernd Fröhlich, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Mainfranken Würzburg, betont, dass sich der Verkaufsentscheid „sehr gut in die Gesamtkonzeption“ für eine Konzentration der Zentralbereiche in der Hofstraße einfüge. Der Verkaufserlös aus der Immobilie Ludwigstraße werde in die Sanierung der Hauptstelle sowie in den Neubau in der Domerpfarrgasse reinvestiert. Allein dieser soll rund 16 Millionen Euro kosten.
Auch wenn der Verkauf jetzt verkündet wurde, steht der Besitzübergang voraussichtlich erst 2021 an, wenn die Sparkasse ihren Umbau in der Hofstraße abgeschlossen hat und alle Mitarbeiter aus der Ludwigstraße dorthin umgezogen sind.
„Zukunftssicherung der Stiftung gestärkt“
Was die Bürgerspital-Stiftung mit ihrer neuen Immobilie vorhat? Wegen der relativ langen Frist bis zum Auszug gebe es bislang „noch keine detaillierte Planung“ über die künftige Nutzung, erklärt Stephanie Kemmer, Sprecherin der Stiftung Bürgerspital, auf Anfrage der Redaktion.
Auch wenn noch nicht ganz klar oder bekannt ist, was in der Ludwigstraße passiert, sehen die Verantwortlichen schon jetzt die Vorteile des Kaufs: „Durch den Erwerb des Bereichs in der Ludwigstraße arrondiert die Stiftung Bürgerspital ihr Gelände zwischen Ludwigstraße und Semmelstraße. Die langfristige Zukunftssicherung der über 700 Jahre alten Stiftung wird so weiter gestärkt“, erläutern Stiftungsratsvorsitzender, Oberbürgermeister Christian Schuchardt und leitende Stiftungsdirektorin Annette Noffz.
Die Liegenschaften sind neben dem Weingut die wirtschaftliche Grundlage für das soziale Engagement der Stiftung, die unter anderem mehrere Seniorenheime und Seniorenwohnstifte betreibt. Im benachbarten Quartier in der Ludwig-, Theater- und Semmelstraße sind die Stiftungsverwaltung, das Weingut und Weinhaus, die Weinstuben sowie das Geriatriezentrum der Stiftung Bürgerspital untergebracht. Zudem vermietet sie dort Wohn- und Geschäftsräume.
Gespräche mit den Mietern
Mit dem Erwerb der Sparkassen-Gebäude in der Ludwigstraße kommen jetzt über 3500 Quadratmeter Grundstücksfläche und 6000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche dazu. Die dortigen Gebäude wurden um 1900 errichtet, im Zweiten Weltkrieg bis auf die Grundmauern zerstört und anschließend wieder aufgebaut.
Die Häuser Ludwigstraße 3-9 werden von der Sparkasse mit Büroräumen genutzt. Das Haus Ludwigstraße 11 hat 19 Mietwohnungen. Was mit den Mietern angesichts des Besitzerwechsels passiert? „Mit den Bewohnern in der Ludwigstraße befinden wir uns schon seit einiger Zeit im direkten und individuellen Kontakt, um einvernehmliche Lösungen zu finden“, erklärt dazu Sparkassen-Sprecher Hebig.