Solange die Corona-Krise nicht überwunden ist, sind viele Menschen verunsichert. Es gilt, zuhause zu bleiben, um die Ausbreitung des Virus möglichst einzudämmen. Viele beschließen da, sich beim Einkaufen für längere Zeit einzudecken. Die Folge: Hamsterkäufe. Und neben Pasta, Klopapier und Desinfektionsmittel horten die Menschen nun auch Wasserflaschen, was in der Getränkebranche zu Problemen führt. Auch Würzburger Getränkehändler sind verärgert.
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"Hilfe, wir brauchen Euer Leergut", mit diesem Aufruf wendet sich Edeka Trabold-Geschäftsführer Marco Trabold über Facebook an seine Kunden. In Deutschland herrsche aktuell "absolute Leergutknappheit", wie es normalerweise erst im Hochsommer der Fall sei. Die Hamsterkäufe der vergangenen Wochen hätten dazu geführt, dass die Brunnenbetriebe nicht genug Leergut zum Abfüllen haben und den weiteren Bedarf nicht decken können. "Aktuell bekommen wir nur so viel Ware von den Brunnenbetrieben geliefert, wie wir Leergut zurückgeben", sagt Trabold. Dies führe zu massiven Warenengpässen. Bislang betreffe dies ausschließlich die Wasserkästen - ob PET oder Glas. Deshalb hat Trabold beschlossen, die Wasserausgabe auf zwei Kästen pro Haushalt zu reduzieren. Per Aushang und über die sozialen Netzwerke appelliert er an die Verbraucher: "Lasst Euer Leergut nicht zu Hause stehen, sondern bringt es zum Wohle der Allgemeinheit so schnell wie möglich zurück."
Auch dem Verband des Deutschen Getränke-Einzelhandels e.V. ist das Problem bekannt. Vorstand Andreas Vogel spricht von "Bevorratungskäufen", die angesichts der Corona-Krise zu einem Absatzhoch geführt hätten, wie man es sonst nur aus den Sommermonaten kennt. "Diese außergewöhnliche Entwicklung kann durchaus in der ein oder anderen Region zu temporären Leergutengpässen führen", sagt er auf Anfrage dieser Redaktion. Eine großflächige Leergutknappheit hieraus abzuleiten, sei aber seines Erachtens der falsche Rückschluss.
Andrea Hess: Die Getränkemärkte sind nicht verantwortlich
Bei Andrea Hess, Geschäftsführerin des gleichnamigen Getränkemarktes in Grombühl, sieht es nicht anders aus. Auch hier liefern die Brunnenbetriebe nur so viele Kästen, wie auch als Leergut zurück gegeben werden. "Die Situation ist wie im Sommer bei 40 Grad", ärgert sie sich. "Die Leute kaufen statt einem oder zwei Kästen einfach fünf oder sechs." Die Getränkemärkte sieht sie jedoch nicht in der Verantwortung, etwas an der Situation zu ändern, "die Brunnenbetriebe müssen einfach mehr Kästen in Umlauf bringen", sagt sie. Konsequenzen zieht sie deshalb noch keine, "die Kunden können so viele Kästen kaufen, wie da sind."
"Die Situation ist wie im Sommer bei 40 Grad."
Andrea Hess, Inhaberin von Getränkemarkt Hess
Vor allem seit Beginn der Ausgangsbeschränkung habe es einen enormen Ansturm auf Wasserkästen gegeben, bestätigt auch Marcel Ardjmand. Der 28-Jährige ist der Inhaber vom Getränke Fritze in Höchberg. In den Filialen im Würzburger Frauenland und in Heidingsfeld sei es dasselbe Spiel. Vor allem die Kästen mit Glasflaschen seien beliebt bei den Kunden. "Der Trend geht zu Glas, das war schon vor Corona so", weiß er. Grund dafür sei ein stärkeres Umweltbewusstsein. Sein Lösungsvorschlag: Die Brunnenbetriebe müssten sich dem Trend anpassen und mehr Leergut in Umlauf bringen. "Das wird in Zeiten von Corona mehr als deutlich."
- Überblick:
Auf Anfrage der Redaktion wird jedoch klar, dass die Brunnenbetriebe ihre Leergutbeschaffung bereits nach oben gefahren haben. Franken Brunnen, mit Sitz in Neustadt an der Aisch, ist das Problem schon länger bekannt. "Die Leergut-Knappheit betrifft aktuell besonders die Glasgebinde", bestätigt Michael Bartholl, Vorsitzender der Zentralgeschäftsführung der Franken Brunnen GmbH. Diese werden vor allem wegen der längeren Haltbarkeit des Inhalts bei Vorratskäufen gerne genommen. Und: "Der ohnehin bestehende Mangel an Glasgebinden wird durch Corona noch verstärkt." Der Engpass liege hier bei den Glashütten und Kastenbauern, die den zusätzlichen Bedarf am Markt mit ihren vorhandenen Kapazitäten nicht abdecken könnten.
Die Versorgung ist gesichert
Dem Problem der Leergut-Knappheit könne man schlicht und einfach durch eine angemessene Verbraucherinformation entgegen wirken, wonach die Versorgung in den Deutschland mit Grundnahrungsmitteln jederzeit gesichert sei, ist hingegen Andreas Vogels Meinung. "'Hamstern ist nicht nur unnötig, sondern zudem wirtschaftlich gesehen unsinnig und im Bezug auf die Mitmenschen unsolidarisch", sagt er.

Und auch Franken Brunnen betont: Die Versorgung der Bevölkerung mit Mineralwasser sei gesichert. Nichtsdestotrotz appelliert Michael Bartholl dringend an die Verbraucher, die leeren Flaschen und Kisten nicht zu horten, sondern sie zügig über den Handel zurückzubringen. "Jeder kann dazu beitragen, dass der Kreislauf des Mehrwegsystems nicht unterbrochen wird und weiterhin reibungslos funktioniert, so dass es bei der Versorgung keinen Engpass gibt."