Eine Krise ist stets auch eine Chance für Neues und Ungewöhnliches – so oder ähnlich lauten zahlreiche Binsenweisheiten zum Thema "Krise". In der Corona-Krise haben sich viele dieser Weisheiten bewahrheitet. In Unterfranken gibt es zahlreiche Beispiele für ungewöhnliche und unerwartete soziale Phänomene, die es ohne Corona so wohl nie gegeben hätte. Zeit, einmal zurückzublicken und die schönsten Corona-Lichtblicke aus der Region zu würdigen.
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1. Vermieterin rührt Würzburger Spielwarenhändler zu Tränen

Das Ostergeschäft ist neben dem Weihnachtsgeschäft die wichtigste Zeit für Spielwarenhändler. So auch für das Würzburger Spielwarengeschäft "Die Murmel". Aufgrund des umfangreichen Lockdowns ist das Geschäft mit Spielwaren nahezu vollständig eingebrochen und konnte auch durch den Online-Vertrieb nicht ausreichend aufgefangen werden. Wie soll ein kleines Geschäft wie "Die Murmel" also weiter die Miete zahlen? Fürs Erste gar nicht, hat die Vermieterin des Spielzeugladens entschieden und Inhaber Thorsten Drechsler drei Monate lang die Miete erlassen. Eine unerwartete Geste, die den Spielzeugverkäufer promt in Tränen ausbrechen ließ.
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2. 92-Jährige aus Rimpar mit Vorerkrankung hat Corona überlebt

Helene Zürrlein aus Rimpar ist 92 Jahre alt und lebt seit Jahren mit nur einer Niere. Im Februar erlitt sie einen Schlaganfall und verlor ihr Sprachverständnis. Als dann die Diagnose "Covid-19" dazu kam, war die Familie verständlicherweise schockiert. "Ich dachte, jetzt ist es vorbei", so ihre Tochter Waltraud Sauer. Doch diese Geschichte endet anders als wohl viele vergleichbare Familienschicksale. Helene Zürrlein überstand die Infektion mit leichten Symptomen und ist nach aktuellem Stand stabil. Für sie gibt es inzwischen wunderbare Neuigkeiten: Seit einige Tagen ist sie dreifache Uroma.
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3. Rhönerinnen nähen ehrenamtlich Masken für den Landkreis

Nicht erst seit in Bayern die Maskenpflicht angekündigt wurde, ist die Nachfrage nach den schützenden Accessoires enorm. Während die einen sich schnell überlegten, wie sie daraus Profit schlagen können, machten andere sich daran, im Dienst der Allgemeinheit zur Nadel zu greifen. So etwa Kerstin Rosin, Gudrun Laudensack und Linda Denner aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld. Die Näherinnen haben ehrenamtlich tausende von Masken genäht und dem Landkreis zur Verfügung gestellt. Mit ihrem Engagement stehen sie stellvertretend für zahlreiche ehrenamtliche Helferinnen und Helfer aus der Region. Toll!
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4. Gabenzaun der Schweinfurter Kindertafel wird gut angenommen

In Zeiten von Lockdown und Social Distancing stellte sich schnell die Frage, wie Spenden und Gaben an Obdachlose und Bedürftige gelangen. Schon bald entstanden die ersten "Gabenzäune" in der Region. Der Gedanke dahinter: Helfer hängen Spenden in Form von Kleidung und Lebensmitteln an einen frei zugänglichen Zaun. Bedürftige nehmen sich davon, was sie brauchen können. Dabei gibt es keine Beschränkung und keine Kontrollen. Einen solchen Gabenzaun gibt es etwa von der Schweinfurter Kindertafel. Wie die Kindertafel jetzt berichtet, wird das Angebot bisher gut angenommen. Weiter so!
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5. Internetportal rettet Familien-Spargelbetrieb im Landkreis Kitzingen

"Fehlen den Bauern bald die Erntehelfer?", "Wer hilft beim Spargel stechen in MSP?", lauteten die Schlagzeilen noch im März. Auch Familie Kohles – Spargelbauern aus Prichsenstadt (Lkr. Kitzingen) – befürchteten für ihre Ernte das Schlimmste. Dass es am Ende besser lief, als gedacht, haben sie dem Internet zu verdanken. Die Familie registrierte ihren Betrieb auf der staatlichen Vermittlungsplattform "DasLandhilft.de". Wenige Tage später hatten sich bereits etwa 15 erntewillige Helfer gemeldet – und den Spargel von Familie Kohl vorerst gerettet.
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6. Ganz Unterfranken spielt "Ode an die Freude"

Menschen brauchen sozialen Austausch – nicht nur in Zeiten von Corona. Wir engagieren uns in Vereinen, tauschen uns in der Arbeit mit Kollegen aus und treffen Freunde. All dies ist mit dem Ausbruch der Krise plötzlich weggebrochen. Für viele Menschen aus der Region stellte sich also die Frage: Wie können wir uns trotzdem verbunden fühlen? Schnell war klar, dass Musik ein Ausweg sein kann. Zahlreiche Menschen aus Unterfranken verabredeten sich über das Internet zum gemeinsamen Musizieren. Zu einem festgelegten Zeitpunkt gingen die Menschen an ihre Fenster, auf ihre Balkone und in ihre Gärten und spielten gemeinsam die "Ode an die Freude" oder das Frankenlied.
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7. Weniger Umweltverschmutzung in Würzburg

Delfine wurden im Main zwar noch keine gesichtet. Trotzdem gibt es auch in Unterfranken gute Nachrichten für Natur und Umwelt: Das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) hat in Würzburg im März einen deutlichen Rückgang der Stickstoffdioxid-Belastung festgestellt. Dies könne etwa auf den coronabedingt-wenigen Verkehr in der Stadt zurückgeführt werden, so ein Sprecher der Stadt. Auch sei im öffentlichen Raum weniger Abfall festgestellt worden und auch der angefallene Restmüll der Würzburger Haushalte sei bislang gut zu bewältigen.
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