Preisverleihungen sind in der Regel nicht per se unterhaltsame Ereignisse. Langatmige Laudationes und der Aufmarsch von Honoratioren, die alle auch noch was sagen wollen, können die Überreichung verdienter Auszeichnungen schon mal zum mühsamen Pflichttermin werden lassen - fürs Publikum wie für die Ausgezeichneten selbst.
Dass es anders geht, haben der Theater- und Orchesterförderverein Würzburg und das Mainfranken Theater am Sonntag gezeigt. Die Verleihung des Theaterpreises, bislang eingebettet ins Programm des Konzerts zum Jahreswechsel, hat ein eigenes Format bekommen: eine Nachmittagsvorstellung mit künstlerischem Rahmenprogramm. Dessen Ziel, so Ulrich Konrad, Vorsitzender des Fördervereins, ist es, das Haus mit all seinen Sparten vorzustellen.

Und so gibt es neben Arien und Duetten von Gioachino Rossini und Richard Strauss (Minkyung Kim und Vero Miller, begleitet von Ulrich Maier) Ausschnitte aus der Ballettproduktion "Bis in die Puppen", dem Musical "Rocky Horror Show" (Nina Mohr und Nils van der Horst) und Goethes "Faust".
Man kann nicht anders, als gespannt sein, was passieren wird, sobald er eine Bühne betritt
Letzterer steht derzeit nicht auf dem Spielplan, wohl aber ist er - in Form des Monologs "Habe nun, ach!" - ideale Plattform für Tom Klenk, Schauspieler und Träger des diesjährigen Theaterpreises. Wenn Klenk nur vor sich hinsummend die Seitentreppe hinunterspaziert, wird klar, warum er den Preis bekommt. Man kann nicht anders, als gespannt sein, was passieren wird, sobald er eine Bühne betritt. Unvergessen sind seine Auftritte etwa in "Der Prinz von Homburg", "Kabale und Liebe", "Der Riss durch die Welt" und nicht zuletzt beim Liederabend "Sehnsuchtswild", in dem Klenk seine Long-Covid-Erkrankung thematisierte.

"Er ist der Mann, der den Unterschied macht", sagt Markus Trabusch in Anlehnung an die Sportrhetorik. Der Intendant würdigt neben Tom Klenks Bühnenpräsenz, Talent, handwerklicher Akribie, Kritikfähigkeit und Liebe zum Publikum auch dessen Lebenserfahrung als Reservoir darstellerischer Tiefe: "Nur, was sich eingedrückt hat, kann ausgedrückt werden."
Silvia Vassallo Paleologo bedankt sich per Video mit Musik und tief empfundenem Dank
Trabusch zeichnet Klenks "märchenhafte Schauspielerlaufbahn" als schnelle Folge von Stationen an großen und/oder renommierten Häusern wie Freiburg, Darmstadt, Essen, Bremen, Wiesbaden oder Nürnberg nach.
"Lieber Markus, ich bin platt", erwidert ein sichtlich bewegter Tom Klenk, der seine Dankesworte auf alle erweitert, die Theater auf und hinter der Bühne überhaupt erst ermöglichen: "Nichts auf der Bühne kann man allein."

Die ins Licht zu rücken, die meist nicht im Vordergrund stehen, das ist Anliegen des Theatersonderpreises, der in diesem Jahr an Silvia Vassallo Paleologo geht. Die aus Palermo stammende "Solorepetitorin mit Dirigierverpflichtung", so ihre Arbeitsplatzbeschreibung, hat längst eine eigene Würzburger Fangemeinde. Sie ist wegen einer Konzertverpflichtung verhindert, steuert aber per Video eine hochvirtuose Nr. 4 aus Rachmaninows Moments Musicaux, ein wunderbar versonnenes "Clair de Lune" von Debussy und tief empfundene Dankesworte bei.
Ulrich Konrad führt gewohnt pointiert durchs Programm, macht Werbung für den Förderverein, dessen Mitgliedschaft nur "einen Schoppen pro Quartal" koste (nämlich 23 Euro), und für den Stifterkreis "Rosenkavaliere". Und verbindet die Zusage für weiteres Engagement, etwa die geplante Spende von einer Million Euro, mit einer Forderung: "Ja, wir sind Freunde des Theaters. Wir erwarten, dass das Theater auch unser Freund ist. Wir erwarten Unterhaltung, Belehrung, Anregung und gelegentlich auch den Adrenalinschub."