Energiepreisexplosion, steigende Inflation, die Folgen des Ukrainekriegs - die Vorzeichen für das vergangene Jahr standen für die Stadt Ochsenfurt nicht gut. Umso erfreulicher die Jahresrechnung 2022, die Verwaltungschef Gerhard Englert dem Stadtrat in dessen jüngster Sitzung präsentiert hat. Der Überschuss aus dem laufenden Verwaltungsbetrieb lag zum Jahresende sogar um 27 Prozent oder 330.000 Euro über den Erwartungen des Haushaltsplans.
Jenseits der blanken Zahlen macht die Jahresrechnung aber auch langfristige Entwicklungen sichtbar, etwa den stetigen Anstieg der Einkommensteueranteile auf zuletzt 6,5 Millionen Euro, die die Gewerbesteuer längst als Haupteinnahmequelle der Stadt verdrängt haben. "Daran sieht man, wie wichtig es ist, neue Einwohner zu bekommen", schließt Kämmerer Englert daraus. 4,7 Millionen Euro flossen von den Unternehmen an Gewerbesteuern in die Stadtkasse, deutlich weniger als im Spitzenjahr 2010 (8,1 Mio. €).
Grunderwerbsteuer lässt auf rückläufige Baukonjunktur schließen
Mit 16,8 Millionen Euro machen die Steuern insgesamt den größten Anteil unter den Einnahmen aus. Auch hier lohnt sich ein genauerer Blick. So ist etwa die Grunderwerbssteuer im Vergleich zum Vorjahr um 31 Prozent auf 120.000 Euro eingebrochen; aus Englerts Sicht eine Folge steigender Darlehenszinsen und Vorzeichen nachlassender Baukonjunktur. Ein kleines Bonmot des Kämmerers: Die Hundesteuer erlebte einen Anstieg um sieben Prozent auf 23.690 Euro, dank insgesamt 530 steuerpflichtiger Vierbeiner im Stadtgebiet.

Mit den Einnahmen zeigt sich Englert zufrieden, fügt aber hinzu: "Wir haben kein Einnahmen- sondern ein Ausgabenproblem." Ein guter Teil dieses Problems fußt auf der Struktur der Stadt mit ihren insgesamt sieben Ortsteilen: Mehrere Kindergärten, die unterhalten werden müssen, acht Feuerwehren, die nach einer angemessenen Unterbringung und Ausstattung verlangen, um nur zwei Beispiele zu nennen. Stadtrandgemeinden vergleichbarer Größe wie Veitshöchheim oder Höchberg tun sich da erheblich leichter, meint Englert.
Der Landkreis kassiert doppelt so viel wie der Freistaat gibt
Die Schlüsselzuweisung des Freistaats von zuletzt 2,6 Millionen Euro dient dazu, strukturelle Unterschiede unter den Kommunen auszugleichen. Gleichzeitig bediente sich der Landkreis Würzburg 2022 über die Kreisumlage in doppelter Höhe, also mit 5,2 Millionen Euro, an den Einnahmen der Stadt Ochsenfurt.
Auf der Ausgabenseite schlug die Personalkosten mit acht Millionen Euro im vergangenen Jahr am stärksten zu Buche, gefolgt vom Sachaufwand mit sechs Millionen Euro. 4,2 Millionen Euro betrugen die Investitionen in Baumaßnahmen. Hier waren die anteiligen Kosten für die Sanierung des Spitals mit 1,5 Millionen Euro der größte Block. Der Betrag war durch die Entnahme aus den Rücklagen abgedeckt, die sich dadurch auf 4,1 Millionen Euro verringert haben.
Seit 2016 musste die Stadt Ochsenfurt keine neuen Schulden mehr machen
Eine vorsorglich eingeplante Neuverschuldung musste, wie schon in den Vorjahren, nicht in Anspruch genommen werden. Die Schulden der Stadt sanken deshalb weiter auf 7,0 Millionen Euro nach 9,6 Millionen im Jahr 2016. Rechnet man die Verbindlichkeiten des städtischen Kommunalunternehmens KSO hinzu, die nicht durch Gebühren abgedeckt sind, dann steht die Stadt bei den Banken insgesamt mit 10,5 Millionen Euro in der Kreide.
Unter den Stadträtinnen und Stadträten bestand nach Vorstellung der Jahresrechnung kein Diskussionsbedarf. "Ich bin sehr zufrieden, dass wir dieses schwierige Jahr so gut gemeistert haben", kommentierte Bürgermeister Peter Juks das Zahlenwerk.