Seit 100 Jahren gibt es den Fußballsport in Ochsenfurt. Es ist eine Geschichte mit Höhen und Tiefen, derer sich der Ochsenfurter FV mit einem Festwochenende erinnerte und mit der manches Mitglied bis heute hadert. Über einen voll besetzten Saal freute sich Vorsitzender Hans-Jürgen Fischer beim Kommersabend im Maininsel-Sportheim.
Es war eine Zeit von Not und Entbehrung, in der August Braun die Ochsenfurter kurz nach dem Ersten Weltkrieg mit dem Fußballvirus infizierte. Den noch kaum bekannten Sport hatte der Kriegsheimkehrer während der Gefangenschaft in England kennengelernt. Hierzulande war das Spiel um das runde Leder zu den Zeit noch so verpönt, dass der Pfarrer von Gaukönigshofen das Fußballspiel gar verbot, wie Landtagsabgeordneter Volkmar Halbleib bei den Recherchen zu seiner Festansprache herausgefunden hatte.
Der Pfarrer verbot den Fußballsport
Allen Widrigkeiten zum Trotz fanden sich 21. Juni 1919 ein paar junge Männer zusammen, um den FC Bavaria Ochsenfurt ins Leben zu rufen. August Braun wurde zum Vorsitzenden gewählt. "Die Leute hatten damals größere Probleme als Fußball zu spielen, und haben trotzdem einen Verein gegründet", erinnerte BLSV-Bezirksvorsitzender Günther Jackl in seinem Grußwort. Goldene Zeiten für den Vereinssport, nach denen sich mancher Vorstand zurücksehnt.
"Fußball bleibt für viele Ochsenfurter eine der schönsten Nebensachen."
Peter Juks, Bürgermeister
Während des Zweiten Weltkriegs kam das Vereinsleben zum Erliegen, bis sich der Verein 1946 unter dem Namen 1. FC Ochsenfurt neu formierte. Neben dem Sport spielte der FCO künftig auch im gesellschaftlichen Leben der Stadt eine tragende Rolle. Zwei Faschingsbälle und vier jährliche Tanzveranstaltungen hielt der Verein bisweilen.
Ein zweiter Verein tritt auf
1971 feierte der FC Ochsenfurt als Unterfränkischer Pokalsieger seinen bis dahin größten Erfolg. Ein Jahr später formierte sich mit dem SV 72 aus einer ehemaligen Betriebsmannschaft ein zweiter Fußballverein auf Ochsenfurter Boden und erhielt unter anderem Zulauf von Spielern, die im ambitionierten Kader des FC Ochsenfurt keine sportliche Zukunft mehr sahen.
Das folgende Jahrzehnt sollte für den FCO zum erfolgreichsten und zugleich tragischsten der Vereinsgeschichte werden. 1980 verloren vier Jugendspieler auf der Rückfahrt von einem Auswärtsspiel ihr Leben. Der Verein erkämpfte sich Meisterschaft um Meisterschaft und schaffte 1988 den Aufstieg in die Landesliga. Die Freude sollte nicht lange andauern. Nach zwei Jahren begann die lange Talfahrt, die den Verein bis in die unterste Spielklasse und an den Rand der Auflösung führte. Landrat Eberhard Nuß fand dafür in seinem Grußwort die passenden Worte: "Das ist oft so, wenn man große Erfolge gefeiert hat, dass man danach ein bisschen durchgereicht wird."
Aus FCO und SV 72 wird OFV
Sportlich buk der SV 72 bis dahin die kleineren Brötchen, blieb dafür aber von Turbulenzen verschont und entwickelte ein reges Vereinsleben. 30 Jahre Jahre lang blieben die beiden Vereine in sportlicher Rivalität verbunden, bis sie sich 2012 zum Ochsenfurter FV zusammenschlossen. Was die Vorstände von langer Hand vorbereitet hatten, schmeckte beileibe nicht allen Mitgliedern. Etliche von ihnen kehrten dem neuen Verein den Rücken.
Rainer Kernwein hingegen, der als Vorsitzender des SV Kleinochsenfurt für die übrigen Ochsenfurter Vereine ein Grußwort sprach, gratulierte dem OFV zur Fusion. Vor allem in seiner gesellschaftlichen Rolle sei der Verein dadurch intakt geblieben, "auch wenn es im Moment sportlich nicht so läuft".
Erfolge abseits des Spielfelds
Erfolge kann der Verein dafür abseits des Spielfelds verbuchen. BFV-Kreisvorsitzender Marco Göbet erinnerte daran, dass OFV 2015 einer der ersten bayerischen Vereine gewesen sei, der Spielrecht für Geflüchtete erwirkt hat.Selbst der Weltverband FIFA war in den Prozess involviert. "In dieser Zeit habt ihr mich richtig beeindruckt", so Göbet. Nach 15 Jahren erfolgreicher Ehrenamtsarbeit überreichte BFV-Ehrenamtsbeauftrager Ludwig Bauer dem OFV das "Gütesiegel Ehrenamt", eine Auszeichnung, die sei 1998 erst 33 Mal an bayerische Fußballvereine vergeben worden sei.
Auf die internationalen Beziehungen, die der Verein seit inzwischen mehr als fünf Jahrzehnten unterhält, ging Josef Meixner als Vertreter des Städtepartnerschaftsvereins ein. Seit 1967 besteht ein reger Austausch mit der oberösterreichischen Gemeinde Aurach am Hongar. Als Gastgeschenk hatte Bürgermeister Josef Staufer ein Fass Bier im Gepäck. 1987 knüpfte der FCO erste Kontakte mit dem FC Allendale in der südenglischen Kleinstadt Wimborne Minster und wurde damit zum Wegbereiter für die zwei Jahre später gegründete Städtepartnerschaft.
Gäste aus Wimborne und Aurach
Angeführt von ihrem Vorsitzenden Eric Case hatte sich eine 23-köpfige Delegation auf den Weg nach Ochsenfurt gemacht, mit dabei die Fußballmannschaft, die am Samstag ein Spiel gegen den OFV bestritt. "Wichtiger als die sportlichen Leistungen der Vereine sind die Freundschaften, die sich durch die Begegnung ergeben haben", betonte Case in seinem Grußwort.
Wenn es gelinge, die sportlichen und ehrenamtlichen Kräfte mit einem klaren Ziel und der Unterstützung durch die Politik zu bündeln, dann lasse sich auch die Zukunft des OFV positiv gestalten, meinte Schirmherr und Bürgermeister Peter Juks, der einst selbst für den FCO im Tor stand. "Fußball bleibt für viele Ochsenfurter eine der schönsten Nebensachen." Bleibt nur noch der Wunsch, mit dem Landtagsabgeordneter Volkmar Halbleib seine Festrede abschloss, nämlich "dass ihr endlich den sportlichen Erfolg habt, den ihr verdient."
Dass sich, anders als 1919, auch die Kirche mit dem Fußball versöhnt hat, bewiesen die beiden Pfarrer Oswald Sternagel und Friedrich Wagner, die dem Kommers ihren ökumenischen Segen spendeten. Musikalisch wurde der Abend vom Ochsenfurter Saxtett gestaltet.