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Bergtheim: Kneipp im Kindergarten: Warum die Kinder im Bergtheimer "Vogelnest" keine Angst vor kaltem Wasser haben

Bergtheim

Kneipp im Kindergarten: Warum die Kinder im Bergtheimer "Vogelnest" keine Angst vor kaltem Wasser haben

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    Kalte Armbäder zu nehmen, das ist für Cajus (Mitte), Matteo (links) und Lia sowie für alle anderen Kinder in der Kita Vogelnest in Bergtheim völlig normal und gewohnt. Das Wasser wird nur abgestreift und soll auf der Haut verdunsten. Das ist erfrischend und fördert die Blutzirkulation.
    Kalte Armbäder zu nehmen, das ist für Cajus (Mitte), Matteo (links) und Lia sowie für alle anderen Kinder in der Kita Vogelnest in Bergtheim völlig normal und gewohnt. Das Wasser wird nur abgestreift und soll auf der Haut verdunsten. Das ist erfrischend und fördert die Blutzirkulation. Foto: Irene Konrad

    Das Tautreten am Morgen, die Storchengänge durch Wasserbecken, Yogaübungen oder Waldspaziergänge, all das ist für die Kinder in der Johanniter-Kindertagesstätte (Kita) Vogelnest in Bergtheim selbstverständlich. Seit dem Start vor drei Jahren wird dort nach dem Kneipp-Gesundheitskonzept gearbeitet. Nun wurde das Vogelnest auch offiziell als Kneipp-Kita anerkannt und zertifiziert.

    Zertifizierte Kneipp-Kitas sind selten. Verena Müller kennt nur eine Kita in der Stadt Würzburg und eine weitere in Büchold im Landkreis Main-Spessart. Die Einrichtungsleiterin der Kita hatte sich um die Belegung eines Qualifizierungslehrgangs an zwei Wochenenden im März und Oktober 2020 in Bergtheim gekümmert.

    "Kinder sollen lernen, auf ihren eigenen Körper zu hören"

    Verena Müller - Kita-Leiterin

    "Wir sind dabei Kneipps fünf Elemente Wasser, Heilpflanzen, Ernährung, Bewegung und Lebensordnung durchgegangen", beschreibt sie den Kursinhalt. Die Zertifizierungsphase zur Umsetzung der Elemente im Alltag dauere dann mindestens 18 Monate. Jetzt wurde von Dorothea Schaal im Vogelnest die Zertifizierungs-Plakette überreicht. Schaal ist Regionalbeirätin der Region Franken/Oberpfalz im Kneipp-Landesverband Bayern.

    Bei der Übergabe der Zertifizierungsplakette für den Kindergarten Vogelnest in Bergtheim. Von links: Anton Seuffert aus Bad Kissingen, Bürgermeister Konrad Schlier, Regionalbeirätin Dorothea Schaal, Kindergarten-Einrichtungsleiterin Verena Müller, Erzieherin Carmen Wegmann und Uwe Kinstle.
    Bei der Übergabe der Zertifizierungsplakette für den Kindergarten Vogelnest in Bergtheim. Von links: Anton Seuffert aus Bad Kissingen, Bürgermeister Konrad Schlier, Regionalbeirätin Dorothea Schaal, Kindergarten-Einrichtungsleiterin Verena Müller, Erzieherin Carmen Wegmann und Uwe Kinstle. Foto: Theresa Batta

    Beim Festakt gab es neben Grußworten mit großem Lob auch ein buntes Programm. Dabei spielten Kinder das Leben des Naturheilkundlers Sebastian Kneipp (1821-1897) nach. Der Pfarrer im schwäbischen Bad Wörishofen baute auf die Heilkraft des Wassers und erforschte die Wirkung der Pflanzen sowie das Zusammenspiel von Nahrung und Bewegung beim Menschen.

    Die Umsetzung der fünf Elemente ist mit allen Bildungsbereichen einer Kita vereinbar

    Die Umsetzung der fünf Elemente ist mit allen Bildungsbereichen einer Kita vereinbar. Im Vogelnest stehe das komplette Team dahinter und es sei auch noch nie vorgekommen, dass Eltern nach dem Erstgespräch ihr Kind lieber doch nicht anmelden wollten. Im Gegenteil: "Wer sein Kind in unsere Kita bringt, ist von Kneipps Gesundheitskonzept überzeugt", sagt Leiterin Müller.

    "Wer sein Kind in unsere Kita bringt, ist von Kneipps Gesundheitskonzept überzeugt."

    Verena Müller, Kita-Leiterin

    In der Kita gibt es zwei Krippen- und zwei Kindergartengruppen. Jedes Kind besitzt eine eigene Kneipptasche. Darin sind eine Kneipp-Bürste, ein Leinenwaschlappen und warme Wollsocken. Die Kita ist nämlich hausschuhfrei. Im Herbst und Winter ziehen die Kinder Stoppersocken an und im Sommer wird barfuß gelaufen.

    Jeden Morgen gehen die Kinder zuerst in den Garten

    Jeden Morgen gehen die Kinder zuerst in den Garten und treten mit ihren nackten Füßen Tau oder Schnee, je nach Jahreszeit. Dann streifen sie das Wasser mit den Händen ab und warten auf die Verdunstungskälte und die Wiedererwärmung. Das ist auch bei den Armbädern oder beim Wassertreten so. Damit trainieren die Kinder ihr Immunsystem und starten frisch in den Tag.

    "Kinder sollen lernen, auf ihren eigenen Körper zu hören", erläutert Erzieherin Müller. Sie sollen spüren, ob es ihnen warm oder kalt ist und dann mit dem Aus- oder Anziehen von Kleidungsstücken reagieren. Das eigene Körpergefühl gehe heute verloren. "Ich würde auch den Unterricht in der Schule mit Tautreten beginnen", gesteht Verena Müller.

    In der Bergtheimer Kita Vogelnest geht es viel nach draußen

    In der Kita Vogelnest geht es viel nach draußen. Zum Barfußpfad im Garten mit seinen verschiedenen Unterlagen und Höhenunterschieden, auf den eigenen eingezäunten Acker neben dem Regenrückhaltebecken zum Gießen, zum Unkraut jäten oder zum Ernten, zum Spaziergang ins Dorf, dem Heilkräutersammeln oder zum Müllsammeln im Zuge der Aktion putz.munter.

    Matteo (links) und Tim gießen auf dem Kita-Acker die frisch gepflanzten Gurken, Tomaten und Roten Rüben. Eigenes Gemüse anzubauen und es zu ernten, das gehört zur Säule Ernährung in der Gesundheitserziehung nach Kneipp.
    Matteo (links) und Tim gießen auf dem Kita-Acker die frisch gepflanzten Gurken, Tomaten und Roten Rüben. Eigenes Gemüse anzubauen und es zu ernten, das gehört zur Säule Ernährung in der Gesundheitserziehung nach Kneipp. Foto: Irene Konrad

    Eltern würden staunen, wie viel ihre Kinder wissen. Beispielsweise, welches Wildkraut zur Heilung auf eine Wunde gelegt werden kann. Oft würden im Urlaub das Tautreten oder Armbäder eingefordert. Die Kita-Kinder helfen mit beim Zubereiten eines gesunden Frühstücks und wissen genau, wie wichtig Obst, Rohkost und Kräuter sind.

    Die Kneipp-Erziehung erhöht die Stresstoleranz und die soziale Kompetenz

    Bei der Säule "Lebensordnung" geht es um Regeln und Rituale. In der Vogelnest-Kita wird Wert gelegt auf Stilleübungen, kreatives Gestalten, freies Spielen, musizieren oder die Gestaltung des Jahreskreises. Der Wechsel zwischen Entspannung und Anforderungen soll die Selbstheilungskräfte aktivieren. Durch die Reize von Sonne, Wärme, Kälte, Luft und Wind auf den Köper würden die Abwehrkräfte von klein an gestärkt. Die Kneipp-Erziehung erhöhe die Stresstoleranz und die soziale Kompetenz. Kinder sollen gesund, selbstbewusst und verantwortungsvoll aufwachsen, sagt Müller.

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