Weihnachtslieder wecken Emotionen. Im besten Fall rufen sie in uns glückliche Erinnerungen hervor – an kuschelige Advents-Kaffeestunden, an lustvolles Plätzchenbacken, an einen besonders schönen, verschneiten Winterspaziergang.
Aber natürlich kann die Weihnachtsmusik, die ab Dezember wieder überall im Radio, in Kaufhäusern und auf Weihnachtsmärkten läuft, in uns auch miese Assoziationen triggern. Sieben Main-Post-Mitarbeiter verraten, welcher ihr grässlichster Weihnachtssong ist. Und sagen, was passiert, wenn sie ihn doch hören müssen.
1.) Last Christmas
"Ich habe den Song einfach zu oft und zu viel gehört; gefühlt läuft der ja schon seit Jahrzehnten", sagt Reporterin Angelika Kleinhenz. Stimmt ja auch. "Last Christmas" entstand 1984; seither kommt zur Weihnachtszeit kein bayerischer Radiosender ohne die weihnachtliche Zuckerwatten-Popschnulze von Wham! aus. Der Song werde auf jeder Party gespielt zur Weihnachtszeit, oft als Rausschmeißer, klagt Kleinheinz: "Und alle singen mit. Das ist manchmal wirklich schlimm!"
Was der Song bei ihr auslöst: "Fluchtreflexe!".
2.) Little Drummer Boy
Kulturreporter Mathias Wiedemann muss nicht lange nachdenken, wenn er nach seinem grässlichsten Weihnachtslied gefragt wird; er nennt sofort den "Little Drummer Boy", einen aus dem Jahr 1941 stammenden, amerikanischen Titel. "Der Song ist dermaßen klebrig-sentimental, dass er mir entsetzlich auf die Nerven geht", sagt Wiedemann. Schon der Inhalt des Liedes ist rührselig; es geht um einen armen Jungen, der sich kein Geschenk fürs neugeborene Christkind leisten kann und daher mit dem Einverständnis der Jungfrau Maria fürs Kind auf der Trommel spielt. Im Lied wird der Takt der Trommel durchs gesungene "Rampampampam" verstärkt. "Vor allem dieses penetrant durchgehaltene Rampampampam strapaziert das Nervenkostüm schon arg", stöhnt Wiedemann. Allerdings hat der Kulturreporter auch traumatische Erfahrungen mit dem Song gemacht: Vor Jahren hat er in der Vorweihnachtszeit eine Urlaubswoche in einem Hotel auf Malta verbracht und musste dort jeden Tag morgens zu "Rampampampam" frühstücken.
Was der Song bei ihm auslöst: Appetitlosigkeit.
3.) Es ist ein Ros' entsprungen
Nicht nur importierte Weihnachtslieder können nerven. Digitalmanagerin Silke Albrecht kann sich mit dem meist in F-Dur notierten, aber in einer alten Kirchentonart komponierten Weihnachtslied "Es ist ein Ros entsprungen" überhaupt nicht anfreunden. Warum? "Weil es so schwer zu singen ist", sagt Albrecht. Wenn sie an Weihnachten in die Kirche geht, singt sie schon mit – aber bei diesem traditionellen Weihnachtslied klappt das Mitsingen einfach nie. Albrecht findet die Melodie übrigens nicht nur "unsingbar", sondern auch langweilig. "So ein Alte-Frauen-Lied." Für sie vermittelt es nicht das richtige Weihnachtsgefühl. Da ist ihr "Stille Nacht" lieber.
Was das Lied bei ihr auslöst: Verstummen.
4.) Jingle Bells
Für Franken-Redakteurin Gerlinde Schlereth ist "Jingle Bells" das schlimmste Weihnachtslied aller Zeiten. "Der Song wird in jedem Kaufhaus, in jedem Supermarkt runtergenudelt; er läuft seit Jahrzehnten zwischen Rolltreppe und Super-Sale-Angeboten. Das kann ich nicht aushalten", sagt Schlereth. Hört sie das Lied beim Einkaufen, bricht Schlereth das Shopping ab und geht. Allerdings versucht sie ohnehin, vor Weihnachten Einkaufstouren in dicht mit Menschen gefüllten Kaufhäusern zu vermeiden. "Ich gehe sowieso lieber in Fachgeschäfte." Zu den Weihnachtsliedern, die sie mag, gehört "Macht hoch die Tür". Weil der Text sinnvoll ist.
Was das Lied bei ihr auslöst: Aggressionen.
5.) All I Want For Christmas Is You
"I just want you for my own/more than you can ever know", singt Mariah Carey in ihrem 2010 veröffentlichen Song "All I Want For Christmas Is You", der in der Vorweihnachtszeit praktisch in Endlosschleife im Radio zu hören ist. Laut Songtext verzichtete die Sängerin gern auf Spielzeuge und Geschenke und auf den Weihnachtsmann sowieso, läge er nur unter Tannenbaum: der Mann, den sie ersehnt. "Der Song reduziert Weihnachten auf billige rosarote Liebesgefühle; und das finde ich falsch", sagt Praktikantin Mareike Sperzel. "Überhaupt finde ich dieses fiepsige amerikanische Mädelsgesinge schlimm." Muss sie sich den Song dennoch anhören, schüttelt es sie.
Was das Lied bei ihr auslöst: Grimassen.
6.) In der Weihnachtsbäckerei
Reporterin Gisela Rauch hat nichts dagegen, wenn Kinder fröhlich sind. Aber gekünstelte und gewollte Fröhlichkeit kann sie nicht leiden, schon gar nicht an Weihnachten. "Und nirgendwo ist diese gewollte Fröhlichkeit so ärgerlich wie in Rolf Zuckowskis Kinderweihnachtsliedern", findet sie. Als ihre Kinder klein waren, musste Gisela Rauch Zuckowskis Machwerke zu oft ertragen; ihre Kinder teilten die Abneigung der Mutter etwa gegen die "Weihnachtsbäckerei" nämlich nicht, sondern spielten den Titel auf ihrem Kinder-CD-Player immer wieder.
Was das Lied bei ihr auslöst: Flucht.
7.) Rudolf The Red-Nosed Reindeer
Um die Entstehung von Rudolf, dem rotnasigen Rentier, rankt sich eine rührselige, aber wahre Geschichte. Sie dreht sich um den Anzeigentexter Robert Lewis May, der, um sein Kind von der Krankheit der Mutter abzulenken, 1939 die Figur des Außenseiter-Rentiers erfand und ein Malbuch dazu entwarf. Als Lied erstmals aufgenommen wurde "Rudolf The Red-Nosed Reindeer" 1945. Der Song, den zuerst Gene Autry vortrug, wurde im Lauf der Jahrzehnte 180 Mal gecovert. Redakteur Harald Korb aber hasst das Lied, weil es für ihn Weihnachten verhunzt. Hört er die Melodie, sieht Korb vor seinem geistigen Auge blinkende Weihnachtsreklame, dauerleuchtende Weihnachtsdekoration und "Weihnachtsmänner, die mit dem Hintern aus dem Fenster hängen". Das Lied, das auch schon mal die Weihnachtskampagne eines bekannten Softdrink-Herstellers untermalt hat, ist für Korb der Inbegriff der Kommerzialisierung des Weihnachtsfestes und daher abzulehnen.
Was das Lied bei ihm auslöst: Abscheu.