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Veitshöchheim: "Indianer-Bananen": Werden exotische Früchte aus Thüngersheim wegen des Klimawandels zur Obstalternative?

Veitshöchheim

"Indianer-Bananen": Werden exotische Früchte aus Thüngersheim wegen des Klimawandels zur Obstalternative?

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    Alexander Zimmermann ist als  Versuchsingenieur für die LWG in Thüngersheim tätig. Im Bild zeigt er einige aufgeschnittene Pawpaw-Früchte.
    Alexander Zimmermann ist als  Versuchsingenieur für die LWG in Thüngersheim tätig. Im Bild zeigt er einige aufgeschnittene Pawpaw-Früchte. Foto: Johannes Kiefer

    Obsternte oder Weinlese sind im Herbst in der Region absolut üblich. Wenn in unseren Breitengraden aber Bananen geerntet werden, ist dies eine Besonderheit. Auf dem Versuchsgelände der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG) "Am Stutel" in Thüngersheim (Lkr. Würzburg) allerdings gehört dies längst schon zur Routine.

    Bananen aus regionalem Anbau: das mutet exotisch an. Und doch: während in diesen Wochen im Frankenland die Weinlese ansteht, ist am "Stutel" ebenfalls Erntezeit – für die als "Indianer-Bananen" oder Pawpaw bezeichneten Früchte des Asimina triloba. Erfahrungen mit dem Anbau der Früchte hat die LWG schon seit 1998.

    Rund 100 Pawpaw-Bäume auf LWG-Gelände in Thüngersheim

    Fünf Bäume fünf verschiedener Sorten wurden damals am "Stutel" gepflanzt, berichten der zuständige Obstbau-Versuchsingenieur Alexander Zimmermann und Betriebsleiter Andreas Lösch. Inzwischen wachsen auf dem LWG-Versuchsgelände rund einhundert Bäume von etwa zwanzig verschiedenen Sorten in zwei unterschiedlich alten Plantagen. "Wir zeigen wie und dass es geht", sagt Lösch.

    Ihren Namen tragen die Indianer-Bananen aufgrund ihrer nordamerikanischen und kanadischen Herkunft. Dort dienten sie laut Versuchsingenieur Zimmermann den Ureinwohnern als sogenannter Brotbaum. Dafür, dass die Indianer-Bananen in unseren Breitengraden im Obstanbau bis dato aber eher untergeordnet blieben, nennt Zimmermann mehrere Gründe.

    Mit ihrem gelblich-süßen Fruchtfleisch ähneln die in Thüngersheim angebauten Indianer-Bananen Maracujas oder Avocados.
    Mit ihrem gelblich-süßen Fruchtfleisch ähneln die in Thüngersheim angebauten Indianer-Bananen Maracujas oder Avocados. Foto: Johannes Kiefer

    Einerseits seien die Jungpflanzen bei Preisen von bis zu einhundert Euro je Pflanze ungewöhnlich teuer. Zudem dauere es zwischen sechs und acht Jahre bis zum ersten Ertrag. "Da ist Geduld gefordert und entgegen üblicher Obstbäume ist das die doppelte Zeit", sagt Zimmermann.

    Die Ernte der Indianer-Bananen ist sehr aufwändig

    Eine weitere Besonderheit der Pawpaw-Bäume sei die Notwendigkeit, männliche und weibliche Partnerbäume im Verbund zu pflanzen. Nur so könne Ertrag erzielt werden. Ungewöhnlich ist auch die Befruchtung der Blüten, die im Mai stattfindet: Anstatt wie üblich durch Bienen, werden die Pawpaw-Bäume durch Käfer bestäubt. Der Grund laut Zimmermann: Die Bäume verbreiten einen Geruch, der für Bienen oder Hummeln unangenehm sei. 

    Einen weiteren Grund für die bislang eher geringe Verbreitung des Asimina triloba im Obstbau sieht der LWG-Experte in dem relativ langen Erntezeitraum der Bäume. Die Reifezeit reicht von Ende September bis Mitte Oktober. Im etwa dreiwöchigen Reifefenster seien mindestens zwei, unter Umständen bis zu vier Pflückdurchgänge erforderlich. "Für den kommerziellen Anbau ist das wegen des zeitlichen Aufwandes unrentabel", folgert Zimmermann.

    Rund 100 Pawpaw-Bäume wurden auf dem LWG-Gelände in Thüngersheim angepflanzt. Die geernteten Früchte sind auf dem Würzburger Wochenmarkt erhältlich.
    Rund 100 Pawpaw-Bäume wurden auf dem LWG-Gelände in Thüngersheim angepflanzt. Die geernteten Früchte sind auf dem Würzburger Wochenmarkt erhältlich. Foto: Johannes Kiefer

    Die Früchte ähneln in Form und dem gelblich-süßen Fruchtfleisch Maracujas oder Avocados und gelten als sehr gesund. Als Verkaufspreis lassen sich nach Zimmermanns Schätzung zwischen sechs und acht Euro je Kilogramm erzielen. Auf dem LWG-Versuchsgelände gewachsene Früchte sind erhältlich an einem Stand auf dem Würzburger Wochenmarkt und in einem Gourmet-Restaurant in Nürnberg. Dort werden sie als Dessert kredenzt, sagt Zimmermann.

    Pawpaw-Bäume gelten als widerstandsfähig und frostresistent

    Nach den bald 25-jährigen Erfahrungen der LWG erweisen sich die Bäume als weitestgehend widerstandsfähig, schädlings- und frostresistent bis zu minus 20 Grad Celsius. Deshalb erachtet sie Zimmermann als besonders geeignet für Hobbygärtner. Sie werden bis zu vier Meter hoch und verfügen über sogenannte Pfahlwurzeln.

    Dadurch könnten sie bei fortschreitendem Klimawandel interessant werden, da sie sich Wasser so aus tieferen Erdschichten beschaffen. Nach dem bisherigen Zustand der beiden Plantagen auf dem LWG-Gelände geht Versuchsingenieur Alexander Zimmermann von einer Vitalität der Bäume über etwa achtzig Jahre aus.

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