Die Corona-Pandemie fordert Unternehmen, Behörden und andere Einrichtungen heraus – nicht nur wirtschaftlich, sondern auch mit Blick auf die eigene Arbeitsorganisation. Da müssen Hygieneregeln bestimmt, Laufwege eingezeichnet und Büros ausgedünnt werden. Und was ist mit den Kantinen?
Sie sind – wegen des Infektionsschutzes – teilweise seit März geschlossen. Mitarbeiter bringen ihr Essen mit oder werden am benachbarten Imbiss oder in der Bäckerei fündig. Dagegen lassen größere Unternehmen und Behörden in der Region ihre Kantinen weiterlaufen, wenngleich in abgespeckter Form. Dies hat eine stichprobenartige Umfrage der Redaktion ergeben.
Weniger Tische und Stühle, deutlich weniger Gäste
Beim Autozulieferer ZF in Schweinfurt sind derzeit vier von fünf Kantinen geöffnet, drei zu eingeschränkten Zeiten. Vor der Corona-Krise waren sie teilweise sogar abends in Betrieb, bis zum 20.Juli gab es das Mittagessen dann nur zum Mitnehmen. Seitdem können die ZF-Mitarbeiter aber wieder vor Ort an Tischen essen.

Wie in allen befragten Unternehmen und Behörden wurden Tische und Stühle reduziert, um den Mindestabstand von 1,50 Meter einhalten zu können. So wurde nach Auskunft von ZF-Sprecher Michael Lautenschlager eine Großkantine von 600 auf 176 Sitzplätze heruntergefahren. Überall hat sich entsprechend auch die Gästezahl merklich reduziert. Bei ZF in Schweinfurt zählte man vor der Corona-Krise täglich 3000 bis 3500 Kantinenbesucher, jetzt ist es gerade mal die Hälfte.
Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen für Gäste und Personal
Firmen, die ihre Kantinen öffnen, statten sie mit Handdesinfektionsmitteln aus, Schilder erinnern an das Abstandsgebot. Und auch die Maskenpflicht bis zum Sitzplatz gilt wie in jedem Gastronomiebetrieb. Unter diesen Bedinungen laufen auch die neun Kantinen von Maschinenbauer Bosch Rexroth an den Standorten Lohr, Schweinfurt, Volkach und Augsfeld. Selbstbedienungstheken wurden geschlossen, Tabletts und Besteck händigt das Kantinenpersonal an die Mitarbeiter aus.
Bei Schaeffler in Schweinfurt stehen derzeit nur 120 von normalerweise 400 Sitzplätzen in der Kantine zur Verfügung. Es werde intensiv und nach Plan gelüftet und nach jedem Essen der genutzte Tisch desinfiziert, so die Auskunft von Unternehmenssprecher Marco Bosch. Verzichten müssen die Mitarbeiter aktuell auf die Salatbar und die Suppenstation, es gibt in der Regel zwei Hauptgerichte zur Auswahl – und den Salat oder auch das Dessert zumindest abgepackt dazu. Betroffen von den Corona-Maßnahmen sind dabei nicht nur die Gäste: Auch das Kantinenpersonal von Schaeffler muss in der Küche und bei der Ausgabe Abstand halten und einen Mund-Nase-Schutz tragen.
Würzburger Rathaus und Regierung halten Kantinen geöffnet
Strenge Auflagen zum Infektionsschutz gibt es auch beim Modeunternehmen s.Oliver in Rottendorf (Lkr. Würzburg). Zwar werden nur halb so viele Essen ausgegeben wie noch vor Ausbruch der Corona-Krise. Trotzdem wurden die Öffnungszeiten des Casinos verlängert, um die Gästeströme zu entzerren. Alle Speisen gibt es auch zum Mitnehmen und zum Verzehr am Arbeitsplatz. Wegen Müllvermeidung und Hygiene seien dafür eigene Behältnisse mitzubringen, heißt es vom zuständigen Abteilungleiter Thomas Lurz.
Und die Behörden? Das Kasino im Würzburger Rathaus ist laut Stadtsprecher Christian Weiß im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit nur zu 80 Prozent ausgelastet. Neben den üblichen Hygienemaßnahmen werden für eine mögliche Nachverfolgung die Kontaktdaten der Gäste erfasst. Deutlich weniger Besucher verzeichnet auch die Kantine der Regierung von Unterfranken. Sonst offen für Gäste von auswärts, kann sie im Moment nur von eigenen Mitarbeitern und Beschäftigten anderer Behörden genutzt werden. Alle müssen ihre Besuchszeiten in einem Formblatt festhalten. Auch bei der Regierung gilt: Weniger Tische, mehr Abstand, Maskenpflicht bis zum Sitzplatz.

Dramatisch ist der Rückgang beim Studentenwerk Würzburg mit 24 Mensen und Cafeterien an den vier Hochschulstandorten Würzburg, Schweinfurt, Aschaffenburg und Bamberg. Von März bis September ging die Zahl der ausgegebenen Essen um 85 Prozent auf nur noch 112 000 zurück. Mehrere Monate waren die Einrichtungen komplett geschlossen.
Zum einen wegen der Ausgangsbeschränkungen und Hygienebestimmungen, zum anderen blieben aber auch die Studenten weg: Weil das Sommersemester nur digital lief, seien viele zurück in ihre Heimatorte gezogen und hätten von dort an den Online-Vorlesungen teilgenommen, heißt es aus dem Studentenwerk. Von den 24 Einrichtungen waren zeitweise nur drei bis vier geöffnet. Dies habe zwischen März und September zu einem Umsatzausfall von 3,26 Millionen Euro, ein Minus von 86 Prozent, geführt. Angestellte wurde in Kurzarbeit geschickt.

Doch bis zum 1. November will das Studentenwerk mit verkürzten Öffnungszeiten fast alle Mensen und Cafeterien wieder öffnen – mit Hygienevorschriften wie in den Unternehmen, Registrierung der Gäste und einem reduzierten Angebot. In den großen Mensen werden getrennte Küchenteams gebildet. Ziel: Auch im Falle einer Corona-Infektion den Betrieb aufrechterhalten zu können.