Die Ankündigung von Oberbürgermeister Christian Schuchardt, dass die Würzburger Kickers auf den Ausbau des Stadions am Dallenberg verzichten und stattdessen auf einen kompletten Neubau setzten, bleibt in Stadtratskreisen nicht unkommentiert. Mit einher geht, dass der vom Stadtrat mit großer Mehrheit von 38:7 Stimmen gefasste Beschluss für eine Stadiongesellschaft aufgehoben werden soll.
Bestandteil des Beschlusses war auch die Zusage einer Kostenbeteiligung von sieben Millionen Euro durch die Stadt an einem Ausbau des Stadions am Dallenberg.
Dagegen gestimmt hatten nur Gisela Pfannes (SPD) und Karin Miethaner-Vent (Grüne), sowie ÖDP-Fraktionschef Raimund Binder, seine Fraktionskollegin Christiane Kerner, Lore Koerber-Becker und Laura Wallner (beide SPD) sowie Sebastian Roth (Die Linke). Aller anderen Ratsmitglieder votierten trotz Bedenken damals dafür.
Dauerhafter Spielbetrieb wirtschaftlich unsinnig.
„Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass der dauerhafte Spielbetrieb in der Zweiten Bundesliga am Dallenberg wirtschaftlich unsinnig ist, dennoch sind wir der Verwaltung mit Christian Schuchardt an ihrer Spitze dankbar, die alles versucht hat beizutragen, um ein tragfähiges Konzept zu finden. Dass es schwierig ist, konnte man schon aufgrund des Baugenehmigungsprozesses und der Ausführungen während der Haushaltsberatungen erahnen“, schreibt nun die CSU-Fraktionsvorsitzende Christine Bötsch in einer Stellungnahme.
„Wir wollen, dass die Kickers aber dauerhaft in Würzburg spielen können, deshalb muss jetzt die Suche nach einem geeigneten Standort für ein ligataugliches Stadion begonnen werden. Dies ist aber ebenso ambitioniert, sowohl in der Standortsuche als auch in der Finanzierung“, heißt es weiter. Insofern freue sich die Fraktion über die klare Aussage von Christian Schuchardt, dass eine finanzielle Beteiligung nur an den Umfeld-Maßnahmen, nicht aber am Stadion selbst vorgesehen sei.
SPD-Fraktionschef Alexander Kolbow, der in der Sitzung am Donnerstag mit seinem Antrag auf eine Aussprache zum Thema knapp gescheitert war, sieht dies komplett anders. „Die Würzburger Kickers bringen dem Oberbürgermeister kein Glück“, heißt es in seiner Stellungnahme. Peinlich sei, dass der OB selbst die Stadiongesellschaft höchstpersönlich und ohne Absprache ausgerufen habe und damit die Planungen der Kickers für knapp ein Jahr „in die falsche Richtung gelenkt“ habe.
Nach dem Scheitern der Stadiongesellschaft bleiben für Kolbow und die SPD zahlreiche Fragen offen. Diese werde die SPD-Stadtratsfraktion in einer schriftlichen Anfrage an den Oberbürgermeister richten. Unter anderem möchte die SPD wissen, welche Kosten der Stadt im Rahmen der Planungen für die Stadiongesellschaft entstanden seien und seit wann die Kickers und die Stadt vom Scheitern der Ausbaupläne wussten.
„Fehlentscheidung des Oberbürgermeisters.“
Aus Sicht der SPD-Fraktion werde sich die Nacharbeit der „Fehlentscheidung des Oberbürgermeisters“ noch über Monate hinziehen, schreibt Kolbow. Es bleibe zu hoffen, dass sich die damit verbundenen Folgen nicht auf die Lizenzvergabe und den sportlichen Erfolg der Kickers auswirken würden.
Für Matthias Pilz, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Stadtrat, war die Bekanntgabe des OB kein erfreuliches Ergebnis. „Wir möchten auf jeden Fall im Stadtrat wissen, wie es zu diesem Entschluss der Kickers gekommen ist und was die Grundlage dafür war“, sagt er. „Für mich persönlich gilt dabei aber die Aussage, dass ich selbst weiterhin bereit bin, den Bau eines ligatauglichen Stadions in der bislang zugesagten Höhe von sieben Millionen Euro zu unterstützen.
Dies allerdings nur im Stadtgebiet, außerhalb wäre das nicht unsere Aufgabe.“
Weiter kämpferisch zeigt die Bürgerinitiative Dallenberg.
Weiter kämpferisch zeigt sich Werner Niederdraenk, Sprecher der Bürgerinitiative (BI) Dallenberg. „Diese Entscheidung der Kickers war schon lange überfällig“, sagt er. „Wir wollen das Gutachten sehen, welches das Büro Speer der Stadt vorgelegt hat“, fordert er. „Aber wir wollen sowieso gar keinen Fußball mehr in diesem Stadion“, fügt er hinzu. „Alles was ohne Baugenehmigung gebaut wurde, soll außerdem zurückgebaut werden, dafür werden wir uns mit allen Kräften einsetzen“, so Niederdraenk weiter.