"Endlich ist er wieder da!" Als Doris Jäger-Herleth letzte Woche diesen Ausruf einer regelmäßigen Besucherin des Hauptfriedhofs hörte, freute sie sich. Man hatte ihn also vermisst, "ihren" Engel, der an die 1859 verstorbene Fürstin Ludwika erinnert. Regensburger Experten für Zinkguss-Restaurierung hatten sich ihrer angenommen. Seit wenigen Tagen ist der Himmelsbote in neuem Glanz auf dem Hauptfriedhof zu bewundern.
Im November vergangenen Jahres wurde die Engelsfigur mit Hilfe eines Krans abgebaut. "Erst dann sahen wir, wiestark die Plastik beschädigt war", sagt Jäger-Herleth. Vor allem im Inneren. Gleichzeitig wuchs das Staunen darüber, wie raffiniert die Figur, gerade, was ihr Innenleben anbelangt, vor knapp 160 Jahren gestaltet worden war. Mit der Berliner Firma Geiß hatte der um seine Frau trauernde Fürst Napoleon Adam Swiatopelk-Mirski eine Firma gefunden, die seinerzeit als eine Art Hightech-Unternehmen galt. Dies lag an Moritz Geiß, der Ende der 1820er Jahre ein innovatives Verfahren entwickelt hatte, vollplastische Figuren aus Zinkguss herzustellen.
In eineinhalb Jahren 25 ooo an Spenden zusammen getragen
25 000 Euro kostete es, das Denkmal inklusive Natursteinsockel zu restaurieren. "Wir hatten etliche Klein- und mehrere Großspender", so Jäger-Herleth. Dass es in eineinhalb Jahren gelungen war, diese große Summe aufzutreiben, wo doch so viele andere soziale und kulturelle Organisationen um Spenden werben, mag erstaunen. "Doch wahrscheinlich liegt es daran, dass viele von Ludwikas Geschichte berührt wurden", so die Initiatorin der Spendenaktion.
Ludwika kam Anfang 1859 schwer krank nach Würzburg, um Friedrich Wilhelm von Scanzoni zu konsultieren. Der Gynäkologe hatte damals einen Ruf weit über Deutschland hinaus, fand Doris Jäger-Herleth heraus: "Er zog so viele Menschen nach Würzburg, dass er regelrecht einen Wirtschaftsfaktor für die Stadt darstellte." Doch selbst diese Koryphäe konnte der polnisch-litauischen Fürstin nicht helfen. Sie starb am 15. Februar 1859 in Würzburg mit nur 33 Jahren. Die genauen Todesumstände sind nicht bekannt.

Die Engelsfigur hat ihre Geheimnisse
Warum sich Fürst Swiatopelk-Mirski entschied, fern der Heimat seiner Frau eine Engelsfigur aufzustellen, die an seine Gattin erinnert, ist nicht bekannt. Überhaupt bleibt der Engel geheimnisumwittert. Woher zum Beispiel wusste der Fürst von dem Berliner Unternehmen? Wie organisierte er den Transport der 3,50 Meter hohen, 400 Kilo schweren Figur von Berlin nach Würzburg? Wie ließ er einen zweiten, identischen Engel von Berlin ins litauische Veiveriai schaffen, wo Ludwika bestattet wurde? Und stellt der Engelskopf das Porträt seiner Frau dar?
In den Archiven in Würzburg, Berlin und Litauen finden sich kaum Quellen, die einen Bezug zum Engel haben. Das stellte auch die Regensburger Restaurateure vor Herausforderungen. Welche Farbe hatte die Figur? Viel spricht laut Jäger-Herleth dafür, dass die metallene Oberfläche farblich gefasst war. Vage Nachweise deuten darauf hin, dass dies in einem hellen Sandsteinton geschehen war. Daran orientierten sich die Spezialisten aus der Oberpfalz. Sie verpassten der Plastik einen hellen Anstrich aus hochwitterungsbeständigem Kunstharz.
In den vergangenen Wochen erhielt der Engel seinen letzten Schliff. Nun wird noch der Platz vor der Figur neu angelegt. Außerdem ist eine Infotafel in Arbeit, die knapp über die Bedeutung des Denkmals informiert.
Feierliche WiederaufstellungAm 27. Juli um 12 Uhr wird die Wiederaufstellung des restaurierten Friedhofsengels gefeiert. Hierzu sind alle Spender und Sponsoren sowie Interessierte eingeladen. Anlässlich der Wiederaufstellung wird auch eine von Doris Jäger-Herleth konzipierte Dokumentation präsentiert, in der die Geschichte des Engels bis hin zur Restaurierung beschrieben ist. Das 60-seitige Werk wird für eine Schutzgebühr von 2 Euro abgegeben. Der Engel steht in der Abteilung 1 des Hauptfriedhofs. Der Weg ist ausgeschildert. Bei schlechtem Wetter stehen Pavillons bereit.