Beifall beim Arbeitskreis Kultur. Der Applaus gilt dem Marktgemeinderat. Dieser hat am Dienstagabend beschlossen, Teile des Klosters Unterzell zu kaufen. Für 575 000 Euro erwirbt die Marktgemeinde das ehemalige Refektorium und die Klosterküche. Wie die Gebäude allerdings genutzt werden sollen, darüber wurde nicht gesprochen.
Gut erhaltene Stuckdecke aus der Echterzeit
Mitten im Zeller Altor liegt das ehemalige Kloster Unterzell. Hier lebten zwischen 1230 und 1803 immer wieder Prämonstratenserinnen. Danach wurden die Klostergebäude zu Wohnungen umgebaut. Der Charakter der Klosteranlage ist aber bis heute noch erkennbar. Während des Zweiten Weltkrieges ist die Klosterkirche ausgebrannt. Lange stand sie als Ruine im Zeller Altort, bis sie in den 1970er Jahren in den Neubau der Evangelischen Versöhnungskirche einbezogen wurde.
Teile des Klosterkomplexes gehören seit längerer Zeit dem Investorenteam Breunig und Waldbröl. Auch das ehemalige Refektorium (Speisesaal) und die Klosterküche gehören dazu. Architekt Roland Breunig, der bis 2011 dem Zeller Gemeinderat angehörte, will im Klosterhof 28 Wohnungen schaffen. Für den ehemaligen Speisesaal und die Klosterküche im Erdgeschoss schwebt ihm eine öffentliche Nutzung vor. Vor zwei Jahren trug er diese Idee erstmals auch dem Gemeinderat vor. Seitdem denkt dieser über einen Kauf beziehungsweise eine Nutzung der historischen Gebäudeteile nach. Vor allem das Refektorium mit seiner noch gut erhaltenen Stuckdecke aus der Echterzeit ist ein "herausragendes Denkmal des Unterzeller Frauenklosters", schreiben acht Mitglieder des Arbeitskreises Kultur der Bürgermeisterin.

Kritik an Bürgermeisterin Feuerbach
Doch bleibt weiterhin die Frage, wie eine öffentliche Nutzung der Räumlichkeiten aussehen könnte.Bürgermeisterin Anita Feuerbach stellt sich eine Bibliothek im Refektorium vor, findet dafür aber wenig Unterstützer im Gemeinderat. Andere sprechen von Veranstaltungen, wie Kammerkonzerte, Ausstellungen oder Trauungen. Über Konkretes hat der Gemeinderat nicht diskutiert. Interessanter war die Frage, inwieweit denn die Bewohner des Klosterhofes überhaupt gewillt sind, in ihrem unmittelbaren Umfeld öffentliche Veranstaltungen vor allem am Abend zu dulden. "Eine gewisse Sicherheit ist gegeben", sagt Bürgermeisterin Anita Feuerbach. Denn in den Teilungserklärungen, die Bestandteile der jeweiligen Kaufverträge sind, werde allgemein erwähnt, dass eine öffentliche Nutzung stattfinden soll. Von Kammerkonzerten und einer Bibliothek ist die Rede. "Was darüber hinaus geht, müsste man sich erstreiten", ergänzt Verwaltungsleiter Christian Öder.
Gemeinderat Sebastian Rüthlein (SPD/Bürgerbündnis/Grüne Alternatives) sieht hingegen überhaupt keine Sicherheit gegbeben. "Das einzige, was sicher ist, sind Kammerkonzerte." Überhaupt kritisiert die Fraktion das Vorgehen der Bürgermeisterin. "Die Gemeinde hätte das kaufen müssen", wirft Gemeinderat Tobias Lahl Feuerbach vor. Auch im Hinblick darauf, dass die Gemeinde als Käuferin des Klosterhofes Fördermittel bekommen hätte, jetzt aber leer ausgeht, weil sie das Areal von einem Investor erwirbt. Feuerbach gibt den Ball zurück: "Das Projekt ist vom Gemeinderat unglücklich angegangen worden. Ich habe immer von einer Bücherei gesprochen. Irgendwan kam auf, dass man lieber etwas anderes will."
Quadratmeterpreis von 3026 Euro

Ralf Geisler (CSU/Freie Zeller Bürger) ist für den Kauf. Allerdings ist auch er unschlüssig, wie Refektorium und Klosterküche öffentlich genutzt werden können. Doch ist er voller Hoffnung, dass dem Gemeinderat dazu etwas einfallen könnte. "Wer ständig im Dunkeln herumballert, trifft irgendwann ins Schwarze." Dirk Wegmann (SPD/Bürgerbündnis/Grüne Alternative) hält dagegen: "Ich muss doch ein Konzept haben."
Dann war plötzlich Schluss mit der Debatte. Gemeinderätin Claudia Ullrich (SPD/Bürgerbündnis/Grüne Alternative) konnte sich mit ihrem Antrag durchsetzen, die Diskussion zu beenden und über den Kauf abzustimmen. 14 Gemeinderäte sprachen sich dafür aus, zwei dagegen.
Die Gemeinde kauft Klosterhof und Küche in einem sanierten Zustand. Wände und Decken sind fix und fertig, das historische Portal wird restauratorisch saniert, die Elektroinstallation wird angepasst, die ursprüngliche Farbwandfassung wird in einem Demofenster dargestellt. Geplant sind auch ein barrierefreies WC und eine Toilette fürs Personal, Wasseranschlüsse für Teeküche, eine Glasabtrennung im Bereich der alten Klosterkche und ein barrierefreier Zugang zum Refektorium. Die ehemalige Klosterküche ist 65 Quadratmeter groß, das Refektorium 125 Quadratmeter. Rechnet man den Kaufpreis von 575 000 Euro (brutto) auf den Quadratmeter um, liegt dieser bei 3026 Euro.