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ZELL: Greift der Markt Zell nach dem Filetstück im Klosterhof?

ZELL

Greift der Markt Zell nach dem Filetstück im Klosterhof?

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    Aktueller Bestand und Planung: ein attraktiver Innenhof wird bei der Sanierung und dem Wiederaufbau des Klosterhofs in Originalgeometrie entstehen.
    Aktueller Bestand und Planung: ein attraktiver Innenhof wird bei der Sanierung und dem Wiederaufbau des Klosterhofs in Originalgeometrie entstehen. Foto: Foto: Herbert Ehehalt

    Nur mit viel Fantasie lässt sich im derzeitigen Zustand erahnen, dass im Klosterhof Zell im Verlauf von zwei Jahren schicker Wohnraum entstehen soll. Das Architekturbüro „archicult“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Dornröschenschlaf, der bis ins Jahr 1221 zurückreichenden Geschichte des Gebäudekomplexes, zu beenden.

    28 Wohnungen hinter Klostermauern

    Hinter den historischen Klostermauern des ehemaligen Prämonstratenserkloster im Herzen der Marktgemeinde Zell sollen insgesamt 28 individuelle Wohneinheiten neu entstehen – inklusive sechs Wohnungen in zwei zweigeschossigen Neubauten. Das sanierte Refektorium als „Filetstück“ sowie die im Erdgeschoss liegende ehemalige Klosterküche könnten dabei einer öffentlichen Nutzung dienen.

    Deren Ankauf durch die Gemeinde ist am Dienstag, 5. Juni, einer der Tagesordnungspunkte der Sitzung des Marktgemeinderates. Die Sitzung beginnt um 19.30 Uhr mit einem Ortstermin im historischen Klosterhof.

    An Interessenten mangelt es nicht

    An Interessenten am neuen Wohnraum, der im ehemaligen Kloster Unterzell in der Mainuferstraße innerhalb von zwei Jahren entstehen soll, mangelt es nicht. Das Klosterhof-Areal war von der B&W Projektentwicklungs GmbH als Bauherr von den vorherigen Eigentümern erworben worden.

    Als Teil der Vorbereitung zur Sanierung des Klosterhofs und Neubau zweier Wohnhäuser erfolgte auch eine Suche nach Kampfmittelrückständen.
    Als Teil der Vorbereitung zur Sanierung des Klosterhofs und Neubau zweier Wohnhäuser erfolgte auch eine Suche nach Kampfmittelrückständen. Foto: Foto: Herbert Ehehalt

    Mieter von drei Wohnungen waren nach Aussage von Architekt Roland Breunig in angrenzende Wohnungen bei Übernahme der Umzugskosten durch die Bauwerber umgesiedelt worden. „Wenn's richtig gut läuft, können wir vielleicht noch in diesem Jahr Richtfest feiern. Von den geplanten 28 Wohneinheiten stehen lediglich noch vier zum Verkauf“, verrät Breunig voller Optimismus.

    Suche nach Kampfmitteln aus dem 2.Weltkrieg

    Ein rascher Baufortschritt ist jedoch von vielen Faktoren abhängig. Wie bei alten Bausubstanzen üblich, unter Umständen auch von so mancher Unwägbarkeit. Dazu könnte schon die aktuell laufende Untersuchung nach Kampfmitteln durch eine Fachfirma gehören. Die verhängnisvolle Bombardierung Würzburgs im Zweiten Weltkrieg erstreckte sich bis nach Zell. Entsprechende Spuren eines Einschlags sind im Klosterhof auch heute noch erkennbar.

    Der Dachstuhl war danach nur notdürftig mit einfachsten Schwartenbrettern repariert worden. Alleine dessen Tragfähigkeit bezeichnet Breunig als statische Katastrophe. Ebenso schlecht ist der Zustand der Versorgungsleitungen für Wasser, Abwasser, Gas und Elektro. Sie alle werden im Zuge der Sanierung erneuert.

    Wiederaufbau in der Originalgeometrie

    Zu den Vorbereitungen der zweijährigen Sanierungs- und Umbauphase des Areals gehört neben der Sicherung historischer Baumaterialien auch die Entsorgung allerlei Sammelsurien. Zum großen Teil ist bereits der Rückbau von Nebengebäuden erfolgt, um den Wiederaufbau in der Originalgeometrie aus dem Jahr 1614 zu ermöglichen.

    „Die Neugestaltung soll auf Basis alter Ansichten und Stiche, der von Fürstbischof Julius Echter einst komplett abgerissenen und im Stil der Renaissance und Echterschen Gotik erbauten historischen Substanz erfolgen“, so Breunig voller Begeisterung. Die Arbeiten sind für ihn „spektakulär“. Für die Umsetzung ist, wie schon beim ehemaligen Würzburger Bürgerbräu-Areal, das Architekturbüro „archicult“ mit seinem Faible für historische Bausubstanzen, verantwortlich.

    Neue Zufahrtsstraße notwendig

    Die Bauarbeiten sind auch für die Verkehrsteilnehmer auf der Umgehungsstraße, der Staatsstraße 2300, durch die neu entstandene Behelfszufahrt, erkennbar. Diese war notwendig, da die benötigten schweren Gerätschaften und der Lieferverkehr auf keinem anderen Weg in den Klosterhof gelangen können.

    Das Staatliche Bauamt erteilte für die Zeit der Bauphase der Behelfszufahrt im Rahmen einer Sondernutzungserlaubnis eine Zustimmung. Bau und Rückbau müssen vom Bauherrn finanziert werden. Während der Bauphase gilt auf der Staatsstraße im Bereich der Behelfseinfahrt eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf 60 Stundenkilometer. Und, wichtig: Die Zufahrt und Abfahrt darf jeweils nur als Rechtsabbieger und ohne die Gegenfahrbahn zu kreuzen erfolgen.

    Öffentliche Nutzung denkbar?

    Für das Refektorium und die gegenüberliegende ehemalige Klosterküche kann sich Architekt Roland Breunig eine repräsentative öffentliche Nutzung vorstellen. Die beiden prachtvollen Räume wurden nach Aussage des Architekten dem Markt Zell entgegenkommend zum Ankauf angeboten – zu einem Preis, weit unter dem der künftigen wohnlichen Nutzung. „Ausstellungen und Trauungen könnten hier stattfinden, oder auch Kammerkonzerte oder andere kulturelle Veranstaltungen“, so die Ideen des Architekten.

    Das Obergeschoss des Refektoriums wurde entkernt und von allerlei Sammelsurien befreit.
    Das Obergeschoss des Refektoriums wurde entkernt und von allerlei Sammelsurien befreit. Foto: Foto: Herbert Ehehalt

    Als Alternative einer Ablehnung des Marktgemeinderats zum Ankauf eines Miteigentumanteils am ehemaligen Klosterhof sieht Breunig einen Umbau zu Wohnraum. Auch hier dürfte es wie bei dem gesamten Projekt nicht an Interessenten mangeln.

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