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Zellerau: "MINTraum bayern": Wie die neue Koordinierungsstelle in Würzburg gegen den Fachkräftemangel angehen will

Zellerau

"MINTraum bayern": Wie die neue Koordinierungsstelle in Würzburg gegen den Fachkräftemangel angehen will

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    Die neue Koordinierungsstelle für MINT-Bildungsnetzwerke ist in Würzburg angesiedelt. Zur Eröffnung kam auch die bayerische Kultusstaatssekretärin Anna Stolz.
    Die neue Koordinierungsstelle für MINT-Bildungsnetzwerke ist in Würzburg angesiedelt. Zur Eröffnung kam auch die bayerische Kultusstaatssekretärin Anna Stolz. Foto: Fabian Gebert

    Mit einer Veranstaltung im Würzburger Vogel Convention Center mit geladenen Gästen aus Politik, Wirtschaft und Bildung wurde am Donnerstag eine neue Koordinierungsstelle für MINT (=Initialwort für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik)-Bildungsnetzwerke in Bayern eröffnet. Deutschlandweit ist es die vierte Koordinierungsstelle dieser Art; unter dem Titel "MINTraum bayern" wollen sich die regionalen Netzwerke im Freistaat verbinden und gemeinsam neue Konzepte für eine flächendeckende MINT-Bildungsarbeit in Bayern entwickeln.

    Dass dies wichtig ist, zeigt sich unter anderem darin, dass im MINT-Bereich deutschlandweit 326.100 Fachkräfte fehlen (Stand Oktober 2022). Doch wie kann die neue Koordinierungsstelle dazu beitragen, mehr junge Menschen für MINT-Themen und -Berufe zu begeistern, wie sieht die Arbeit dieser Stelle konkret aus? Antworten gab es beim Eröffnungsevent.

    Sie alle kamen zur Eröffnung der Koordinierungsstelle MINTraum bayern (v.l.n.r.): Petra Scheuermayer (MINTraum bayern), Christoph Petschenka (Geschäftsführer IJF), Gunther Schunk (Vogel Stiftung), Moderatorin Marie Popp, Staatssekretätin Anna Stolz,  Moderatorin Marlene Bösl, Alfred Forchel (Ex-Präsident Universität Würzburg) und Susanne Knotzer (MINTraum bayern).
    Sie alle kamen zur Eröffnung der Koordinierungsstelle MINTraum bayern (v.l.n.r.): Petra Scheuermayer (MINTraum bayern), Christoph Petschenka (Geschäftsführer IJF), Gunther Schunk (Vogel Stiftung), Moderatorin Marie Popp, Staatssekretätin Anna Stolz,  Moderatorin Marlene Bösl, Alfred Forchel (Ex-Präsident Universität Würzburg) und Susanne Knotzer (MINTraum bayern). Foto: Thomas Obermeier

    Junge Menschen sollen sich "klischeefrei für MINT-Berufe begeistern können"

    Die bayerische Kultusstaatssekretärin Anna Stolz zeigte sich in ihrer Eröffnungsrede überzeugt, dass sich die großen Zukunftsthemen wie Klimawandel, Digitalisierung, Energiewende und Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) nur mit MINT lösen lassen. "Bei den MINT-Fächern handelt es sich um die Schlüsseldisziplinen der modernen Welt", so Stolz. Die neue Koordinierungsstelle könne die 20 MINT-Regionen und die sieben MINT-Cluster Bayerns noch enger miteinander verbinden, sie begleiten und beraten. Ziel sei, die nötigen Kompetenzen zu vermitteln, um die Kinder und Jugendliche für MINT zu interessieren. "Es geht nicht nur um ein paar MINT-Begeisterte", betonte Stolz, "wir wollen die breite Masse ansprechen und Talente fördern". Man brauche Nachwuchs in diesem Bereich wie nie zuvor – sowohl in den Lehrberufen als auch auf akademischer Ebene.

    "Gemeinsam geht mehr", unter dieses Motto stellte Christoph Petschenka, Geschäftsführer der Initiative Junge Forscherinnen und Forscher e.V. (IJF) und Projektleiter von MINTraum bayern, die neue Koordinierungsstelle. Diese könne durch das Bündeln und Strukturieren von Angeboten helfen, "junge Menschen klischeefrei für naturwissenschaftliche und technische Berufe zu begeistern – und so ihre eigene und unsere Zukunft selbst gestalten zu können".

    Informativer Science Slam mit Neurobiologe Sebastian Markert, der auf YouTube als sci_bastian Wissenschaftsvideos veröffentlicht.
    Informativer Science Slam mit Neurobiologe Sebastian Markert, der auf YouTube als sci_bastian Wissenschaftsvideos veröffentlicht. Foto: Fabian Gebert

    Gesamter Alltag ist von MINT durchdrungen

    Wie sehr unser gesamter Alltag von MINT durchdrungen ist, stellte der Neurobiologe und Wissenschafts-YouTuber Sebastian Markert alias sci_bastian in einem unterhaltsamen Science Slam vor: Ausgehend von der Frage, wie er ein Glas Wasser hochheben konnte, erklärte Markert in wenigen Minuten mit einfachen Worten komplexe Begriffe und Vorgänge wie Schwerkraft, Gravitation und Kernfusion. Sein Fazit: Mit etwas Vorstellungskraft, Fantasie und Wissen könnten "die banalsten Alltagsdinge zu Mind-Blows (Dinge, die einen umhauen, Anmerk. d. Red.) werden."

    Danach stellten Marie Popp und Marlene Bösl, Schülerinnen des Gymnasiums Veitshöchheim, die als Moderatorinnen durch die Veranstaltung führten, beim "Zukunftstalk" den anwesenden Expertinnen und Experten Fragen rund ums Thema MINT. Christoph Petschenka brach auf die Frage, warum es noch mehr MINT brauche, eine Lanze für längere Laufzeiten von MINT-Projekten. Bei der Forderung nach innovativen Projekten seien zwei oder drei Jahre viel zu kurz, besser wären fünf Jahre – bräuchte man doch Zeit, sich in ein Thema einzuarbeiten und es aufzubereiten. "Eine längere Laufzeit würde, was die Wirkung der Projekte angeht, viel ausmachen", appellierte er an potenzielle Geldgeber. 

    MINT-Angebote müssen für die Zielgruppe attraktiv sein und sie auch örtlich erreichen

    Es gibt schon viele MINT-Aktivitäten, doch "viel hilft nicht immer viel", so Julia André von der Körber-Stiftung aus Hamburg. "Wir sollten nicht nur auf die Zahlen schauen – wenn es die Zielgruppe nicht erreicht, nutzt das schönste MINT-Angebot nichts." Daher sei es wichtig, dass die Angebote für die Schülerinnen und Schüler attraktiv seien – und auch zu ihnen gelangten, zum Beispiel zu Jugendlichen auf dem Land.

    Die MINT-Regionen und ihre Netzwerkarbeit bräuchten verlässliche Strukturen, um erfolgreich agieren zu können, betonte Andrea Stelzl von der MINT-Region Niederbayern: "Förderprojekte sind keine Dauerlösung." Die Bürokratie, die damit einhergehe, fresse Zeit und Geld. Neben einer dauerhaften Basisfinanzierung wünscht sich Stelzl auch MINT-Initiativen, die außerhalb der Schule stattfinden sowie Gendersensibilität.

    Matthias Mörk von der MINT-Region Bayreuth erläuterte, dass viele MINT-Projekte noch zu starr seien und zu wenig Raum für Kreativität ließen. "Wir brauchen Leute, die 'out oft he box' denken", so Mörk, der dazu aufforderte, sich auszuprobieren und auch Fehler zu machen.

    Sie sorgten für die musikalische Untermalung der Veranstaltung: die Musikerinnen und Musiker der Schülerband "Monday 1pm" des Friedrich-Koenig-Gymnasium Würzburg.
    Sie sorgten für die musikalische Untermalung der Veranstaltung: die Musikerinnen und Musiker der Schülerband "Monday 1pm" des Friedrich-Koenig-Gymnasium Würzburg. Foto: Fabian Gebert

    Bei einer Fragerunde aus dem Publikum regte Julia André von der Körber-Stiftung an, sich im außerschulischen Bereich von dem Begriff "MINT" zu lösen. "Für Jugendliche ist es egal, ob MINT draufsteht", sagte sie. "Man könnte die Hemmschwelle senken, indem man den Begriff weglässt." Gunnar Leuner, Lehrer am Gymnasium Veitshöchheim betonte, dass Kreativität und Forschung Langeweile brauche. "Schule hat zu viele Inhalte, die vermittelt werden müssen", sagte er und bekam dafür breite Zustimmung aus der Runde: Es sei wichtig, Freiräume zu schaffen, dass Jugendliche eigene Fragestellungen entwickeln könnten.

    "Dinge positiv zu besetzen und zu prägen ist Elternarbeit"

    Abschließend stellten sich die zwei Leiterinnen der neuen MINT-Koordinierungsstelle vor: Petra Scheuermayer und Susanne Knotzer haben bereits im November 2022 ihre Arbeit aufgenommen. Sie wollen unter anderem den fachlichen Austausch aller MINT-Regionen und Cluster fördern und Best-Practice-Beispiele einzelner Regionen so leicht zugänglich machen, dass alle davon profitieren können. "Wir vertreten außerdem die MINT-Region Bayern in den Bund hinein", erklärte Knotzer nach der Veranstaltung gegenüber dieser Redaktion. Um die einzelnen Akteure Bayerns und die räumlichen Strukturen kennenzulernen, hätten sie und ihre Kollegin alle Regionen bereist und sich die jeweiligen Projekte vorstellen lassen.

    Sie hält beim Thema MINT auch die Zusammenarbeit mit den Eltern für unersetzlich. "Die Schulen können und wollen sicherlich viel tun – aber dafür bleibt oft nicht die Zeit", so Knotzer. Dinge positiv zu besetzen und zu prägen, sei Elternarbeit. "Es kommt immer auch darauf an, wie Eltern ihren Kindern ein Thema zugänglich machen, wie niedrigschwellig sie darüber reden, und ob sie irgendwo hingehen, wo man etwas ausprobieren kann."

    Neue Koordinierungsstelle MINTraum bayernSeit einigen Jahren existieren in Bayern sogenannte MINT-Regionen und -Cluster, die Bildungsangebote auf regionaler Ebene koordinieren und Bildungsakteure vernetzen. Auf Landesebene übernimmt diese Aufgabe nun der MINTraum bayern. Er unterstützt die regionalen MINT-Bildungsnetzwerke und vertritt sie bundesweit öffentlichkeitswirksam.Initiiert wurde die neue Koordinierungsstelle vom Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus; die Projektträgerschaft hat die Initiative Junge Forscherinnen und Forscher (IJF), eine MINT-Bildungsinitiative mit Sitz in Würzburg. Unterstützt wird das Projekt von der Vogel Stiftung Dr. Eckernkamp.Quelle: IJF

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