Wie sieht nach dem Abstieg der Kickers die Stadionplanung aus? Wie steht die Stadt Würzburg dazu? Mit welchen Zuschauerzahlen kalkulieren die Rothosen für die Dritte Liga? Und was macht eigentlich der Gerichtsstreit mit einigen Nachbarn? Fragen über Fragen, die sich an Tag eins nach dem Zweitliga-Aus nur zum Teil beantworten lassen.
Zum geplanten Stadion-Neubau: An dem wollen die Kickers, wie der Chef der Profiabteilung, Daniel Sauer, schon mehrfach betonte, auch weiterhin festhalten. Ein sportlicher Abstieg ändere nichts an der Vision, Zweitligafußball in der Region dauerhaft etablieren zu wollen. Und diese Vision will der Verein nicht in der Flyeralarm Arena am Dallenberg verwirklichen.
Nach einem Gutachten sei deren weiterer Ausbau unwirtschaftlich, nicht zuletzt wegen der Auflagen zum Lärmschutz. Das würde zwischen 40 und 50 Millionen Euro kosten. Ein neues Station für 20 000 Zuschauer ist dagegen auf rund 36 Millionen Euro kalkuliert. Wie die Kickers das finanzieren wollen, darüber gibt es noch keine Informationen. „Wir kennen ja noch nicht mal den Standort“, sagt Sauer. Klar ist: Die Stadt Würzburg will sich am Bau des neuen Stadions nicht beteiligen – aber man will die Kosten für die Infrastruktur rund um die Arena übernehmen, was mehrere Millionen Euro kosten dürfte.
„Diese Entscheidung des Stadtrates ist unabhängig davon, in welcher Liga die Kickers spielen“, erklärt dazu Rathaussprecher Christian Weiß.
Und außerdem übernimmt die Stadt, die ein generelles Ja zum Profifußball abgeben hat, die Standortsuche für ein neues Stadion. Diese läuft jetzt an. Nach Auskunft der Stadt bereitet das Baureferat derzeit eine Machbarkeitsstudie mit einem externen Planungsbüro vor. Die Bauexperten hätten in den vergangenen Wochen „rund ein Dutzend theoretisch mögliche Standorte“ im Stadtgebiet lokalisiert. „Unter Einbeziehung der städtischen Gremien werden diese in den kommenden Wochen auf Praktikabilität wie auch die Machbarkeit eines Stadions am jeweiligen Standort geprüft“, so Weiß.
Bis ein neues Stadion kommt, dauert es noch Jahre. Laut einem unverbindlichen Zeitplan könnte es frühestens zur Spielsaison 2022/23 zur Verfügung stehen. Bis dahin aber sahen die Kickers noch Investitionsbedarf von über zwei Millionen Euro in die vereinseigene Flyeralarm Arena – aufgrund von Auflagen für den Spielbetrieb. Das war der Stand vor dem Abstieg. Ob deshalb weniger Geld benötigt wird, lasse sich derzeit noch nicht absehen, sagt Sauer. Klar ist indes: Die für die Dritte Liga geforderte Kapazität für 10 000 Zuschauer ist vorhanden.
Die Stadt will sich, wie von den Kickers gewünscht, auch an den noch nötigen Investitionen im 50 Jahre alten Stadion am Dallenberg sowie an den Betriebskosten beteiligen – mit maximal 2,4 Millionen Euro. Dieser Beschluss gilt auch weiterhin: „Hier ändert ein Wechsel der Liga nichts an der Entscheidung des Stadtrates oder an der Summe“, erklärt Stadtsprecher Weiß. Die Bewilligung der Mittel sei jedoch vom Nachweis der Aufwendungen abhängig. Hierzu stehe man „im steten Austausch mit den Verantwortlichen der Kickers“. Bislang habe der Verein noch nichts beantragt.
Thema Zuschauerkapazität: Bis zu 13 000 waren bei den Zweitligaspielen zugelassen. Doch diese Zahl ist ein Knackpunkt – nicht zuletzt im Streit mit zehn Anwohnern, die im März Klage gegen die Stadt eingereicht haben: Sie klagen gegen die Nutzung der Stahlrohrtribüne, eines Teils der erweiterten Haupttribüne und des zweigeschossigen VIP-Zeltes. Denn für diese Bereiche liegt bislang keine Baugenehmigung vor. „Das sind Schwarzbauten“, erklärt Anwalt Johannes Bohl, der die Anwohner vertritt. Die maximale Zuschauerzahl sei demnach die vor den genannten Erweiterungen – und die liegt bei 10 006 Zuschauern.
Die Zweitliga-Partien mit bis zu 13 000 Zuschauern – bei sechsmal ausverkauftem Haus – wurden von der Stadt jeweils einzeln genehmigt. Die Anträge zu „beklagten“ Bauten sind nach Auskunft der Stadt derzeit in Bearbeitung.
Für diese Umbauten gibt es zwar schon seit vergangenem Sommer zum damaligen Zweitliga-Start ein prinzipielles Ja – doch unter dem Vorbehalt einer Gesamtplanung für den noch damals angedachten Stadionausbau, unter anderem mit einer Überdachung. Nachdem sich die Kickers jetzt im März für ein neues Stadion entschieden haben, hat sich die Situation geändert, die Bauanträge müssen „nachgearbeitet“ werden. Die Anwohner klagen zudem gegen die Überschreitung der zulässigen Lärmwerte an Spieltagen. Wann über die Klagen entschieden wird, ist nicht bekannt.
Thema Zuschauerbilanz: In der abgelaufenen Saison kamen 189 458 Zuschauer zu den 17 Liga-Heimspielen, im Schnitt 11 154. In der Auslastung liegen die Kickers nach eigenen Angaben hinter St. Pauli, Union Berlin, Eintracht Braunschweig und Dynamo Dresden an fünfter Stelle. In der Drittliga-Saison zuvor waren es 101 576 Zuschauer, pro Spiel durchschnittlich 5346.
Für die kommende Drittliga-Spielzeit kalkuliert Daniel Sauer nach gestiegenem Zuschauerinteresse und Bekanntheitsgrad einen Zuschlag im Vergleich zum Drittliga-Premierenjahr ein. In der Zweiten Liga hatten die Kickers rund 6000 Dauerkarten-Besitzer. Wie viele es künftig sind, ist eine der spannenden Fragen. Sauer jedenfalls ist optimistisch: „Ich hoffe, dass Leidenschaft keine Liga kennt.“