„Tut mir echt sau leid!!!!!!!!“ Acht Ausrufezeichen stehen hinter dem Satz, den die 23-jährige Christina S. einen Tag nach ihrem schockierenden Fund per SMS erhält. In der Nacht zum Montag hatte die Studentin in ihrem Wohnzimmer eine Riesenschlange entdeckt. Das knapp ein Meter lange Tier war durch ein gekipptes Fester in die Wohnung in der Würzburger Innenstadt gekommen. Jetzt hat sich der Besitzer bei ihr gemeldet.
„Ich kam ziemlich spät abends vom Sport nach Hause. Als ich ins Wohnzimmer kam, sah ich schon aus dem Augenwinkel, dass irgendetwas Dunkles an meinem weißen Vorhang war. Plötzlich hat sich das Etwas dann bewegt und gezischt“,

Die 23-Jährige rief nach einem ersten Schockmoment die Berufsfeuerwehr, die das Tier mithilfe eines Keschers einfing und es Dieter Mahsberg vom Lehrstuhl für Tierökologie und Tropenbiologie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg übergab
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Da der Besitzer nicht sofort ausfindig gemacht werden konnte, hängte Christina S. einen Zettel an das Schwarze Brett im mitsamt Bild der Schlange und ihrer Handynummer. „Bei diesen kalten Temperaturen kann das Tier gar nicht so weit kriechen“, erklärt der Zoologe Dieter Mahsberg die Vermutung, die Schlange komme aus der näheren Umgebung. Tatsächlich hatte das Reptil über die Regenrinne keinen all zu weiten Weg, denn der Besitzer wohnt nach Angaben der Studentin im selben Haus wie sie. „Habe heute Abend bei der täglichen Terrarien-Pflege alles erst mitbekommen“, schreibt er in seiner emotionalen Nachricht an die Finderin. Er wolle sich in den kommenden Tagen noch persönlich bei ihr entschuldigen.
„Schlangen sind Ausbruchskünstler“, nimmt Reptilien-Spezialisten Dieter Mahsberg den Halter in Schutz. Ein Minispalt im Terrarium reiche den nachtaktiven Tieren, um auszubüxen. Auch bei ihm hatte sich der Besitzer gemeldet. „Er war äußerst zerknirscht. Hat sich aber sehr gefreut, dass es seinem Python gut geht“, sagt Mahsberg.
Für den Zoologen gebe es keine Grund, das Tier seinem Besitzer nicht zurückzugeben. „Ich habe den Python gebadet und ihm zu trinken gegeben. Er hatte total Durst“, schildert Mahsberg. Ansonsten sei er aber gesund. Der Zoologe hatte das Reptil am Montag mit zu sich nach Hause genommen, wo es artgerecht nächtigen durfte. Am Mittwoch wollte er es wieder dem Besitzer übergeben.
Auch, wenn ein solcher Schlangenfund kein Einzelfall in Würzburg sei, gibt der Zoologe Entwarnung: „Ein ausgebüxtes Hündchen kann wesentlich mehr anrichten.“ Wenn man ein Reptil entdecke, solle man die Feuerwehr zu rufen und dem Tier bloß nichts anzutun.
„Unserer Veterinäramt wird sich nun vor Ort die Verhältnisse anschauen“, informiert Georg Wagenbrenner von der städtischen Pressestelle. Sollte sich das Ausbüxen der Riesenschlange als unglücklicher Zufall erweisen, könnte der Besitzer – ebenso wie Christina S. – mit einem Schrecken davonkommen.