Auf einmal kamen sie um die Ecke gerannt: Kandidatin Jasmin, ihre Shoppingbegleitung, ein Kameramann, ein Tontechniker, ein Regisseur – und rund 20 Schaulustige mit gezückten Handys. „Das war ein totales Heckmeck“, erinnert sich Schuhverkäuferin Liana Schneider genervt. Kaum sei das Fernsehteam bei „Görtz“ angekommen, habe es auch schon die erste Regieanweisung – „Stopp, alle noch mal raus!“ – gegeben. Sechs Tage lang (einschließlich Sonntag) hat Vox für die Sendung „Shopping Queen“ in Würzburg gedreht. Während die fünf Folgen
seit Montag täglich ausgestrahlt werden
, lassen die Verkäuferinnen ihre Dreharbeiten Revue passieren.
Wochenlange Vorbereitung
„Der erste Anruf kam schon Wochen vorher“, erzählt Britta Seethaler. Ein Vox-Mitarbeiter fragte die 28-Jährige, ob die „Stoffbar“ Interesse an einem Shopping-Queen-Dreh habe. Bei der Sendung müssen fünf Kandidatinnen in vier Stunden und mit 500 Euro ein Outfit zu einem vorgegebenen Motto aussuchen, in Würzburg hieß das: „So rockt der Sommer! Finde den perfekten Festival-Look!“ Im Anschluss vergeben die Konkurrentinnen und Modemacher Guido Maria Kretschmer Punkte. Die Gewinnerin bekommt 1000 Euro.
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„Eine Kandidatin hatte uns auf ihrer Wunschliste“, sagt Britta Seethaler. Ein paar Tage nach dem ersten Anruf kam die E-Mail mit angehängten Formularen. „Ich musste mehrmals unterschreiben, dass ich auch wirklich gefilmt werden darf“, so Seethaler. An einem Dienstag Ende März klingelte dann das Telefon. „In 20 Minuten sind wir da“, hieß es am anderen Ende der Leitung. Man solle die Musik abstellen, möglichst normal weiterarbeiten und bloß nicht wartend hinausschauen. Kurz darauf kam Kandidatin Silke angerannt.
„Die war genauso aufgeregt wie ich“, erzählt Seethaler und lacht. Das sei auch der Grund dafür gewesen, dass die zwei Frauen anfangs aneinander geraten sind. „Ich wollte sofort etwas finden, weil die Uhr ja tickte“, erklärt die 28-Jährige. Silke sei das zu schnell gegangen, so dass sie die Vorschläge der Verkäuferin schroff zurückwies. Dass genau diese Szene bereits in der Vorschau immer wieder gezeigt wurde, sieht Britta Seethaler, die die Styling-Doku selbst nie anschaut, entspannt: „So etwas bringt wohl Zuschauer“.
Knapp zwei Stunden sei das dreiköpfige Team plus Fahrer in der „Stoffbar“ gewesen, die meiste Zeit hätten sie Nahaufnahmen gefilmt. „Ich musste die Vesten und Tuniken mal links, mal rechts halten, immer wieder an ihr rumzupfen und die Ketten mehrmals bringen“, schildert Seethaler. Die Stoppuhr sei währenddessen immer weitergelaufen.
Ein Fakt, der auch der Inhaberin der Boutique „Anna Iff“ aufgefallen ist. „Es ging sehr viel Zeit fürs Abfilmen drauf“, erinnert sie sich. Jedes Teil musste aus verschiedenen Winkeln gefilmt werden. Die 32-Jährige verkaufte vor der Kamera auch eine gemusterte Tasche – Werbung, die sich ausgezahlt hat. „Mich haben jetzt schon viele nach der Tasche gefragt“, sagt Anna Iff zufrieden.
Gestern im Fernsehen, heute im Interview: Die Würzburger Modeverkäuferin ANNA IFF erzählt von ihrem Shopping Queen-Dreh. (Video: Meike Rost) Posted by Main-Post Redaktion Würzburg on Dienstag, 16. Juni 2015
Kritischer sehen das die Schuhverkäuferinnen Liana Schneider und Nicole Schmidt. Während Schneider die Kandidatin bei „Görtz“ vor der Kamera beriet – „Ich hatte mich gut vorbereitet, aber nicht auf Gummistiefel“ – kümmerte sich ihre Kollegin um die Schaulustigen. „Es durfte niemand ins Bild laufen“, erzählt sie und fügt im Hinblick auf die vielen nachgestellten Szenen hinzu, „echt ist das ja nicht.“ Auch Jasmin Heinrich, die das Geschehen hinter der Theke beobachtete, zeigt sich sehr enttäuscht: „Das kam alles so fakemäßig rüber und ich hätte mir wirklich mehr erhofft.“ Der Kauf eines Turnbeutels sei am Ende sogar komplett rausgeschnitten worden.
Regisseur greift oftmals ein
Chaotisch ging es auch bei Donnerstags-Kandidatin Christine im „Douglas“ zu. „Ich musste sie in 20 Minuten komplett ab- und neu schminken“, erinnert sich Kosmetikerin Susi Schmitt-Oppel. Zusätzlich habe man immer wieder auf Fragen des Regisseurs reagieren müssen, der sie unter anderem vor der Kamera das Alter der Kandidatin schätzen ließ. „Im Nachhinein haben wir uns geärgert, dass wir teilweise saudumme Antworten gegeben haben“, gesteht Rebecca Leinweber, die parallel Christines Nägel lackierte.
Ein durch und durch negatives Fazit ziehen die Verkäuferinnen des Bekleidungsgeschäfts „Salve“. „Mir hat das alles überhaupt nicht gefallen und es war viel zu gestellt“, sagt die Moderberaterin, die anonym bleiben möchte. Man habe nicht richtig beraten können und die wirklichen Kunden seien verscheucht worden. Der Laden wolle daher nichts mehr mit der Sendung tun haben: „Wir schauen uns die Folge gar nicht an.“