Bewegung hält gesund. Das sagen nicht nur Mediziner, das erkennen auch immer mehr Menschen selbst und gehen auf Suche nach passenden Fitness- oder Sportprogrammen. Und in den Unternehmen spielt – in Zeiten sich verschärfenden Fachkräftemangels – das betriebliche Gesundheitsmanagement eine zunehmend größere Rolle.
Wo aber sind die Fachleute, die die richtigen Bewegungsprogramme dafür entwickeln? Ausgebildet werden sie unter anderem an der Universität Würzburg. Hier hat das Bachelor-Sportstudium seit einigen Jahren den deutschlandweit einmaligen Schwerpunkt "Gesundheit und Bewegungspädagogik".
Deutlich mehr Bewerbungen als Studienplätze
Der Studiengang erfreut sich einer großen Nachfrage. Doch nur 37 Plätze konnten zuletzt angeboten werden, bei sechs- bis siebenmal mehr Bewerbungen. Allerdings, darauf verweist die Uni-Leitung, bewerben sich viele Studierende mehrfach an verschiedenen Hochschulen. Nur ein gutes Drittel der Zugelassenen habe zum aktuellen Wintersemester das Sportstudium in Würzburg auch angetreten.

Dennoch:Institutsleiter Prof. Harald Langehat keinen Zweifel, dass der "Run" auf das Sportstudium mit dem besonderen Profil in Würzburg zusammenhängt. "Das spricht sich herum." Die Themen Gesundheit und Bewegung haben gesellschaftlich an Relevanz gewonnen, die Würzburger Sport-Uni liegt mit ihrem Schwerpunkt im Trend. Schon mit einem Bachelor-Abschluss, also ohne den zusätzlichen Master, haben die Absolventen auf dem Arbeitsmarkt gute Karten - eine gewisse Flexibilität und Mobilität vorausgesetzt.
Wir brauchen nicht die körperlich, sondern die mental Fitten."
Prof. Harald Lange, Institut für Sportwissenschaft
Wer an der Julius-Maximilians-Universität Sportwissenschaft studiert, muss selbst kein begnadeter Sportler sein. "Wir brauchen nicht die körperlich, sondern die mental Fitten", sagt Harald Lange. Die praktischen Anteile sind verschwindend gering, einen Sporteignungstest gibt es - im Gegensatz zu anderen Hochschulen - in Würzburg nicht mehr. Was Top-Athleten nicht ausschließt. Auch mancher Leistungssportler schreibt sich für den sechssemestrigen Studiengang ein, auf die Zeit nach der aktiven Karriere blickend.
"Ich will auf jeden Fall auch danach etwas mit Sport machen", sagt Student Sören Meißner, Leistungsschwimmer vom SV 05 Würzburg und mehrfacher deutscher Meister. Seinen Kommilitonen Jonas Schmitt, ebenfalls im fünften Semester, zieht es Richtung Industrie, wo die Gesundheitsförderung in den Betrieben immer wichtiger wird.
Die Sportstudierenden sind eine bunte Truppe, manche haben sogar schon eine abgeschlossene Berufsausbildung als Physiotherapeut, Pilot oder Polizist in der Tasche. Oder sie packen als fertige Lehrer noch ein Zweitstudium drauf, womit sich die Berufsaussichten erweitern.
Wo Sportwissenschaftler gefragt sind
Die Einsatzmöglichkeiten der Würzburger Sportwissenschaftler sind vielfältig. Das Studium ist praxisorientiert. Die Absolventen lernen, gesundheitsfördernde Bewegungsprogramme zu entwickeln und auszuwerten. Arbeitgeber finden sich in der Privatwirtschaft - etwa Fitness- und Gesundheitsstudios, Krankenkassen, Kliniken oder Sportartikelhersteller - und im öffentlichen Bereich zum Beispiel in großen Sportvereinen, Verbänden oder auch Kommunen.
Die Nachfrage nach den Sportstudienplätzen ist so groß, dass sie nur mit einer Zulassungsbeschränkung vergeben werden. Auf 1,6 wurde der Numerus Clausus vor zwei Jahren hinaufgeschraubt - laut André Siebe, Akademischer Oberrat und organisatorisch für den Studiengang verantwortlich, war dies der dritthöchste N.C. für Bachelor-Studiengänge an der Uni Würzburg. Mittlerweile wurde er wieder auf 2,0 gelockert.
Kombination von Sport mit einem zweiten Fach
Das Bachelor-Studium der Sportwissenschaft in Würzburg muss mit einem zweiten Studienfach kombiniert werden. Viele nehmen die Pädagogik oder Sonderpädagogik dazu, aber auch Sprachen werden gewählt oder sogar Politikwissenschaft. Vielen sei das Zweitfach eher lästig, heißt es. Eine Studierende aus dem fünften Semester findet das Gegenteil: "Klasse, dass ich hier zwei Fächer miteinander verbinden kann!"

Drei Semester unter ihr beschäftigt sich eine Gruppe Studierender in diesem Wintersemester mit dem Wandern - als Trendsport, Tourismusfaktor und unter Gesundheitsaspekten. Anfang Juni soll die Gruppe in sieben Tagen die Alpen überqueren: "Praktisch alle haben sich dafür gemeldet", freut sich Lange über den guten Zuspruch. Für ihn, der bundesweit mit seinem Institut für Fankultur von sich reden machte, gehört die praktische Erfahrung als wertvoller Teil zum Studium. Die Teilnehmer lernen eigene Ressourcen und Grenzen kennen, Gemeinschaft, aber auch die konzeptionelle Ebene. Lange: "Es geht darum, solche Aktionen gut zu planen und zu reflektieren - vom Training, der Ausrüstung über Versicherung, Organisation bis zu negativen Auswirkungen im Massentourismus."
Schwerpunkt der Uni Würzburg liegt klar auf dem Lehramt
Die Bachelor-Studierenden sind freilich eine fast verschwindende Minderheit im Vergleich zu den derzeit 1467 Sport-Studierenden für das Lehramt, sie werden im Sportzentrum unterrichtet. Laut Unileitung liegt der Schwerpunkt in Würzburg klar auf der Ausbildung künftiger Sportlehrer - rund ein Viertel aller Lehramtsstudierenden an der JMU. Trotzdem, so Uni-Sprecherin Esther Knemeyer-Pereira, freue man sich über die Entwicklung im Studiengang Sportwissenschaft und habe sie unterstützt, unter anderem mit einer zweiten Professur.