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WÜRZBURG: Stadt wechselt Nazi gegen Widerstandskämpfer aus

WÜRZBURG

Stadt wechselt Nazi gegen Widerstandskämpfer aus

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    Würzburg, Lengfeld Pilziggrund, Enthüllung des Straßenschildes Angermaierstraße in der vormaligen Helmuth-Zimmerer-Straße.
    Würzburg, Lengfeld Pilziggrund, Enthüllung des Straßenschildes Angermaierstraße in der vormaligen Helmuth-Zimmerer-Straße. Foto: Thomas Obermeier

    Im Kartenwerk der Internet-Suchmaschine Google war die Angermaierstraße schon verzeichnet, als die Straßenschilder "Helmuth-Zimmerer-Straße" noch hingen. Die sind nun aber endgültig Geschichte. Oberbürgermeister Christian Schuchardt hat eines der neuen "Angermaierstraße"-Schilder in der 940 Meter langen Lengfelder Straße enthüllt.

    Vor etwa 50 Zuhörern, unter ihnen Kinder und Enkel des Namensgebers Georg Angermaier (1913 bis 1945), verlor Schuchardt kein Wort über seinen

    den der Stadtrat für unwürdig hält, einer Straße seinen Namen zu geben.

    Der unheimliche Gegner einer brutalen Gewaltherrschaft

    Schuchardt schilderte Angermaiers Weg in den Widerstand gegen die Nationalsozialisten. Der Jurist, Staatsrechtler und Theologe war Justitiar der Diözesen Bamberg und Würzburg. Schuchardt zitierte den späteren Kardinal Julius Döpfner, einem Freund Angermaiers, der sagte, Angermaier habe „mit einer seltenen Überlegenheit und verbissenen Zähigkeit für die Rechte der Kirche gekämpft“ und sei der „unheimliche, aber in seiner Klugheit unantastbare Gegner einer brutalen Gewaltherrschaft gewesen“.

    Sein Einsatz sei weit über den kirchlichen Bereich hinausgegangen. In Abstimmung mit dem Münchener Zweig der bürgerlichen Widerstandsgruppe Kreisauer Kreis habe er 1942 umfassende Staatsaufbau- und Verfassungspläne verfasst.

    Ein katholischer Kämpfer für die Trennung von Kirche und Staat

    GeorgAngermaier
    GeorgAngermaier

    Unter anderem forderte er die fiskalische Trennung von Staat und Kirche, was ihn "als durchaus kritischen Katholiken" ausweise. Bemerkenswert findet Schuchardt auch Angermaiers Ideen zum Sozialstaat. Der antifaschistische Katholik habe die Sozialbindung des Eigentums betont und für betriebliche Mitbestimmung ebenso plädiert wie für eine Gewinnbeteiligung der Arbeitnehmer und für eine Mindestlohngarantie.

    Indirekt kam der OB dann doch auf Zimmerer zu sprechen. Der war ein

    unter anderem Rechtsberater der 56. SS-Standarte "Franken" und hatte mit einer rassistischen Dissertation seinen Doktor gemacht.

    Angermaier setzte sein Leben aufs Spiel - und verlor

    Angermaier, sagte Schuchardt, habe "sich nicht angepasst, um Karriere zu machen oder auch nur sein Überleben zu sichern", sondern "gravierende Nachteile in Kauf genommen", um seinen Überzeugungen und Idealen treu zu bleiben. "Mutig widersetzte er sich einem verbrecherischen System und setzte sogar sein Leben aufs Spiel."

    Am 27. März 1945 starb der Widerständler bei einem Verkehrsunfall. Vieles deutet darauf hin, dass er einem von der SS inszenierten Mordanschlag zum Opfer fiel.

    Die Lehre aus Angermaiers Leben: bleiben, wenn Menschen wegen ihrer Herkunft oder Religion angegriffen werden

    Schuchardt sieht in Angermaier ein Vorbild, wenn es darum geht, "sich zu seinen Überzeugungen zu bekennen, auch wenn man damit allein steht, oder sich Unrecht zu widersetzen, auch wenn das mit Unannehmlichkeiten verbunden ist.

    Dazu gehöre, "dass wir nicht untätig bleiben dürfen, wenn Menschen wegen ihrer Herkunft oder ihrer Religion ausgegrenzt, geschmäht oder angegriffen werden. In einer solchen Situation das Richtige zu tun, dabei kann uns das Vorbild helfen, das uns Georg Angermaier gegeben hat."

    Er freue sich darüber, "dass diese Straße so einen würdevollen Namen erhalten hat". Angermaier sei "ein leuchtendes Vorbild aus dunkler Zeit". Der OB hofft, dass sich die Anwohner schnell mit dem neuen Namen identifizieren.

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