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WÜRZBURG: Steuerverschwendung: Würzburg wieder im Schwarzbuch

WÜRZBURG

Steuerverschwendung: Würzburg wieder im Schwarzbuch

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    Erst ab-, dann wieder hinmontiert: Das Reinigen der Lamellenfassade am Würzburger Kulturspeicher erwies sich als aufwendig – und teuer.
    Erst ab-, dann wieder hinmontiert: Das Reinigen der Lamellenfassade am Würzburger Kulturspeicher erwies sich als aufwendig – und teuer. Foto: Archivfoto: Thomas Obermeier

    Von der Elbphilharmonie in Hamburg und dem Großflughafen Berlin-Brandenburg bis zur Brücke ohne Anbindung auf der Insel Poel in Mecklenburg-Vorpommern – der Bund der Steuerzahler hat in seinem Schwarzbuch 2012 wieder große und kleine Fälle der Verschwendung von Steuergeld zusammengetragen. Unter den gut 100 Negativbeispielen aus Bund, Ländern und Gemeinden sind zwölf aus Bayern, darunter zwei aus Unterfranken.

    Neben der Grünbrücke über die Autobahn A 7 im Neuwirtshauser Forst steht Würzburg gleich zum zweiten Mal in Folge auf der schwarzen Liste. Im vergangenen Jahr wurde die gescheiterte elektronische Datenvernetzung im Bürgerbüro des Rathauses aufgeführt. Heuer ist es die Fassade des städtischen Kulturzentrums am Mainufer.

    • Schwarzbuch: Die Liste mit allen Pannen in Bayern

    Unter der Überschrift „Unpraktisch: Die Verkleidung des Kulturspeichers“ wird die 400 000 Euro teure Reinigung und Renovierung der Naturstein-Glas-Fassade des zehn Jahre alten Museums am nördlichen Stadtausgang beschrieben. Das mit mehreren Architekturpreisen ausgezeichnete Prestigeobjekt ist ein umgebauter, ehemaliger Getreidespeicher. Er wurde von 1996 bis 2002 mit städtischen und staatlichen Mitteln für rund 20 Millionen Euro umgebaut und beherbergt neben einer Kabarettbühne und einer Tanzwerkstadt das städtische Museum mit zwei Sammlungen und wechselnden Ausstellungen. Seine Fassade besteht aus Glas. An den Kopfbauten hängen knapp 2000 Natursteinlamellen vor den Scheiben.

    Da diese von innen nicht zu öffnen sind, können sie nur von außen geputzt werden. Dies geschah aber – unter anderen aus Kostengründen – acht Jahre lang nicht, bis brütende Tauben die Fassade mit ihrem Kot so verschmutzt hatten, dass sich Würzburger Bürger darüber beschwerten.

    Ab Herbst 2010 wurden die 130 Kilogramm schweren Steine nach und nach abgenommen. Die Fenster wurden geputzt, eine Taubenvergrämung angebracht und eine neue Aufhängung montiert. Da diese extra neu konzipiert wurde, lagen die Steine nach der Demontage ein Jahr lang am Boden. Erst zum zehnten Geburtstag des Kulturspeichers im Februar 2012 war die Fassade wieder geschlossen.

    „Durch diesen Umbau des Aufhängungssystems verteuerte sich die ganze Maßnahme auf knapp 400 000 Euro. Ein teures Lehrgeld für die Würzburger Steuerzahler!“, heißt es im Schwarzbuch 2012.

    Das Würzburger Rathaus reagiert gelassen auf seine erneute Aufnahme ins Sündenregister. „Die im Schwarzbuch dargestellten Fakten und Zahlen sind seit Monaten in der Öffentlichkeit bekannt“, erklärt Sprecher Georg Wagenbrenner auf Anfrage unserer Redaktion. „Die 400.000 Euro sind auch eine Investition in die Zukunft, durch die wir künftig Kosten sparen.“ Denn durch die neue Aufhängung seien die Steine für künftige Reinigungsarbeiten einfacher zu demontieren. Nach Informationen unserer Redaktion war die neue Aufhängung aber vor allem deshalb notwendig geworden, weil die alte nicht mehr verwendet werden konnte. Ursprünglich sollte die jetzt 400.000 Euro teure Maßnahme nur 100.000 Euro kosten.

    Die „Lamellen-Affäre“ hatte in den vergangenen zwei Jahren immer wieder in Würzburg für Schlagzeilen gesorgt, da die Stadtverwaltung das Ausmaß des Problems und die Steigerung der Kosten nur scheibchenweise und auf öffentlichen Druck zugegeben hatte.

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