„Hallo, ich bin David, fast acht Jahre alt und ich suche die Antonia. Mein Papa meint, über das Internet finden wir sie, also bin ich hier und hoffe auf Hilfe.“ So beginnt der Beitrag eines verzweifelten Waldbüttelbrunner Vaters im sozialen Netzwerk Facebook. Er verfasste den Text im Namen seines Sohnes, um ein bislang unbekanntes Mädchen, das sein Sohn getroffen hat, zu finden. Was zuerst nach vergebener Liebesmüh klingt, ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft zwischen zwei jungen Menschen.

Es ist Silvester 2017. Der damals sechsjährige David und die siebenjährige Antonia spielen im Takka-Tukka-Land in Gerolzhofen, als sie sich zum ersten Mal begegneten. Sofort herrschte eine enge Verbindung zwischen den beiden Kindern. "Wir haben David den ganzen Tag nicht mehr gesehen", erinnert sich sein Vater Marc Lussi. "Sie spielten zusammen, als würden sie sich schon ewig kennen." Als es dann am Abend wieder nach Hause ging, habe David gesagt, dass er seine neu gefundene Freundin unbedingt wieder sehen müsse, aber "wir hatten keine Nummer, kein gar nichts. Wir wussten nur, dass sie Antonia heißt." Und dass das Mädchen ihren Geburtstag gerne im Indoor-Spielplatz feiert. Lussi beschloss dann in einem Jahr zur gleichen Zeit wieder in das Takka-Tukka-Land zu fahren, um gemeinsam mit David nach Antonia zu suchen. "Wir haben sie aber leider nicht gefunden."
Facebook-Post: Nach kurzer Zeit schon viele Mails
So kam er auf die Idee, einen eher ungewöhnlichen Suchaufruf zu starten: In der Gruppe Fairteiler Würzburg, im sozialen Netzwerk Facebook,verfasste er einen Post im Namen seines Sohnes. "Wenn ihr die Eltern von Antonia kennt, die ungefähr acht Jahre alt ist, an Silvester Geburtstag hat und ihn gerne im Takka-Tukka-Land feiert, würdet ihr sie bitten, eine Nachricht an meinen Papa zu schreiben?", stand unter anderem darin geschrieben.
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Der Post war nicht lange online, schon bekam er Rückmeldung zuhauf. Und diese war durchweg positiv. "Das Feedback war überwältigend", sagt der Vater noch immer erstaunt. Um die 20 Mails habe er innerhalb kürzester Zeit bekommen. Allesamt von fremden Menschen, die ihm und seinem Sohn viel Glück bei der Suche wünschen wollten, "oder die mir einfach nur sagen wollten, dass sie das super finden, dass ich das mache." Vier Nachrichten darunter seien mehr oder weniger wertvolle Tipps für die Suche nach Antonia gewesen. "Drei davon haben sich aber leider als Reinfall erwiesen." Die vierte Nachricht hingegen war dann auch die entscheidende.
"Eine halbe Stunde nachdem ich den Aufruf gestartet habe, war es auch schon vorbei. Wir haben uns gefunden."
Marc Lussi, Vater von David
Jasmin ist der Name der Tippgeberin, sie ist ebenfalls Mitglied der Facebook-Gruppe und ihre Tochter geht mit der echten Antonia in eine Klasse. Sie war es auch, die dann den Kontakt hergestellt hat zwischen Antonias Mutter und Davids Vater. "Eine halbe Stunde nachdem ich den Aufruf gestartet habe, war es auch schon vorbei. Wir haben uns gefunden." Bis heute könne er es nur schwer glauben, dass das alles so schnell und reibungslos funktioniert habe.
Wie eine "Märchenprinzgeschichte" komme es Marc Lussi vor. Drei Wochen später kam es dann auch schon zum ersten Aufeinandertreffen. "Alle waren mega aufgeregt!" Nur David nicht, denn er wusste noch nichts von seinem Glück. Als die Türe dann aufging, war die Enttäuschung zuerst einmal groß. "Beide haben keinen Ton gesagt. Die saßen nebeneinander und wussten nicht, was sie miteinander anfangen sollen", erzählt Lussi. Mittlerweile könne er darüber lachen, denn seit dem zweiten Treffen an Davids Geburtstag sind die beiden ein Herz und eine Seele.
Nicht nur eine Freundschaft ist entstanden
Doch dies ist nicht die einzige Freundschaft, die durch den Facebook-Beitrag entstanden ist. "Ich habe auch Antonias Mama sehr lieb gewonnen", sagt der engagierte Vater. Beide haben eine ähnliche Leidensgeschichte: sie sei gerade in einer Trennung, Lussi hat sie bereits hinter sich. "Da haben wir eine gemeinsame Basis über andere Dinge zu reden." Außerdem finden beide die gesamte Geschichte "total süß". "Wir können stundenlang dasitzen und den beiden zugucken." Und auch mit der Tippgeberin Jasmin verstehe er sich mittlerweile sehr gut. "Besser kann es also gar nicht laufen."
Der Kontakt werde weiter gehalten, versichert der Waldbüttelbrunner Vater. Für das nächste Treffen werden er und David nach Aub fahren und das Heim von Antonia und ihrer Mutter kennen lernen. "Da freuen wir uns schon sehr darauf. Wir beide."