Weiß und rund schimmern die Hütchen am Waldboden. Wiesenchampignons, könnten Pilzsammler meinen. Aber Vorsicht – der grüne Knollenblätterpilz sieht dem essbaren Champignon zum Verwechseln ähnlich. Landet der giftige Doppelgänger im Kochtopf, kann das Abendessen im schlimmsten Fall tödlich enden.
Mangelhaftes Wissen führt immer wieder zu Pilzvergiftungen. In diesem Jahr kommen deutschlandweit besonders viele Fälle vor. Schuld sei das Wetter, sagt Rudolf Markones, Pilzberater aus Kist (Lkr. Würzburg). Durch den warmen Sommer und den feuchten Herbst seien die Bedingungen in diesem Jahr optimal für Pilze. Deshalb gibt es auch in Unterfranken seit etwa zwei Wochen jede Menge beliebte Speisepilze. Weil aber auch viele Giftpilze wachsen und gedeihen, steigt die Zahl der Pilzvergiftungen.
„Wir haben diese Saison deutlich mehr Anfragen als sonst“, sagt Dr. Florian Eyer, Leiter des Giftnotrufs und der Abteilung für Klinische Toxikologie am Klinikum rechts der Isar in München. Jedes Jahr erreichen den Notruf aus ganz Bayern bis zu 400 Anrufe wegen des Verdachts auf eine Pilzvergiftung.
Nur bekannte Pilze sammeln
In der Region ist die Situation bisher nicht dramatisch. Im Schweinfurter Leopoldina Krankenhaus wurden in der laufenden Saison zwei Ehepaare mit einer leichten Pilzvergiftung behandelt, sagt Kliniksprecher Christian Kirchner. An der Uniklinik in Würzburg gab es bisher noch keinen Fall. Markones rät trotzdem zur Vorsicht: "Sammler sollten nur Pilze mitnehmen, die sie zu 100 Prozent bestimmen können." Unbekannte Schwammerl sollten Anfänger am besten einem Pilzberater oder einem Pilzsachverständigen vorlegen, sagt der Gründer des Vereins "Pilzfreunde Mainfranken". Laien empfiehlt er, sich auf Röhrlinge zu beschränken: "Da gibt es bei uns keine tödlichen Arten. Giftig ist nur der Satansröhrling, aber er ist nicht lebensbedrohlich."
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Die ersten Symptome einer Vergiftung können Übelkeit sein, ein Stechen im Magen, Erbrechen oder Durchfall. Das Gift im Fliegen- und im Pantherpilz verursacht außerdem Halluzinationen und Sehstörungen, so Toxikologe Florian Eyer. Die besonders gefährlichen, hochgiftigen Pilze machen sich häufig erst Stunden später bemerkbar. "Beim Knollenblätterpilz dauert es oft vier bis sechs, manchmal sogar acht Stunden."
Pilzreste aufheben
Treten diese Anzeichen nach einer Pilzmahlzeit auf, sollten die Betroffenen die Notrufnummer 112 wählen und den Giftnotruf (Tel.: 089 192 40) alarmieren. Eine gute Pilzbeschreibung, die Fundstelle, aber auch Pilzreste können helfen, den giftigen Übeltäter zu identifizieren.
In solchen Notfällen wird auch Rudolf Markones häufig von der Uniklinik kontaktiert. „Einmal wurde mir sogar das Erbrochene des Patienten mit dem Taxi geschickt.“ Mit dem Mikroskop und Jahre lang gesammeltem Wissen kann der Pilzexperte dann herausfinden, um welchen Pilz es sich handelt. Selbst geringe Mengen mancher Pilzgifte könne schwere Folgen haben. Nicht oder zu spät behandelt, können Pilzvergiftungen die Organe schädigen, zu Leber- oder Nierenversagen führen und im schlimmsten Fall tödlich enden.